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Ein freundlicher Klaps zum Abschied? Herthas Trainer Jos Luhukay ist innerlich auf den Wechsel von Adrian Ramos vorbereitet – begrüßen würde er ihn ganz sicher nicht.

© dapd

Transferschluss: Bleibt Ramos bei Hertha?

Adrian Ramos war in den vergangenen Monaten so was wie der Fußballer von der traurigen Gestalt. Am Freitag entscheidet sich, ob der Stürmer bei Hertha BSC bleibt.

Es waren nicht allzu viele Menschen, die den historischen Moment miterlebten. Das Spiel lief schon wieder, und nur wenige Zuschauer verfolgten den Abgang von Adrian Ramos nach seiner Auswechslung. Ein Hertha-Fan brüllte „Ramos! Ramos!“ und hielt dem kolumbianischen Stürmer ein Trikot zum Unterschreiben hin, ein anderer redete derweil auf Spanisch auf ihn ein, und dann passierte das, was man lange nicht gesehen hatte: Adrian Ramos lächelte.

Der 26-Jährige war in den vergangenen Monaten so was wie der Fußballer von der traurigen Gestalt, von dessen Miene irgendetwas zwischen Leiden und Teilnahmslosigkeit abzulesen war. Viel zu lachen hatte Ramos nicht. Im Relegationsspiel gegen Fortuna Düsseldorf unterlief ihm das vielleicht entscheidende Eigentor; die Zweite Liga ist unter seiner Würde, und weil Ramos keine Scheu hatte, das auch öffentlich kundzutun, ist er zuletzt sogar von den eigenen Fans ausgepfiffen worden. Für einen sensiblen Geist wie ihn war das wohl alles ein bisschen viel. „Adrian hat wenig Selbstvertrauen“, hat Herthas Trainer Jos Luhukay erst dieser Tage gesagt. „Ich will ihm helfen, aber er muss sich auch helfen lassen.“

Wie lange der Holländer dem Kolumbianer allerdings noch helfen darf, ist weiterhin fraglich. Bis Freitag ist ein Transfer noch möglich. Ausgeschlossen ist es nicht, dass Ramos den Verein verlässt, allerdings auch nicht sehr wahrscheinlich. Konkrete Angebote gibt es nicht, die Interessenten (wie Eintracht Frankfurt) werden auch von der Ablöse abgeschreckt, die Hertha BSC für den Nationalstürmer aufruft. Sechs Millionen Euro sollen es immer noch sein, obwohl Ramos für solche Summen zuletzt keinen entsprechenden Gegenwert geliefert hat. In Herthas Abstiegssaison hat der Stürmer ganze sechs Tore erzielt, seit Ende März gar nicht mehr getroffen.

Bis Mittwoch, als Hertha im eigenen Amateurstadion den katarischen Erstligisten Umm Salam zum Testspiel empfing. Ramos erzielte zwei Tore zum 3:0-Sieg für den Zweitligisten, und obwohl der Gegner aus dem Morgenland gehobenen Ansprüchen nur bedingt genügte: Tor ist Tor. Vor allem für Ramos. „Es hat ihm gezeigt, dass es doch geht“, sagte Luhukay. „Ich hoffe, dass er seine Leichtigkeit zurückfindet.“

Angesichts der jüngsten Auftritte des Kolumbianers mutet es ein wenig seltsam an, wenn Herthas Trainer sagt: „Aus sportlicher Sicht würde ich Adrian gerne behalten.“ Das impliziert zum einen, dass er immer noch davon ausgeht, dass das Ende der gemeinsamen Zeit absehbar ist; zum anderen zeigt es, wie sehr Luhukay nach wie vor von der sportlichen Qualität überzeugt ist. Ganz falsch liegt er damit wohl nicht. Wenn Ramos auch nur annähernd zu seiner Form zurückfindet, besäße Hertha einen sportlichen Mehrwert, den die Mannschaft sonst nicht hat. Bei Sami Allagui und Sandro Wagner, die als Stammbesetzung für den Angriff vorgesehen sind, handelt es sich um gute Zweitligastürmer – um mehr aber nicht. Ramos hingegen könnte das Plus sein, das die Berliner im Kampf um den Aufstieg vor ihrer Konkurrenz auszeichnet. Beim letzten Zwangsaufenthalt in der Zweiten Liga war er Herthas mit 15 Treffern bester Torschütze.

Natürlich weiß auch die Konkurrenz, dass Ramos es eigentlich besser kann, als er zuletzt gezeigt hat. Dem VfL Wolfsburg wird nun doch wieder ein latentes Interesse nachgesagt, nachdem sich die Verpflichtung des mexikanischen Stürmers Marco Fabian zerschlagen hat. Bis Freitag, zwölf Uhr müsste Ramos auf der Transferliste erscheinen. Wäre dies nicht der Fall, wäre es Luhukay auch recht. „Dann ist die Situation zumindest so, dass er sich zu 100 Prozent auf Hertha konzentrieren kann“, sagt Luhukay. Im Vergleich zum Ist-Zustand wäre das schon ein deutlicher Fortschritt.

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