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Sport: Tod des Streckenpostens: "Er hätte uns alle töten können"

Kaum Hupkonzerte, eine vergleichsweise ruhig dahinziehende Blechkolonne in Richtung Autobahn und eine fast gespenstische Ruhe im Fahrerlager. Monza 2000: Der 71.

Kaum Hupkonzerte, eine vergleichsweise ruhig dahinziehende Blechkolonne in Richtung Autobahn und eine fast gespenstische Ruhe im Fahrerlager. Monza 2000: Der 71. Formel-1-Grand-Prix von Italien, er endete nicht als Freudentag. "Es wurde jemand getötet, der sich für unser Leben eingesetzt hätte", sagte BMW-Williams-Pilot Ralf Schumacher wiederholt, damit auch jeder wusste, weshalb er sich nicht über Platz drei freute. Der Tod des italienischen Streckenpostens überschattete alles.

Der Feuerwehrmann war infolge des Massencrashs, in den auch Heinz-Harald Frentzen, Jarno Trulli, David Coulthard und Pedro de la Rosa verwickelt waren, offenbar von einem herumfliegenden Wrackteil oder Reifen getroffen worden und erlag seinen schweren Kopf- und Brustverletzungen. Noch am Abend waren die in den Unfall verwickelten Autos beschlagnahmt worden, und der Staatsanwalt hat gegen die betroffenen Fahrer, darunter Frentzen, Trulli und Barrichello ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. "Frentzen hat zu spät gebremst und den Unfall provoziert", meinte Ferrari-Pilot Barrichello und wurde laut italienischer Zeitungen noch deutlicher. "Wer so fährt wie Frentzen, müsste für zehn Runden gestoppt werden. Er hat den Kopf verloren und hätte uns alle töten können." Frentzen sagte etwas anderes: "Ich habe versucht, Barrichello zu überholen, er hat die Linie gewechselt und unerwartet gebremst."

Ausgerechnet diejenigen, die sonst als Erste zum Helfen da sind, die Feuerwehrleute nämlich, hatten in Monza nicht genügend Schutzraum. Wie bei früheren Unglücken wurden sofort Forderungen gegenüber dem Motorsport-Weltverband Fia und den nationalen Veranstaltern laut, für mehr Sicherheit zu sorgen.

Indessen entwickelt sich in Italien eine scharfe Polemik über die Behandlung der Verletzung des Feuerwehr-Mannes Paolo Gislimberti: Nach Angaben aus dem Krankenhaus Monza, wo der Mann bereits tot ankam, hätte der Einsatz eines Ambulanz-Hubschraubers sein Leben möglicherweise noch retten können - dafür aber hätte man das Rennen abbrechen müssen und nicht, wie geschehen, nach einem Dutzend Runden hinter dem Safety-Car weiter laufen lassen. Der Mann war so mehr als eine Viertelstunde hinter der Pistenabsperrung behandelt, dann ins medizinische Zentrum des Rennens gebracht und erst dann in Richtung Krankenhaus geschickt worden.

Auch über die Verletzungs-Ursache herrscht große Aufregung: Sollte sich herausstellen, dass der Feuerwehrmann von einem Rad erschlagen wurde, das sich vom Wagen des Arrows-Piloten de la Rosa gelöst hatte, bleiben dringliche Fragen. Denn die Räder der Formel-1-Wagen müssen nach dem Reglement an einem so genannten Fangseil befestigt sein, das sie auch bei einem Unfall mit mehr als 300 Kilometer an der Karosserie festhält - was aber hier offenbar nicht geschehen ist.

Gegenüber dem Deutschen Sportfernsehen erhob Williams-Pilot Jenson Button schwere Vorwürfe gegen die Organisatoren. "Bei meinem Ausweichmanöver bin ich selbst direkt auf einen Streckenposten zugefahren, der innerhalb der Absperrung stand. Ich konnte nur hoffen, dass er rechtzeitig weg kommt. Zum Glück ist nichts passiert, aber es war sehr knapp. Wir haben die Problematik bereits am Freitag und Samstag angesprochen, aber die Verantwortlichen haben bis zum Rennen nichts geändert."

Der dunkle Fleck von Monza wird an dieser WM-Saison haften bleiben. Er überdeckt auch den Zweikampf um die Formel-1-Krone, Mika Häkkinen (80 Punkte) vs. Michael Schumacher (78). Wie sehr dieses Duell an den Nerven zehrt, das wurde bei der Pressekonfrenz nach dem Großen Preis von Italien deutlich. Als der Deutsche gefragt wurde, was es denn für ihn bedeute, dass er mit 41 Siegen die Erfolgsquote des 1994 in Imola tödlich verunglückten Ayrton Senna erreicht habe, konnte er einen Weinkrampf nicht mehr unterdrücken. Die Last für den sonst so beherrscht auftretenden Schumacher war wegen der erfolglosen Wochen zuvor offensichtlich gewaltig gewesen.

Monza. Kaum Hupkonzerte, eine vergleichsweise ruhig dahinziehende Blechkolonne in Richtung Autobahn und eine fast gespenstische Ruhe im Fahrerlager. Monza 2000: Der 71. Formel-1-Grand-Prix von Italien, er endete nicht als Freudentag. "Es wurde jemand getötet, der sich für unser Leben eingesetzt hätte", sagte BMW-Williams-Pilot Ralf Schumacher wiederholt, damit auch jeder wusste, weshalb er sich nicht über Platz drei freute. Der Tod des italienischen Streckenpostens überschattete alles.

Der Feuerwehrmann war infolge des Massencrashs, in den auch Heinz-Harald Frentzen, Jarno Trulli, David Coulthard und Pedro de la Rosa verwickelt waren, offenbar von einem herumfliegenden Wrackteil oder Reifen getroffen worden und erlag seinen schweren Kopf- und Brustverletzungen. Noch am Abend waren die in den Unfall verwickelten Autos beschlagnahmt worden, und der Staatsanwalt hat gegen die betroffenen Fahrer, darunter Frentzen, Trulli und Barrichello ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. "Frentzen hat zu spät gebremst und den Unfall provoziert", meinte Ferrari-Pilot Barrichello und wurde laut italienischer Zeitungen noch deutlicher. "Wer so fährt wie Frentzen, müsste für zehn Runden gestoppt werden. Er hat den Kopf verloren und hätte uns alle töten können." Frentzen sagte etwas anderes: "Ich habe versucht, Barrichello zu überholen, er hat die Linie gewechselt und unerwartet gebremst."

Ausgerechnet diejenigen, die sonst als Erste zum Helfen da sind, die Feuerwehrleute nämlich, hatten in Monza nicht genügend Schutzraum. Wie bei früheren Unglücken wurden sofort Forderungen gegenüber dem Motorsport-Weltverband Fia und den nationalen Veranstaltern laut, für mehr Sicherheit zu sorgen.

Indessen entwickelt sich in Italien eine scharfe Polemik über die Behandlung der Verletzung des Feuerwehr-Mannes Paolo Gislimberti: Nach Angaben aus dem Krankenhaus Monza, wo der Mann bereits tot ankam, hätte der Einsatz eines Ambulanz-Hubschraubers sein Leben möglicherweise noch retten können - dafür aber hätte man das Rennen abbrechen müssen und nicht, wie geschehen, nach einem Dutzend Runden hinter dem Safety-Car weiter laufen lassen. Der Mann war so mehr als eine Viertelstunde hinter der Pistenabsperrung behandelt, dann ins medizinische Zentrum des Rennens gebracht und erst dann in Richtung Krankenhaus geschickt worden.

Auch über die Verletzungs-Ursache herrscht große Aufregung: Sollte sich herausstellen, dass der Feuerwehrmann von einem Rad erschlagen wurde, das sich vom Wagen des Arrows-Piloten de la Rosa gelöst hatte, bleiben dringliche Fragen. Denn die Räder der Formel-1-Wagen müssen nach dem Reglement an einem so genannten Fangseil befestigt sein, das sie auch bei einem Unfall mit mehr als 300 Kilometer an der Karosserie festhält - was aber hier offenbar nicht geschehen ist.

Gegenüber dem Deutschen Sportfernsehen erhob Williams-Pilot Jenson Button schwere Vorwürfe gegen die Organisatoren. "Bei meinem Ausweichmanöver bin ich selbst direkt auf einen Streckenposten zugefahren, der innerhalb der Absperrung stand. Ich konnte nur hoffen, dass er rechtzeitig weg kommt. Zum Glück ist nichts passiert, aber es war sehr knapp. Wir haben die Problematik bereits am Freitag und Samstag angesprochen, aber die Verantwortlichen haben bis zum Rennen nichts geändert."

Der dunkle Fleck von Monza wird an dieser WM-Saison haften bleiben. Er überdeckt auch den Zweikampf um die Formel-1-Krone, Mika Häkkinen (80 Punkte) vs. Michael Schumacher (78). Wie sehr dieses Duell an den Nerven zehrt, das wurde bei der Pressekonfrenz nach dem Großen Preis von Italien deutlich. Als der Deutsche gefragt wurde, was es denn für ihn bedeute, dass er mit 41 Siegen die Erfolgsquote des 1994 in Imola tödlich verunglückten Ayrton Senna erreicht habe, konnte er einen Weinkrampf nicht mehr unterdrücken. Die Last für den sonst so beherrscht auftretenden Schumacher war wegen der erfolglosen Wochen zuvor offensichtlich gewaltig gewesen.

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