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Täglicher Anruf im Dorf: "Eigentlich wollte ich gar nicht schießen"

Fünf Fragen an Hockey-Nationalspieler Tibor Weißenborn. Heute über seinen verwandelten Siebenmeter im gewonnen Halbfinale.

Hallo Herr Weißenborn, feiern Sie den Sieg über Holland noch?

Nein, nein, wir sind schon wieder im olympischen Dorf. Aber in der Kabine haben wir die Musik voll aufgedreht - und vor Freude getanzt. Jetzt muss ich mich aber schon wieder um mein Knie kümmern, das tut nämlich richtig weh.

Wie ist das denn passiert?

Ich habe einen harten Schuss von Taeke Taekema...

... dem holländischen Eckenschützen, der mit einer Geschwindigkeit von über 120 Stundenkilometern schlenzen kann...

...aufs Knie gekriegt. Jetzt ist es natürlich dick und ich muss es mit Salben und Eis eindecken.

Können Sie im Finale am Samstag gegen Spanien denn spielen?

Ja, das lasse ich mir nicht nehmen. Ich könnte auch jetzt noch weiterspielen. Das Knie tut zwar weh und pocht innen, aber irgendwie geht es schon.

Sie haben gerade den fünften Siebenmeter im Halbfinale gegen Holland verwandelt. Hätten Sie nicht getroffen, wäre Ihr Team ausgeschieden. Waren Sie sich dessen vor dem Schuss bewusst?

Dazu muss ich ein bisschen weiter ausholen. Nach dem Ball von Taekema auf mein Knie habe ich mich nur noch durchs Spiel gequält. Deshalb bin ich dann vor dem Schießen zu meinen Jungs gegangen und habe gesagt, dass ich nicht antreten will. Aber dann haben uns plötzlich gleich zwei Schützen gefehlt. Es wollte einfach keiner. Ich habe dann gesagt: "Scheiß drauf, ich mach's."  Vor dem Schuss selbst war ich dann eigentlich gar nicht nervös, mein Puls war nicht einmal so hoch wie bei einigen Siebenmetern zuvor in der Nationalmannschaft. Ich war einfach sehr sicher, dass ich treffen würde.

Das Gespräch führte Ingo Schmidt-Tychsen.

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