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Sport: Unbedingt angriffsbereit

Hertha BSC will nach dem Sieg gegen Stuttgart auch beim SC Freiburg gewinnen – mit verstärkter Offensive

Berlin. Hans Meyer hatte ein Rätsel gestellt, und nun wartete er, ob jemand die richtige Lösung erraten würde. Meyer schaute reglos in die Runde, und im Vergleich zu Herthas Trainer erzählt Günther Jauchs Gesicht bei „Wer wird Millionär?“ ganze Romane. Meyer hatte gesagt: „Wir wollen in Freiburg genauso defensiv beginnen wie in Bremen.“ Frage Nummer eins: War das jetzt ein Witz? Frage Nummer zwei: Hat Hertha in Bremen, beim Tabellenführer der Fußball-Bundesliga, überhaupt defensiv gespielt? Frage Nummer drei: Muss man gegen den SC Freiburg nicht anders spielen als gegen Werder?

Hertha hat in Bremen 0:4 verloren, aber selbst das deutliche Ergebnis sagt nicht unbedingt etwas über die Grundaufstellung der Mannschaft. Dass Mittelstürmer Fredi Bobic in 90 Minuten nicht einmal auf das Bremer Tor schoss, auch nicht. Neben Bobic hatte Meyer zwei Halbstürmer – Bartosz Karwan und Alexander Mladenow – aufgeboten, dazu mit Marcelinho und Bart Goor noch zwei gelernte Offensivleute. Von Abwehrhaltung konnte also gar keine Rede sein.

So wird es auch heute in Freiburg nicht sein. „Unser Sieg gegen Stuttgart war nur dann richtig was wert, wenn wir in Freiburg nachlegen“, sagt Manager Dieter Hoeneß. Mit einem weiteren Erfolg könnte der Tabellenletzte erstmals seit dem 14. Spieltag sogar die Abstiegsränge verlassen. Im Dreisamstadion „haben wir immer ordentliche Spiele gemacht und gute Ergebnisse erzielt“, sagt Hoeneß. In den vier gemeinsamen Bundesligajahren hat Hertha in Freiburg nur ein Spiel verloren, drei gewonnen und insgesamt nur zwei Gegentore kassiert. Hans Meyer erinnert sich zwar daran, dass er gegen Freiburg „nur Schläge bekommen“ hat, aber das liegt mehr als zehn Jahre zurück. Da hat Meyer noch den damaligen Zweitligisten Chemnitzer FC trainiert.

Eine andere Statistik spricht allerdings für die Freiburger: ihre derzeitige Heimstärke. Im eigenen Stadion hat der Sportclub in dieser Saison mehr Punkte geholt als der Tabellendritte VfB Stuttgart und nur einen weniger als Spitzenreiter Werder Bremen. Trotzdem wird sich Hertha heute nicht am eigenen Strafraum verschanzen, sondern möglichst selbst aktiv werden. Man könnte auch sagen: Die Berliner werden versuchen, aus dem Heimspiel für die Freiburger ein Auswärtsspiel zu machen. Deshalb könnte Meyer zusätzlich zu Giuseppe Reina und Fredi Bobic den bisher gesperrten Nando Rafael als dritten Stürmer aufbieten.

Hans Meyer hat schon angekündigt, dass er wahrscheinlich „von diesem Alibi-Prinzip der Trainer abrückt“, wonach eine siegreiche Mannschaft nicht verändert werden dürfe. Es ist eine der kniffligsten Aufgaben für einen Trainer, bei der Aufstellung das rechte Maß zu finden zwischen der Abstimmung auf den Gegner und der Betonung der eigenen Stärken. Huub Stevens, Meyers Vorgänger, wurde vorgeworfen, sich immer zu sehr nach dem Gegner gerichtet zu haben.

Meyer sagt, dass in Freiburg ein anderer taktischer Ansatz nötig sei als in einem Heimspiel gegen Stuttgart. Was zum Beispiel geschieht mit Sofian Chahed, der in der vorigen Woche bei seinem Bundesligadebüt, den Stuttgarter Spielmacher Alexander Hleb ausgeschaltet hat? Die Freiburger haben keinen herausragenden Gestalter, Trainer Volker Finke setzt eher auf die Kraft der Gemeinschaft. Trotzdem wird Chahed im defensiven Mittelfeld auch diesmal wieder gebraucht. Er ist schnell, dynamisch und laufstark. Damit die Berliner heute eine Chance haben, müssen sie das schnelle Kurzpassspiel des Sportclubs unterbinden. Das Freiburger System funktioniert nur, wenn es im Mittelfeld immer genügend Anspielstationen gibt. Deshalb lässt Finke nur mit zwei Manndeckern und einem echten Stürmer spielen. Bleiben sieben Mann fürs Mittelfeld. Auf Sofian Chahed könnte heute viel Arbeit zukommen.

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