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Vierschanzentournee: Viva Austria

Vierter Sieg im vierten Springen: Österreich dominiert die Tournee, Andreas Kofler holt den Gesamtsieg.

Schon vor Andreas Koflers letztem Sprung übertrieb es so mancher Skisprungfan am Fuße der Paul-Außerleitner-Schanze mit der rot-weiß-roten Begeisterung. Einige der 25 000 Zuschauer zündeten bengalische Feuer, andere feuerten Silvesterfeuerwerk ab, eine Rakete landete sogar im Aufsprungbereich und glühte langsam aus. Nach dem Sprung war es auch um den Stadionsprecher geschehen. „Andreas Kofler gewinnt die Tournee!“, rief er in sein Mikrofon, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch fünf Springer auf der Schanze warteten. Martin Schmitt schüttelte den Kopf und staunte ob des österreichischen Frohsinns. „Darf der Janne Ahonen überhaupt noch springen?“, fragte er, „ich glaube nicht.“

Janne Ahonen durfte irgendwann springen, trotzdem sollte der Stadionsprecher Recht behalten. Koflers zweiter Sprung auf 133,5 Meter genügte dem Österreicher, um zum ersten Mal die Vierschanzentournee zu gewinnen. Seine Teamkollegen trugen ihn auf den Schultern durch den Auslaufraum. „Ein Traum von mir ist in Erfüllung gegangen“, sagte Kofler, „ich habe es genossen, die österreichische Hymne zu hören.“ Im abschließenden Springen von Bischofshofen hatte der 25-Jährige aufgrund eines schwächeren ersten Sprunges auf 129 Meter nur Platz fünf belegt, doch sein Vorsprung aus den vorherigen drei Wettbewerben genügte für den Gesamtsieg. Thomas Morgenstern sorgte mit Sprüngen auf 133 und 136 Meter dafür, dass auch das vierte Springen der Vierschanzentournee einen österreichischen Sieger bekam. Der Finne Janne Ahonen (134 und 133,5 Meter) und der Schweizer Simon Ammann (136 und 131,5 Meter) folgten auf den Plätzen zwei und drei.

Nach dem ersten Sprung aber hatten Ahonen und Ammann den Tourneeführenden ein wenig ins Schwitzen gebracht. Bis auf 12,8 respektive 13 Punkte waren sie an ihn herangekommen. „Da ist der Druck nicht weniger geworden“, sagte Kofler, „aber die Spannung hat mir auch geholfen, im zweiten Durchgang den Sack zuzumachen.“ Den österreichischen Springern ist es freilich nicht gelungen, ihre Dreifachführung in der Gesamtwertung über die Ziellinie zu bringen. „Wir haben die anderen auch ein bisschen mitspringen lassen müssen“, sagte Cheftrainer Alexander Pointner. Der fünfmalige Tourneesieger Janne Ahonen schob sich als Zweiter im Gesamtklassement noch vor den österreichischen Vorjahressieger Wolfgang Loitzl. Der Finne witzelte: „Normalerweise gewinne ich die Tournee – und jetzt habe ich zehn Punkte Rückstand?“ Einzig der Österreicher Gregor Schlierenzauer enttäuschte in Bischofshofen mit Rang sieben und fiel im Gesamtklassement von zwei auf vier zurück.

Für die deutschen Springer endete die Vierschanzentournee versöhnlich. „Das war ein deutliches Lebenszeichen von uns“, sagte Bundestrainer Werner Schuster über das Ergebnis von Bischofshofen: Pascal Bodmer auf Platz neun, Michael Neumayer auf Platz zwölf, Michael Uhrmann auf Platz dreizehn sowie Martin Schmitt mit Rang einundzwanzig stellten ihn einigermaßen zufrieden. Neumayer erfüllte als vierter deutscher Springer die Qualifikationsnorm für die Olympischen Spiele in Vancouver. „Wir sind konstruktiv geblieben“, lobte Schuster. Für den schwachen Tourneestart seiner Mannschaft macht er inzwischen das fehlende Training vor Weihnachten in Oberstdorf verantwortlich. Wegen Föhneinbruchs konnte dort die Schanze nicht präpariert werden, was der Bundestrainer nun kritisiert: „Die Veranstalter müssen auch sicherstellen, dass alles getan wird, um den Erfolg zu gewährleisten.“

Pascal Bodmer aber konnte das fehlende Training nicht erschüttern. „Er hat momentan das Selbstvertrauen, dass er sich davon nicht beeinträchtigen lässt“, sagte Schuster, „ich kann ihm nur gratulieren zu dieser Leistung.“ Als Siebter der Gesamtwertung war der 19-Jährige mit Abstand bester Deutscher, Martin Schmitt folgt erst auf Rang 21. „Ich bin knapp an der Weltspitze dran“, sagte Bodmer.

Kurz vor der Siegerehrung in Bischofshofen gab es im Übrigen doch noch einen Erfolg der Deutschen, wenn auch nur einen musikalischen. Die 25 000 zumeist österreichischen Zuschauer schunkelten und feierten den doppelten Heimsieg, indem sie inbrünstig „Viva Colonia“ von der Kölner Gruppe De Höhner sangen.

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