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Da geht's lang. Und für Martina Voss-Tecklenburg bald wieder Richtung DFB.

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Update

Trainer-Nachfolge bei DFB-Frauen: Voss-Tecklenburg ist die Erfahrene für den Neuanfang

Martina Voss-Tecklenburg soll die DFB-Frauen künftig trainieren. Der Job ist kein leichter - aber sie könnte ihm gewachsen sein.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ist auf der Suche nach einem neuen Bundestrainer für das Frauen-Nationalteam fündig geworden. Martina Voss-Tecklenburg soll die Auswahl künftig trainieren. Die bundesligaerfahrene Duisburgerin steht zurzeit noch beim Schweizer Verband in Lohn und Brot und soll die WM-Qualifikation mit dem Team noch abschließen. Bei erfolgreicher Mission würde sich der Vertrag der 50 Jahre alten Trainerin zwar um zwei Jahre verlängern. Die Schweizer hatten aber zuvor schon durchblicken lassen, dass es nicht an der Ablöse scheitern soll.

Eine Frau aus den eigenen Reihen – verdiente Nationalspielerin, Trainerin mit Erfahrung und Renommee: Nach dem Ärger um Steffi Jones, die am Erbe der Ikone Silvia Neid gnadenlos gescheitert war, scheint das eine mehr als solide Lösung. Aber auf Voss-Tecklenburg wartet eine große Aufgabe: Sie muss den Frauenfußball in Deutschland praktisch neu aufbauen – und am besten auch gleich wieder zu neuem Glanz führen. Die Auswahl ist zweimal Weltmeister, achtmal Europameister und wurde 2016 in Rio Olympiasieger. Man sollte meinen, sie könnte daran, gleichsam wie Jones, nur scheitern. Aber: Das Rüstzeug hat sie. Anders als ihre Vorgängerin besitzt Voss-Tecklenburg langjährige Erfahrung und, sollte es nötig sein, auch die nötige Härte. Sie gilt als führungsstark, aber auch als Teamplayer. Weggefährten schätzen ihre hochprofessionelle Einstellung, ihre Akribie und einen extrem ausgeprägten Ehrgeiz.

Vier Mal wurde sie Europameisterin

Als Spielerin hat Voss-Tecklenburg selbst 125 Spiele im Nationaldress absolviert. Sie wurde vier Mal Europameisterin und bei der WM 1995 Zweite – sie weiß, wie es ist, wenn Titel der Anspruch sind. Als Trainerin führte sie Duisburg 2009 zum Uefa-Pokalsieg und zu zwei DFB-Pokalerfolgen. Sie kennt die Bundesliga und wird wohl eng mit den Vereinstrainern zusammenarbeiten. Die Berufung zur Bundestrainerin hatte sie in der Vergangenheit immer wieder als „Traumjob“ bezeichnet – und auch nicht mit Kritik am Verband gespart, als dieser für den wichtigsten Posten im deutschen Frauenfußball mit Steffi Jones eine zwar charmante, aber völlig unerfahrene Kandidatin erkor.

Jones scheiterte dann auch an mangelnder Erfahrung. Ihre Menschenkenntnis machte nicht wett, dass es an Führungseigenschaften fehlte. Schlechte Stimmung kam auf und zuletzt wirkte selbst ein Team mit Weltklasse-Anspruch gegen mittelmäßige Mannschaften arg verunsichert. Nach dem blamablen Viertelfinal-Aus bei der EM im vergangenen Jahr hatte ihr der DFB dennoch den Rücken gestärkt. Nach dem letzten Platz beim SheBelieves Cup in diesem Frühjahr war der Welpenschutz aber doch aufgebraucht. Eine Entwicklung war nicht zu beobachten – eher das Gegenteil. Waren die deutschen Frauen bei der EM in den Niederlanden auch ein Stück weit an ihrer eigenen Überheblichkeit gescheitert, war es jetzt Durcheinander und völlige Verunsicherung, die aus den Auftritten sprach.

Unter dem charismatischen Interimstrainer Horst Hrubesch kehrte zuletzt etwas Ruhe ein. Nach den 4:0 gegen Tschechien und Slowenien ist die Mannschaft auch wieder auf Kurs für die WM in Frankreich kommenden Sommer. Hrubesch wird die Qualifikation wohl zu Ende bringen. Und Voss-Tecklenburg hätte dann ab Herbst genug Zeit, den Umbruch bis zur WM im Juni 2019 voranzutreiben. Sie stellt sich ja gern neuen Herausforderungen: Den FF USV Jena führte sie 2011 aus dem Abstiegskampf, später dann die Schweiz mit eher überschaubaren Mitteln erstmals zur Weltmeisterschaft. Das DFB-Team wird nun ihre größte Anstrengung. Sie wird sie wohlbedacht antreten.

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