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Die anderen sind schneller. Karbonprothesen-Läufer Oscar Pistorius wird Letzter im Halbfinale über 400 Meter, schreibt aber dennoch Sportgeschichte.

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Trotz Halbfinal-Aus: Pistorius schreibt Sportgeschichte

Oscar Pistorius scheitert bei der Leichtathletik-WM im südkoreanischen Daegu auf Prothesen im Halbfinale über 400 Meter, schreibt aber dennoch Sportgeschichte.

Am Ende steht ein letzter Platz im Halbfinale in seiner Statistik, aber das ist nicht so wichtig. Der Südafrikaner Oscar Pistorius ist als erster Athlet bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften mit Unterschenkelprothesen an den Start gegangen und hat damit eine sporthistorische Leistung vollbracht. In seinem Rennen wurde er Achter in 46,19 Sekunden. Doch das Aus war keine Überraschung.

„Für mich ist ein Traum wahr geworden. Ich habe dafür jahrelang hart gearbeitet und viel Unterstützung von meinem Trainerteam erhalten. Ohne diese Unterstützung hätte ich diese Leistung hier nicht erreichen können“, sagte Pistorius. Ob er allerdings 2012 auch eine Chance haben wird, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, ist noch nicht entschieden. Der internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) wird sich aller Voraussicht nach noch einmal generell mit dem Thema der Startberechtigung von behinderten Athleten bei den Titelkämpfen der nichtbehinderten Sportler beschäftigen. Dies erklärte das deutsche Council-Mitglied des Verbandes, Helmut Digel, dem Tagesspiegel.

Begeistert wurde Oscar Pistorius bei der Vorstellung der Teilnehmer des dritten Halbfinalrennens von den gut 25 000 Zuschauern empfangen. Kein anderer Läufer erhielt so viel Beifall vom Publikum wie der 24-Jährige, der mit speziellen Carbon-Prothesen läuft. Oscar Pistorius wurde bei der Auslosung der drei Halbfinalrennen, aus denen sich jeweils die ersten beiden Läufer plus die zwei weiteren zeitschnellsten Athleten für das heutige Finale qualifizierten, in den letzten Lauf gelost. Das hatte einen kleinen Vorteil. Denn dadurch wissen die Athleten, welche Zeit nötig ist, um gegebenenfalls auch mit Platz drei oder vier weiterzukommen. Gefragt waren 45,53 Sekunden und dabei mindestens Rang vier. Im Vorlauf war Oscar Pistorius noch 45,39 gelaufen und seine Bestzeit aus dieser Saison steht sogar bei 45,07 Sekunden.

Doch gegen die Weltklassekonkurrenz hatte der Südafrikaner am Montag keine Chance. Schnell hatten ihn die hinter ihm gestarteten Greg Nixon (USA) und der spätere Sieger des Rennens Jermaine Gonzales (Jamaika/44,99) überholt. Aufgrund der Prothesen kommt Oscar Pistorius in der Startphase langsamer auf seine Maximalgeschwindigkeit, doch am Ende des Rennens kann er diese dafür länger halten durch den federnden Effekt der Prothesen. Das allerdings half ihm im Halbfinale nichts mehr. Zu stark waren die anderen Läufer. Aufgrund von wechselnden Winden waren alle Athleten über ihren normalen Zeiten geblieben.

„Ich erwarte, dass sich das Council der IAAF in einer der nächsten beiden Sitzungen noch einmal mit dem Thema beschäftigen wird“, sagte Helmut Digel. „Wir haben bezüglich Hilfsmittel relativ eindeutige Regeln, und wir vermischen hier zwei verschiedene Wettbewerbe – die von Behinderten und von nichtbehinderten Athleten. Die einen laufen auf Carbon-Federn, die anderen auf Beinen. Das hat nichts miteinander zu tun.“

Zugleich zollte Helmut Digel dem Südafrikaner Respekt: „Er zeigt eine Ausnahmeleistung und ist ein Topstar.“ In Daegu wird Oscar Pistorius voraussichtlich noch einmal an den Start gehen: mit der südafrikanischen 4x400-m-Staffel. Hier werden die Vorläufe am Donnerstag stattfinden.

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