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US Open: Andy Murray: Ein Schotte irrt sich gewaltig

Andy Murray wollte die Tennis-Welt aufmischen – und verabschiedet sich lustlos von den US Open.

Das „Go Andy“ ging den Zuschauern im Arthur-Ashe Stadium noch ganz gut über die Lippen. Nach dem Ausscheiden ihres Lieblings Andy Roddick und keinem verbleibenden Amerikaner im Männerturnier der US Open brüllten sie es nun im Achtelfinale einfach dem anderen Andy, dem aus Schottland, entgegen, der sich dort unten auf dem Centre Court gegen Marin Cilic abmühte. Jener Andy Murray konnte das ganz gut gebrauchen, denn er erwischte einen äußerst schlechten Tag. Als die Nummer zwei der Tenniswelt nach nur zwei Stunden und acht Minuten mit hängendem Kopf vom Platz marschierte, mischten sich sogar ein paar vereinzelte Pfiffe in den ohnehin sehr verhaltenden Applaus. 5:7, 2:6 und 2:6 unterlag Andy Murray dem Kroaten Marin Cilic.

„Ich habe miserabel gespielt“, analysierte Murray treffend. Der 22-Jährige hatte gut begonnen, nutzte aber beim Stand von 5:4 zwei Möglichkeiten, den ersten Satz für sich zu entscheiden, nicht. „Das war der Wendepunkt, danach war ich richtig im Spiel“, sagte der glückliche Cilic, der zum ersten Mal in seiner noch jungen Karriere das Viertelfinale eines der vier Major-Turniere erreichte. Der Kroate diktierte von da an die überwiegend kurzen Ballwechsel, schlug gut auf, während Murray weder seine sonst so starken Returns noch sonst irgendetwas gelang. Der 20-jährige Cilic war dennoch zufrieden mit sich und seinem Match. „Mental war ich wirklich gut da draußen“, sagte die Nummer 17 der Weltrangliste. Cilic trifft nun auf den Argentinier Juan Martin del Potro.

Der Grund, warum sich einige Zuschauer nach dem Match zu Pfiffen veranlasst sahen, war aber neben einem ziemlich langweiligen Match vor allem, dass Murray nicht einmal zu kämpfen schien. „Ich war seltsam energielos“, sagte der Schotte, der sich in der Vergangenheit schon oft dadurch auszeichnen konnte, solch schwierige Partien noch zu drehen. Diesmal aber ließ Murray ratlos den Kopf hängen und schien am Schluss das Spiel förmlich herzuschenken. „Ich habe einfach nicht ins Match zurückgefunden“, sagte er. „Schon in den letzten Runden fühlte ich mich irgendwie schlapp.“

Die seltsame Lethargie des Schotten verwundert vor allem, weil Andy Murray der erfolgreichste Spieler der bisherigen Hartplatzsaison war. Der 22-Jährige hatte sich kürzlich als Dritter hinter Roger Federer und Rafael Nadal für das Finale der besten acht Spieler Ende November in London qualifiziert. Während Nadal wegen der verletzten Knie pausierte, überholte ihn Murray in der Weltrangliste.

Als Erster seit über vier Jahren durchbrach er damit die Federer-Nadal-Kombo an der Weltspitze. Und ließ sich daraufhin ungeschickterweise zu hochtrabenden Aussagen verleiten. „Ich habe oft genug gewonnen und es mir verdient, die Nummer zwei zu sein“, sagte Murray und fügte hinzu, Nadal habe ja im Grunde nur Wimbledon verpasst. Abgesehen davon, dass das nicht stimmt, machte sich Murray mit solchen Aussagen über den als souveräne Nummer eins der Welt in die Verletzungspause gegangenen Spanier nicht unbedingt beliebt.

Darüber braucht sich Andy Murray nun keine Gedanken mehr zu machen. Da Rafael Nadal am selben Abend sein Achtelfinale gegen den Franzosen Gael Monfils 6:7 (3:7), 6:3, 6:1, 6:3 gewann, verlor Murray zusätzlich auch seinen Weltranglistenplatz nach nur vier Wochen wieder an den Spanier. Am Montag wird er ihn an Rafael Nadal zurückgeben müssen.

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