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Tennis: Thomas Haas erreicht in Wimbledon Runde zwei

Zwei Tage brauchte er für seinen Erstrundensieg gegen den Österreicher Peya. Haas ist in England oft unglücklich ausgeschieden, dieses Mal aber zählt er sogar zu den Mitfavoriten.

Ruhig war die Nacht für Thomas Haas nicht gewesen, und den dringend benötigten Schlaf hatte er auch nicht bekommen. Immer weiter kreisten seine Gedanken um sein Auftaktmatch gegen Alexander Peya, denn der eigentliche Doppelspezialist aus Österreich hatte ihm das Leben weit schwerer gemacht als erwartet. Haas konnte die Partie einfach nicht abhaken, wie auch, er musste sie am Dienstagmittag noch zu Ende spielen. Denn als am Montagabend um 21 Uhr Londoner Zeit die Dämmerung über die Anlage von Wimbledon hereinbrach, wurde die Partie beim Stand von 4:4 im vierten Durchgang unterbrochen. Für Haas ein denkbar schlechter Zeitpunkt. Er führte nach Sätzen 6:7, 7:6 und 6:3 und hatte gerade einen 1:4-Rückstand wettgemacht. Doch dieser Schwung wurde nun gebremst. „Das war richtig nervig, ich habe schon während des Matches daran gedacht, dass wir vielleicht nicht fertig werden“, sagte Haas, „aber es half nichts, es war stockdunkel.“

Dennoch wirkte Haas beim Neustart frischer als sein Kontrahent, sofort gelang ihm das Break zum 5:4. Zwar leistete sich Haas noch zwei Doppelfehler, doch nach nur zehn weiteren Minuten hatte er seinen ersten Matchball mit einem unerreichbaren Volley zum 6:4 verwandelt. „Ich bin froh, dass es geklappt hat; ich wusste teilweise nicht, was ich gegen ihn machen sollte“, erklärte Haas, „mal sehen, ob die nächste Runde weniger holprig wird.“

Etwas ungewohnt ist es schon für Haas, dass er mit seinen 31 Jahren nach seinem Sieg in Halle in den erweiterten Favoritenkreis von Wimbledon aufgerückt ist. Dabei mag die Verwunderung weniger an seinem fortgeschrittenen Sportleralter liegen, als vielmehr an der Tatsache, dass ihm bei seinen letzten zehn Auftritten beim Traditionsturnier das Glück nicht immer gewogen war. Mehr noch, Wimbledon wurde für ihn zum Synonym einer Pechsträhne. „Man muss eigentlich darüber lachen“, sagte Haas kopfschüttelnd, aber es wäre wohl eher ein Lachen, das im Halse stecken bleibt. Auch heute noch fällt es ihm schwer, wirklich wahrzuhaben, was ihm in Wimbledon alles widerfahren ist.

Denn als er sich vor vier Jahren für seine Erstrundenpartie gegen den Serben Janko Tipsarevic einschlug, trat er auf einen umherrollenden Ball, knickte um und musste schließlich aufgeben. Vier Jahre zuvor hatte Haas seine erstes Match ebenfalls abbrechen müssen, nachdem er sich an einer Mahlzeit aus Brokkoli mit Käse den Magen verdorben hatte. Nie war er in Wimbledon über die dritte Runde hinaus gekommen, kurios verlief dabei so manche Partie, die der ehemalige Weltranglistenzweite nicht zwingend hätte verlieren müssen. Am bittersten wurde für Haas jedoch sein Auftritt vor zwei Jahren, als seine erste Achtelfinalteilnahme mit einem Duell mit Roger Federer belohnt worden wäre. Aber ein gezerrter Bauchmuskel zwang ihn zum Verzicht.

Wie weit er dieses Mal kommen kann, darüber möchte Haas lieber nicht spekulieren. Er will jeden Moment einfach genießen, das hat er sich fest vorgenommen. Und vielleicht ist es das richtige Mittel gegen Pechsträhnen.

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