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Franziska Preuß hat sich gerade erst von einer Coronainfektion erholt, nachdem sie kurz zuvor gestürzt war und sich den Fuß verletzt hatte.

© dpa/ Sven Hoppe

Trotz aller Rückschläge: Franziska Preuß geht nach ausgestandener Coronainfektion bei Olympia an den Start

Nach acht Wochen ohne Rennen gibt Franziska Preuß ein ungewöhnliches Comeback. Bei Olympia hofft die Biathletin auf faire Bedingungen.

Wenn Biathletin Franziska Preuß am Montag im Einzel über 15 Kilometer startet, bestreitet sie weniger ein Rennen gegen die Uhr und die Konkurrentinnen. Nach acht Wochen ohne Wettkampf geht es für die 27-Jährige viel mehr darum zu sehen, wie Körper und Geist die vielleicht schwerste Phase der bisherigen Karriere weggesteckt haben. Und das kurz vor ihren dritten Winterspielen, die – so der ursprüngliche Plan – zur Versöhnung beitragen sollten. „Olympia hat bei mir immer für gemischte Gefühle gesorgt“, sagte sie neulich bei einer virtuellen Presserunde. „Ich habe mir gedacht: Aller guten Dinge sind drei und in Peking jetzt wird es nur Gutes geben. Aufgrund der Umstände müsse sie aber „ganz neutral“ an die Sache rangehen.

Als sie rund eine Woche vor der Eröffnungsfeier in Peking über ihre schwierige Ausgangssituation sprach, hatte sich Preuß gerade erst von einer Coronainfektion erholt, nachdem sie kurz zuvor gestürzt war und sich den Fuß verletzt hatte. „Mit dem Fuß hatte ich zwar eine Baustelle, aber ich war nie down, weil ich immer den Oberkörper trainieren konnte“, sagte sie. „Als ich dann die Coronameldung bekommen habe, ist das mentale Gerüst schon etwas zusammengeprasselt.“

Schon der akute Krankheitsverlauf verlief mit zahlreichen Symptomen. „In der ersten Woche hatte ich Halsschmerzen und extreme Schluckbeschwerden. Ich dachte wirklich, mein ganzer Hals ist offen“, erzählte Preuß. Nach den ersten Anzeichen der Genesung zog es sie wieder auf das Ergometer, um den Kreislauf wieder anzukurbeln. Mit der Folge, dass „sich die Bronchien belegt anfühlten“. Während in dieser Zeit ausgerechnet Preuß' Heim-Weltcup in Ruhpolding stattfand und ihre Kolleginnen und Kollegen praktisch an ihrer Haustür vorbeijoggten, war sie selbst „am Tiefpunkt. Ohne mein Umfeld, das mich aufgepäppelt hat, hätte ich wohl aufgegeben.“ Dazu gehört auch ihr Freund Simon Schempp, der seine erfolgreiche Biathlon-Karriere im vergangenen Jahr beendet hatte.

Nachdem der Körper die Infektion schließlich verarbeitet hatte, dauerte es weitere Tage, bis auch eine gewisse Vorfreude auf Olympia zurückkehrte. Während sich das Team in der Höhe von Antholz den letzten Schliff für Peking holte, blieb sie zu Hause in Ruhpolding – und erhöhte ganz allmählich die Trainingsintensität. Sie erklärte: „Wenn der Körper nicht bei 100 Prozent ist, kann Höhe einen neuen Rückschlag geben – und das wollte ich auf keinen Fall riskieren.“

Den schwierigen Bedingungen vor Ort trotzen

Weil sie selbst hautnah erlebte, dass das Thema Corona rund um Olympia eine fast größere Rolle spielt als die sportlichen Wettkämpfe, stieg Preuß trotz ausgestandener Krankheit nicht voller Euphorie in das Flugzeug. „Es ist die Kunst das auszublenden und sauvorsichtig zu sein“, sagte die Bayerin über das grundsätzliche Gefühl, das alle Athlet:innen bei diesen Spielen vereint.

Die Biathletin hat bereits sieben WM-Medaillen gewonnen.

© dpa

Die Rückschläge rund um den Jahreswechsel hatten zudem dafür gesorgt, dass Preuß sich erst spät mit den konkreten Begebenheiten vor Ort auseinandergesetzt hat. Die Beschaffenheit dieser zuvor noch unbekannten Strecke, die sich einige aus dem Team mithilfe einer virtuellen Brille zu erschließen versuchten, nahm sich Preuß erst in den vergangenen Tagen vor. Die DSV-Verantwortlichen trafen erst kurzfristig die Entscheidung, dass Preuß im Einzel läuft, bei der Mixed-Staffel zum Auftakt der Biathlon-Wettbewerbe war sie noch Zuschauerin. Unter normalen Umständen wäre sie gesetzt gewesen.

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Nun wird es zum einen darum gehen, den schwierigen Bedingungen vor Ort zu trotzen: Temperaturen von unter minus zehn Grad und eisiger Wind sind bei einer Renndauer von mehr als 40 Minuten eine große Belastung für die Athlet:innen. „Es ist schon nicht einfach. Gerade die Situation am Schießstand“, sagte Preuß nun der Deutschen Presse-Agentur: „Man hofft da schon auf weniger Wind, damit faire Bedingungen sind.“

Aufgrund der besonderen Umstände in der Vorbereitung ist Preuß immerhin befreit von der Last, nach sieben WM-Medaillen auch bei den Olympischen Spielen endlich auf dem Podest stehen zu müssen. In Südkorea schnappte ihr Laura Dahlmeier knapp die Bronzemedaille weg. „Vom Druck her ist es angenehm, weil die Erwartungen nicht zu hoch sind.“

Wie schon in Pyeongchang leben die Biathlet:innen auch jetzt wieder in ihrer eigenen Zeitzone, um bei den Wettkämpfen fit zu sein. Vielleicht kann das Franziska Preuß auch dabei helfen, die Umstände etwas auszublenden und sich ganz auf sich und ihren Körper zu konzentrieren.

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