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Sport: Trost der Offensive

Union spielt mutig nach vorn – und verliert auch in Aachen

Aachen. Aachen drückte und drängte, und genau in dem Moment, als die Stadionuhr auf „90:00“ umsprang, flog der Ball ins Dreieck des Berliner Tores. Jan Glinker, der Torhüter des 1. FC Union, streckte seinen Körper und lenkte den Ball über die Latte. Es folgte die 16. Ecke für die heimische Alemannia, Alexander Klitzpera stand völlig frei am Fünfmeterraum – und wieder rettete Glinker.

Jan Glinker, 20 Jahre alt, hätte in seinem ersten Zweitligaspiel zum Helden werden können. Doch weil das Glück den Berlinern in der Zweiten Fußball-Bundesliga nicht unbedingt hinterherhechelt, hatte der Torhüter mit seinem Einsatz lediglich das 2:5 und das 2:6 gegen seine Mannschaft verhindert.

Eine Viertelstunde vor Schluss war Glinker für den am Knie verletzten Robert Wulnikowski eingewechselt worden. Auch der hatte großartig gehalten – und trotzdem drei Tore kassiert. Glinker erging es nicht besser. Fünf Minuten stand er auf dem Platz, als Kai Michalke den 4:2-Endstand erzielte. Es war der erste Schuss, den Glinker aufs Tor bekommen hatte. „Da kann der Junge nichts machen“, sagte Trainer Aleksandar Ristic. „Das war mehr ein Eigentor.“

Es ist nichts Neues, dass sich Union seinen Gegnern gegenüber als zuvorkommend erweist: Vor einer Woche in Bielefeld hatte Wulnikowski gepatzt, das 2:1 für die Aachener nun erzielte Okeke mit einem Flugkopfball ins eigene Tor, zwei Minuten nach Aachens Ausgleich. Später verschuldete Pfuderer mit einem Handspiel den Elfmeter, der zum 2:3 führte. „Das war ein schönes Spiel für die Aachener Zuschauer“, sagte Ristic.

Immerhin waren die Berliner daran nicht unbeteiligt. Unions neuer Trainer galt bisher als Defensivfanatiker, doch gegen die zweitbeste Heimmannschaft der Liga rückte Ristic von seiner Verteidigungslinie ab. Neben den Stürmern Baumgart und Keita bot er drei offensive Mittelfeldspieler auf, und es zeigte sich rasch, welches Spiel daraus entstehen würde. Nach 45 Sekunden scheiterte Aachens Fiel an Wulnikowski, nach 65 Sekunden erzielte Unions Keita das 1:0. „Wir können uns 90 Minuten in den eigenen Sechzehner stellen“, sagte Ristic. „So aber hat die Mannschaft ein bisschen Mut bekommen.“

Offensive tröstet. Zumindest hofft Ristic das: „Wir haben nicht zufällig auswärts zwei Tore geschossen.“ Das ist das Positive, sonst bieten die Zahlen wenig Zuversicht. „Vier Tore sind zu viel“, sagte Abwehrchef Michael Molata. Auch Ristic kann mit seiner Bilanz nicht zufrieden sein. Für ihn war es im dritten Spiel die dritte Niederlage. „Das ist nicht zu loben“, sagte er. Aber: „Unsere Chance kommt gegen die direkten Konkurrenten.“

Trainerwechsel sollen immer auch einen psychologischen Effekt haben, den aber hat bei Union der Spielplan verhindert. Den beiden Auswärtsspielen gegen die Aufstiegskandidaten Bielefeld und Aachen folgt das Heimspiel gegen Aufstiegskandidat Nürnberg. „Das Spiel wird nicht so schwer“, sagte Ristic. „Ich glaube, dass wir gewinnen.“ Es klang sogar sehr überzeugt.

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