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Sport: Vergeblicher Einsatz

Manipulationen fallen in Deutschland schnell auf

Berlin - Ende September hatte der Buchmacher Bernd Hobinger ein paar irritierte Kollegen am Telefon. „Hast du beim Pokalspiel Braunschweig gegen Hertha auch so viel verloren?“, fragten sie. Hobinger, Chef des Berliner Sportwetten-Anbieters Goldesel, hatte einiges verloren. „Es gab ungewöhnlich hohe Umsätze auf einen Sieg von Braunschweig“, sagt er. Und dann gewann der Fußball-Regionalligist zu Hause gegen den Bundesligisten auch noch durch ein ungewöhnliches Eigentor von Hertha-Profi Madlung. Da wurden die Buchmacher hellhörig. Ein weiteres Verdachtsmoment auf Manipulationen? Gab es schon vor dem umstrittenen 2:0 von Aue gegen Oberhausen Warnsignale? Sind das Hinweise auf systematische Schummeleien in Deutschland? „Nein“, sagt Hobinger. „Ich denke, dass hier einfach die Buchmacher schliefen.“ Sie ließen eine zu lukrative Quote für einen Braunschweig-Sieg zu, obwohl Pokalpleiten von Bundesligisten Alltag sind.

„Im deutschen Fußball wird seit langem ehrlich gespielt“, sagt der 45-Jährige. In der Ersten Bundesliga hat Hobinger bei den Umsätzen noch nie Hinweise registriert, die auf eine Manipulation deuten. Auch in der Zweiten Liga bemerkt Hobinger „höchstens zwei Mal im Jahr Auffälligkeiten“. Schlecht verdienende Profis in osteuropäischen Ligen seien viel eher korrumpierbar als Spieler der Zweiten Bundesliga, die immer noch vergleichsweise viel Geld von ihren Klubs erhalten. Über das Aue-Spiel aber sagte er: „So sieht Manipulation aus.“ Und, seltsam: „Bei Oberhausen war ich schon ein paar Mal nahe am Gedanken an eine Manipulation.“ Beim 1:0-Sieg des Teams im November in Ahlen zum Beispiel. Oberhausen gewann durch ein Eigentor des Ahleners Tredup.

In der Ober- oder Regionalliga dagegen „wäre es sehr leicht zu manipulieren“, sagt Hobinger. „Da könnte ein 3:3 vielleicht 5000 Euro kosten.“ Dass in Deutschland unterhalb der Ersten Bundesliga trotzdem offenbar sehr wenig passiert, hat für Hobinger einen pragmatischen Grund: Mit Manipulationen würde kein Betrüger wirklich verdienen. Je tiefer die Klasse, umso geringer die Maximalsumme, die in Deutschland ein Zocker auf eine Partie setzen darf. Wer etwa bei Hobinger 5000 Euro auf ein Zweitliga-Spiel platziert, fällt schon auf. Und wenn er kein Stammkunde ist, nimmt der Buchmacher das Geld nicht. „Das Risiko wäre zu hoch. Kein Buchmacher in Deutschland würde das Geld nehmen.“ Das Oberliga-Limit liegt bei rund 100 Euro. „Da verdient man als Betrüger einfach nicht genug.“ Bei ausländischen Buchmachern kann man zwar relativ viel Geld auf deutsche Zweitliga-Spiele setzen, doch für potenzielle Betrüger ist diese Liga offenbar nicht lukrativ genug.

Selbst bei den Erstligisten haben Hobinger und seine Kollegen das Limit drastisch reduziert. 2001 setzte ein Zocker bei Goldesel 50 000 Euro auf eine Bayern-Niederlage und gewann 30 000 Euro. Jetzt darf selbst ein Stammkunde nur noch 10 000 Euro setzen. Hobinger hat auch reine Profizocker entlarvt. Die sind namentlich in seinem Computer registriert. Und die, sagt der Buchmacher, „dürfen höchstens 20 Euro setzen“.

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