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Sport: Vettel steigt ein

Der 19-jährige Deutsche gibt sein Grand-Prix-Debüt

Berlin - Die Nachricht kam per Telefon an die Rennstrecke von Indianapolis. „Ich habe gerade im Fahrerraum etwas entspannt, als ich den Anruf erhielt“, erzählte Sebastian Vettel. Mit der Entspannung war es schnell vorbei; in den Folgesekunden schnellte der Puls des bisherigen BMW-Sauber-Ersatzpiloten doch nach oben. Denn am anderen Ende der Leitung war sein Teamchef. „Mario Theissen sagte: Stell dich darauf ein, dass du am Wochenende fahren wirst.“ Das musste erst einmal verarbeitet werden. Denn obwohl die meisten Experten im Fahrerlager von Indianapolis damit gerechnet hatten, dass der Stammfahrer Robert Kubica nach seinem brutalen Unfall in Montreal von den Ärzten keine Startfreigabe bekommen würde, hatte sich Vettel vorher bewusst noch nicht auf einen Einsatz eingestellt. „Gestern habe ich Robert gesehen, und es ging ihm soweit gut“, sagte der Deutsche. „Irgendwie dachte ich da schon, dass er auch fahren kann.“ Nun kann er selbst fahren. Erstmals wird der 19-Jährige damit nicht nur im Freitagstraining, sondern auch im Qualifying und im Rennen ins Auto steigen dürfen. Timo Glock, der zweite Testfahrer bei BMW, übernimmt die Rolle des Ersatzmanns.

„Ich kann es noch nicht wirklich glauben, muss ich ehrlich sagen“, sagte Vettel. „Der Sonntag wird ein spezieller Tag werden.“ An diesem Tag wird Vettel der sechstjüngste Pilot werden, der jemals an einem Grand Prix teilgenommen hat. Trotz seiner Jugend fühlt sich der Deutsche bereit für sein Debüt. „Ich musste schon zu Saisonbeginn fit sein, das sollte jetzt immer noch der Fall sein.“ Allerdings ist er klug genug, dass er keine zu großen Erwartungen weckt: „Es wird ein sehr langes Rennen, viel länger als alle meine bisherigen Rennen. Schauen wir mal, ob ich fit genug bin.“ In der Formel 3, aber auch in der Renault World Series, in welcher der Heppenheimer in dieser Saison startet, dauern die Rennen zwischen 45 und 60 Minuten. In Indianapolis muss Vettel mehr als 90 Minuten durchhalten.

Zunächst einmal muss er aber die Strecke kennenlernen, auf der er bis gestern noch keinen Meter gefahren war. „Ich bin hier erst mal zwei Runden gejoggt, um mir ein Bild zu machen“, sagte Vettel betont gelassen. Danach fuhr er am Freitag gleich 83 Runden. Im ersten Training wurde er Vierter, im zweiten Elfter. „Ich bin zufrieden. Ich bin viel gefahren, das war wichtig. Wir haben viel über Abstimmung rausgefunden“, sagte er.

Um seinem jüngsten Mitarbeiter ein wenig die Premierenangst zu nehmen, vermied es Teamchef Mario Theissen wohlweislich, ihm eine Vorgabe für das Rennen zu erteilen: „Es wäre falsch, ihn unter Druck zu setzen.“ Doch Vettel weiß natürlich selbst, dass die Formel 1 an diesem Wochenende ganz genau auf ihn schaut. Bei seinen ersten Auftritten als Testfahrer in der vergangenen Saison hatte er die Szene verblüfft. Nun muss er unter Rennbedingungen beweisen, dass er zurecht als das größte deutsche Motorsporttalent seit Michael Schumacher gehandelt wird.

Vettel kann in diesen drei Tagen sehr viel gewinnen – aber auch genauso viel verlieren. Doch egal wie das Rennen für ihn ausgeht, eines steht für Vettel jetzt schon fest: „Sobald der Robert fit ist, wird er wieder zurück ins Cockpit kommen.“

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