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Tennis: Andy Murray siegt zum zweiten Mal in Wimbledon

Andy Murray hat zum zweiten Mal das Tennisturnier in Wimbledon gewonnen. Der Schotte setzte sich im Finale am Sonntag gegen den Kanadier Milos Raonic in drei Sätzen durch.

Das Duell hatte schon begonnen, noch bevor der erste Ball in diesem Wimbledonfinale überhaupt geschlagen wurde. Hermetisch abgeriegelt hinter den edel vertäfelten Teakholztüren warteten Andy Murray und Milos Raonic in der Umkleide des All England Clubs. Einen Tag nach der Finalniederlage von Angelique Kerber gegen Serena Williams hing eisiges Schweigen in der Luft. Doch das lag nicht an den beiden, sondern an ihren Coaches. Ivan Lendl und John McEnroe waren in den 80er Jahren die ärgsten Rivalen auf dem Tennisplatz und sind sich bis heute nicht grün. Murray und Raonic hatten die beiden erst vor drei Wochen zu Beginn der Rasensaison verpflichtet. "Ich habe John glaube ich einmal in der Umkleide gesehen", meinte Lendl gewohnt nüchtern: "Ich habe nicht gesagt, dass wir geredet haben." Lendl hatte den Amerikaner in ihren meist hitzigen Duellen zwar deutlich öfter bezwungen, aber gerade Wimbledon gewann der gebürtige Tscheche nie - McEnroe triumphierte dagegen dreimal auf dem heiligen Rasen. Und man mochte im Vorfeld dieses Endspiels meinen, die beiden alten Streithähne, würden selbst zum Schläger greifen. Denn sie bestimmten die Schlagzeilen. "Ich spiele gegen Milos", betonte Murray leicht genervt, "ich spiele nicht gegen John und Milos spielt nicht gegen Ivan." Am Ende wurde es ein klarer Punktsieg für Murray - mit Lendl in seiner Ringecke.

Und das stets so versteinerte Pokerface Lendls löste sich tatsächlich kurz zu einem Lächeln auf, als Murray nach fast drei Stunden seinen zweiten Matchball verwandelte und seine Freude über den Centre Court hinaus brüllte. Mit 6:4, 7:6 und 7:6 hatte der 29 Jahre alte Schotte seinen zweiten Wimbledonsieg nach 2013 besiegelt, seinen dritten Grand-Slam-Titel insgesamt. Endlich wieder gewonnen, nach schon zwei verlorenen Major-Endspielen in diesem Jahr.

Murray sank auf seinen Stuhl und die Tränen übermannten ihn. "Es bedeutet mir so viel", sagte er schließlich bei der Siegerehrung, den goldenen Challenge Cup dabei fest umschlungen, "dieses Turnier ist das Wichtigste für mich, und ich habe hier auch sehr schmerzliche Niederlagen erlebt. Das macht diesen Sieg jetzt so besonders für mich und den werde ich richtig genießen." Die 15.000 Fans im Stadion bejubelten Murray, unter ihnen Premierminister David Cameron, das britische Thronfolgerpaar und etliche Hollywood- und Tennis-Größen. Sie alle wollten Murray siegen sehen, und er hatte souverän gewonnen. Doch der Druck war groß gewesen. Erstmals in seinem elften Grand-Slam-Finale spielte er weder gegen Novak Djokovic noch Roger Federer. Der Titel war also schon fast Pflicht gegen den kanadischen Debütanten. Dabei hatte Raonic ihre letzte Begegnung im Endspiel des Vorbereitungsturniers im Londoner Queen's Club nur knapp verloren, trotz einer 7:6 und 3:0-Führung. Doch Murray verfügt eben über das wesentlich facettenreichere, aggressivere Spiel und enorme Qualität in der Defensive und beim Return.

Damit entschärfte er auch Raonic' stärkste Waffe, seinen bis zu 230 km/h schnellen Aufschlag. Raonic wirkt immer noch zu statisch, manche nennen ihn Roboter. Zu klinisch, zu emotionslos ist sein Spiel. Und ohne seinen Aufschlag ist er leichte Beute. Dennoch hatte sich der 25-Jährige in dieser Saison durch die Arbeit mit dem spanischen Ex-Profi Carlos Moya bereits deutlich weiterentwickelt und die Top Ten geknackt. Die Beinarbeit des 1,96m großen Raonic hat sich zudem verbessert, und er sucht jetzt oft den Weg ans Netz. Aber natürlich beansprucht der unbescheidene McEnroe die Lorbeeren für sich. Obwohl er in Wimbledon täglich zwischen dem Trainingsplatz und seinen lukrativen TV-Expertenjobs hin- und her hetzte. Auch während des Endspiels saß McEnroe nicht in Raonic' Box - sondern in der Kommentatorenbox von Espn, als Höhepunkt der Selbstinszenierung. "Das war so abgesprochen", verteidigte sich Raonic, "er hat mir trotzdem sehr viel geholfen." Verhindern konnte er allerdings nicht, dass Murray im ersten Satz nur sieben Punkte bei eigenem Aufschlag abgab und ihm das entscheidende Break zum 4:3 gelang. Murray blieb der bestimmende Spieler, obwohl er seine Chancen in den nächsten beiden Durchgängen nicht nutzte. Die Tiebreaks dominierte er jedoch. "Ich habe mein Bestes versucht", meinte der Kanadier, "ich wollte ihn unter Druck setzen, bin nach vorne gekommen. Aber Andy hatte immer die bessere Antwort."

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