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Imke Duplitzer

© dpa

Systemkritik: Imke Duplitzer wettert weiter gegen China

Fechterin Imke Duplitzer erneuerte auf einer Pressekonferenz ihre Kritk am politischen System in China. Ihrer Teamkollegen Britta Heidemann gefiel das überhaupt nicht.

Britta Heidemann wollte nicht mehr ausführen, was sie von der China-Kritik ihrer Teamkollegin Imke Duplitzer hält. „Ich habe mich im letzten halben Jahr genügend positioniert“, sagte die Degenfechterin, „das brauche ich jetzt zwei Tage vor dem Wettkampf nicht mehr zu beantworten.“ Doch die Studentin der chinesischen Regionalwissenschaften musste auch gar nichts mehr sagen. Ihre regungslose Miene und der Blick, der während Duplitzers Ausführungen einen imaginären Punkt in der Ferne angesteuert hatte, drückten ihren Gemütszustand recht deutlich aus: Sie wirkte gelangweilt und genervt.

Imke Duplitzer hingegen fühlt sich von den ersten Tagen in Peking in ihrer Olympia- und Chinakritik bestätigt. „Es ist hier optimal geschmacksneutral“, sagte die Fechterin, „es ist eine Hochglanzfassade, die überreguliert wird.“ Imke Duplitzer hatte sich in vielen Interviews kritisch zur chinesischen Politik geäußert und boykottierte die Eröffnungsfeier. „Ich habe nichts gegen 1,3 Milliarden Chinesen“, sagte sie. „Aber ich habe etwas gegen die eine Million Chinesen, die von diesem System profitieren.“ Zwei Tage nach ihrem Wettbewerb am Mittwoch wird sie bereits zurückfliegen.

Von einer Quelle habe sie gehört, dass das Pressebüro des olympischen Organisationskomitees Bocog eine Sitzung einberufen habe, um darüber zu diskutieren, wie es mit der Situation umgehen könne, falls sie eine Medaille gewänne. „Die haben Schiss davor, dass ich mich hinstelle und das System kritisiere“, sagt Duplitzer, „da könnte ich mich kaputtlachen.“ Bei der Mannschafts-WM im April in Peking seien bereits einige Aussagen falsch ins Englische und Chinesische übersetzt worden, erklärte sie.

Allerdings hat sich die 33-jährige Soldatin noch nicht entschieden, ob sie sich politisch äußern werde, falls sie eine Medaille gewinnt. „Das weiß ich nicht, das kommt darauf an, ob mir das System noch auf den Füßen herumtritt.“ Der Sport spielte bei der Pressekonferenz kaum eine Rolle, dabei hofft der deutsche Fechterbund, dass Duplitzer oder Heidemann das erste Gold im Fechten bei Olympia seit 1992 holen. Florett-Weltmeister Peter Joppich musste auf dem Podium nur wenige Fragen beantworten – die meisten drehten sich um die China-Einstellungen von Heidemann und Duplitzer.

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