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Schweigeminute vor dem Start. Der Gesamtführende Christopher Froome (l.) und die übrigen Fahrer gedenken vor der 14. Etappe der Tour de France den Terror-Opfern von Nizza.

© dpa

Tag der Trauer: Die Tour de France gedenkt Nizza

Die Fahrer tragen Trauerflor und legen Schweigeminuten ein, auch die Fans bleiben ungewohnt ruhig. Die Tour de France trauert um die Terror-Opfer von Nizza.

Die Tour de France ist im Trauermodus. Bei der Siegerzeremonie wird auf Musik verzichtet. An den Armen der Tourveranstalter ist schwarzer Trauerflor befestigt. Auch die geehrten Profis haben dieses Zeichen der Trauer an ihren Trikots. Die Stimmung hat etwas Gespenstisches. Beklagt werden die Opfer des jüngsten Terror-Anschlages in Frankreich. Chris Froome, der in der Nähe von Nizza wohnt und die Promenade aus glücklicheren Tagen gut kennt, bat am Tag nach dem Attentat um den Verzicht auf die obligatorische Pressekonferenz. „Keine sportlichen Fragen bitte“, meinte er und gab anschließend eine Erklärung darüber ab, wie weh es ihm tat, die toten Körper dort zu sehen, von wo er zu seinen Trainingsstrecken aufbricht.

„Du merkst jetzt, dass es ganz andere Sachen gibt, die wichtiger sind als Sieg oder Niederlage“, sagte Fabian Cancellara nachdenklich, als er zum Start der 14. Etappe rollte. Leise war es am Samstag auch im Startort. Die Soundanlagen blieben abgedreht. Tonlos machte die Werbekarawane sich auf den Weg. „Wir kennen das schon“, sagte Tom Steels, sportlicher Leiter beim belgischen Rennstall etixx Quickstep, traurig. „Nach dem Anschlag von Brüssel war es auch bei uns zu Hause bei den Rennen still“, erklärte Steels, meinte aber auch: „Man muss stets gegen all das ankämpfen. Du musst täglich die Rennfahrer motivieren, selbst wenn es bizarr ist, das zu tun.“

Kittel protestiert gegen Tagessieger Cavendish

In dieser Situation gab Tour-Organisator ASO die sinnvolle Parole aus: Ein Tag des Sports, aber kein Tag des Festes. Und so richtete sich der Fokus auch bald auf die sportlichen Aspekte dieser 14. Etappe: Mark Cavendish holte seinen vierten Etappensieg der Tour, Marcel Kittel, der sich vom Briten bedrängt fühlte, protestierte vergeblich. Der deutsche Sprinter war am Ende Fünfter, Landsmann John Degenkolb Vierter. Das Gesamtklassement blieb mit Froome im Gelben Trikot unverändert.

Lauter Gesang und Trommelschläge waren nur bei den Kolumbianern zu hören. Einige wenige Fans von Nairo Quintana hatten sich vor dem Movistar-Bus versammelt und tanzten ausgelassen. Sie scherte die Stille ringsum nicht. Sie störte auch nicht, dass ihr Held bislang sportlich nicht überzeugt hatte. Sie feierten ihn und sich und erfreuten sich ihres Lebens. Und wer wollte es ihnen verdenken? Im eigenen Land erleben sie immer wieder Überfälle, Gewalt, die Folgen des Drogenkriegs und der Guerilla. Den Lebensmut haben sie sich aber nicht nehmen lassen. Auch die Freude an so etwas weniger Wichtigem wie einem Sport-Event nicht. Ihre Stimmen wirkten deshalb nicht störend in all der Stille.

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