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Szene aus der vergangenen Saison: Magloire Mayaula Nzeza setzt zum Angriffsschlag an.

© imago/Ulmer

Volleyball: Wie Volleys-Gegner TV Bühl die Insolvenz verhinderte

Der Volleyball-Bundesligist TV Bühl war schwer verschuldet und stand vor dem Aus. Dieses aber wendeten ein umtriebiger Manager und spendierfreudige Fans ab.

Zu beneiden war Manohar Faupel damals nicht und er ist es auch heute nicht, ein Dreivierteljahr nach Beginn seines Engagements als Geschäftsführer beim Volleyball-Bundesligisten TV Bühl. Das Team aus Baden-Württemberg spielt heute um 16 Uhr in der Max-Schmeling-Halle bei den BR Volleys. Der Verein, der im vergangenen Jahr noch das Pokalfinale erreicht hatte, ist derzeit nur Sechster in der Liga. Und trotzdem ist Faupel nicht unglücklich über die sportliche Situation. Es hätte alles noch viel schlimmer kommen können.

Der Mann begann seinen Job in Bühl mit einem riesigen Schuldenberg sowie einer Mannschaft, die sich im Frühjahr des vergangenen Jahres nahezu komplett für einen Vereinswechsel entschieden hatte. „Als ich anfing, saßen wir auf einem Feuerstuhl“, sagt Faupel. „Wir wussten nicht: Schaffen wir das?“

Als Feuerstuhl bezeichnet man in der Regel ein schwer zu fahrendes, stark motorisiertes Motorrad. Das Bild mag etwas schief sein, aber in jedem Fall ist es insofern richtig, als der TV Bühl bei Amtsantritt von Faupel extrem schwer zu steuern war.

Helft uns, sonst sind wir weg vom Fenster!

Sein Vorgänger Georgios Vlachojannis hatte viel riskiert, um den Verein nach oben zu bringen. Und sportlich sollte sich die offensive Strategie des emsigen Unternehmers auszahlen. Bühl wuchs zu einem echten Spitzenteam im deutschen Volleyball heran. Doch das wirtschaftliche Wachstum kam nicht mit dem sportlichen hinterher. Als Vlachojannis dem Verein Ende 2015 den Rücken kehrte, hinterließ er eine Spitzenmannschaft, aber eben auch 200.000 Euro Schulden. Für einen Klub wie den TV Bühl mit einem Budget von rund einer Million Euro ist das im Grunde gleichbedeutend mit dem Aus.

„Das Schlimmste an unserer Situation war die Unsicherheit“, sagt Faupel. „Mit den Spielern hatte auch bis zum März dieses Jahres keiner gesprochen. Fast alle hatten deswegen schon die Fühler nach neuen Vereinen ausgestreckt.“

Nun ist es grundsätzlich so, dass die Möglichkeiten in einer kleinen Stadt wie Bühl mit knapp 30 000 Einwohnern begrenzt sind. Auf der anderen Seite kann der Zusammenhalt in der Enge einer Kleinstadt besonders ausgeprägt sein. Das ist in Bühl offensichtlich der Fall. Faupel und seine Mitstreiter rührten die Trommel, die Botschaft war klar: Helft uns, sonst sind wir weg vom Fenster!

Und da sich die Badener schon was einbildeten auf ihre Bundesligamannschaft, kratzen sie die 200 000 Euro zusammen. Insgesamt mehr als 100 Sponsoren unterstützten den Verein. Doch auch das reichte noch nicht ganz. So rief der Klub seine Fans zu einer Spendenaktion auf. Rund 30 000 Euro spendeten sie. Das Volleyballteam war gerettet. „So etwas hat es in der Größenordnung in der Volleyball-Bundesliga noch nie gegeben“, sagt Faupel stolz. Gegen die Volleys wäre er mit einem Punkt sehr zufrieden. „Fast alle in der Mannschaft sind neu. Wir müssen jetzt lernen, wie eine Maschine zu funktionieren“, sagt der Mann auf dem Feuerstuhl.

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