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Sport: Verkauftes Vertrauen

Der DFB-Schiedsrichterausschuss fürchtet um den Ruf seiner Referees

Geständnis des Angeklagten hin oder her: Für die versammelten Schiedsrichter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bleiben die ersten Tage des Jahres 2005 eine düstere Zeit. „Wir wissen, dass durch diesen Vorfall das Vertrauen in die Schiedsrichterzunft über Jahre hinweg gestört sein wird“, sagte Volker Roth, der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses beim DFB. Ihm stand der Schock und die Enttäuschung nach dem Schuldeingeständnis von Robert Hoyzer, Spiele manipuliert zu haben, ins Gesicht geschrieben. Roth war bemüht, eine Erklärung zu finden, aber er musste schließlich gestehen: „Das geht mir alles sehr nahe. Ich bin wirklich sehr betroffen und kann das alles nicht fassen. Das so etwas passieren kann, habe ich nicht für möglich gehalten.“

In der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main hatte Volker Roth gestern eine Sitzung des Schiedsrichterausschusses geleitet. Alle 43 Unparteiischen der Ersten und Zweiten Bundesliga hatten mehrere Stunden über den Fall Hoyzer beraten. „Wir sind zwar alle geschockt, aber wir werden alles gnadenlos und ohne Rücksicht auf Personen aufklären“, sagte Roth. Das Geständnis und die Entschuldigung Hoyzers ließ er nicht gelten. „Das, was Herr Hoyzer getan hat, ist unverzeihlich. Er hat unsere Ideale verraten und verkauft“, sagte Roth.

Das Gremium hat bereits erste Konsequenzen aus dem Betrugsfall gezogen. Es werde sich künftig einiges ändern, sagte Roth. „Wir werden in drei Punkten etwas ändern.“ Zum einen werde man die Ansetzung eines Schiedsrichtergespanns erst zwei Tage vor einem Spiel bekannt geben. Früher geschah dies bereits vier Tage vorher. Dann werde man Schiedsrichter, die neu auf die Liste der Zweiten Liga kommen, auch noch drei weitere Jahre in der Regionalliga beobachten. Und als dritte Konsequenz sollen nun auch die Spiele der ersten Runde des DFB-Pokals beobachtet werden. Auf die Unterzeichnung eines „Ehrenkodex“ haben die Schiedsrichter verzichtet. Unparteiisches Verhalten eines Schiedsrichters sei einfach selbstverständlich, hieß es. Trotzdem hätte Volker Roth den Schiedsrichtern gern eine eidesstattliche Versicherung abgerungen, in der sie versichern, nicht auf von ihnen geleitete Spiele zu wetten. Aber das stehe ihm als Privatperson juristisch nicht zu. Ein Wettverbot für Schiedsrichter wird es vorerst nicht geben.

Auch Roths Kollegen Eugen Strigel und Manfred Amerell war gestern in Frankfurt anzumerken, dass sie nun fürchten, dass ihre Zunft vor schweren Tagen steht. Sie wirkten sehr beunruhigt. Amerell hat Hoyzer schon länger der Manipulation verdächtigt. Er sagte, dass er kurz vor Bekanntwerden des Falles bereits in Berlin eines der Wettbüros besucht hatte, in dem Hoyzer auf die von ihm geleiteten Spiele gewettet hatte. Dabei habe er sogar Hoyzer getroffen. „Es war meine Pflicht, dieser Sache nachzugehen“, sagte Amerell. DFB-Pressechef Harald Stenger appellierte unterdessen an die Fußballfans in Deutschland: „Wir müssen den Respekt vor unseren Schiedsrichtern wahren.“ Die Fans sollten die Leistungen der Schiedsrichter nun nicht mit „unsinnigen Äußerungen“ begleiten.

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