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Sport: Vierschanzentournee: Aufi gegangen und obi gesprungen

Man kann Skispringen als eine komplizierte Sportart sehen. Da gibt es zum Beispiel den Wind, der nicht von hinten blasen darf oder von der Seite, sondern bestenfalls von unten.

Man kann Skispringen als eine komplizierte Sportart sehen. Da gibt es zum Beispiel den Wind, der nicht von hinten blasen darf oder von der Seite, sondern bestenfalls von unten. Oder die Ski, die für die jeweiligen Schneeverhältnisse präpariert werden müssen. Oder die Anlaufspur, die für alle Springer die gleichen Bedingungen aufweisen soll. Man kann aber das Skispringen auch so sehen wie Andreas Goldberger. Der Österreicher beschreibt die Sprünge seines polnischen Kollegen Adam Malysz so: "Der geht aufi und springt einfach obi."

Adam Malysz fällt das Skispringen gegenwärtig tatsächlich leicht. "Er springt zurzeit in einer anderen Klasse", sagte sein deutscher Konkurrent Sven Hannawald anerkennend. Mit fast 45 Punkten Vorsprung auf den Finnen Janne Ahonen gewann der Mann aus Wisla in Innsbruck das dritte Springen der Vierschanzentournee in beeindruckender Manier. Der Konkurrenz blieb nur noch das Staunen. "Er passt momentan alles bei ihm", sagte Martin Schmitt. Der Führende im Weltcup verlor mit seinem neunten Platz in Innsbruck nahezu alle Chancen auf den Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee.

"Die Tourneewertung ist abgeschrieben", sagte denn auch der deutsche Kotrainer Wolfgang Steiert, "es geht jetzt um eine geschlossene Mannschaftsleistung in Bischofshofen." Sven Hannawald als Elfter und Hansjörg Jäckle als 21. komplettierten das enttäuschende Ergebnis der deutschen Skispringer.

Allerdings waren die Bedingungen beim letzten Springen im Innsbrucker Bergisel-Stadion tatsächlich sehr ungünstig. Immer wieder drehte der Wind, immer wieder musste das Springen unterbrochen werden. "Bei Martin Schmitt kam die Luft von unten nicht", monierte Bundestrainer "die letzten Athleten hatten es im ersten Durchgang entscheidend besser." Heß vermisst bei Martin Schmitt gegenwärtig das Glück, das dieser im Probedurchgang noch hatte, als ihn ein Aufwind bis auf 120 Meter hinuntertrug. Doch das entscheidende Argument lieferte Andreas Goldberger. "Malysz hatte auch nicht Super-Windverhältnisse und trotzdem springt er so weit."

Mit 111,5 Metern und 118,5 Metern sprang der 23-jährige Pole in beiden Durchgängen weiter als der Rest der Springer. Schon am Vortag hatte er in der Qualifikation den Schanzenrekord auf 120,5 Meter gestellt. "Er ist momentan der Beste an der Schanze", gibt auch Schmitt zu. In der Gesamtwertung der Vierschanzentournee liegt Malysz nun 77 Punkte vor Schmitt. Allein der Japaner Noriaki Kasai, der in Innsbruck Vierter wurde, kann den ersten Gesamtsieg eines polnischen Springers bei der Vierschanzentournee noch gefährden. Der Sieger von Garmisch-Partenkirchen liegt knapp 40 Punkte hinter Malysz.

Immerhin bewiesen die Martin Schmitts Fans an der Schanze ihren Humor. "Martin sei mein Adler", war auf einem Plakat zu lesen, "ich bin dein Horst." Der Angesprochene nahm die Niederlage nicht so lustig auf. Im Fernsehen kritisierte der 22-Jährige die Veranstalter von Innsbruck. "Es ist im Umfeld zu wenig getan worden", beschwerte sich Schmitt, "es ist der letzte Wettkampf hier, dementsprechend ist hier das Engagement." Ihm missfiel beispielsweise, dass die Anlaufspur nicht präpariert worden ist. "Ich bin mit der Spur nicht zurechtgekommen." Weiter wollte sich Schmitt zu seinen Vorwürfen aber nicht äußern - nur so viel: "Wenn wir so arbeiten würden, würden wir für zehn Jahre gesperrt werden."

Später hatte sich Schmitt schon wieder beruhigt. In Bischhofshofen - die Qualifikation für das vierte und letzte Springen wird heute von 13 Uhr an live auf RTL übertragen - geht es nun für ihn vor allem noch darum, seine Führung im Gesamtweltcup zu behaupten. Außerdem muss er wohl langsam akzeptieren, dass in Adam Malysz momentan ein anderer als Ausnahmekönner das Skispringen dominiert. Der Innsbrucker Stadionsprecher formulierte das so: "Adam Malysz ist der neue Rudelführer."

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