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Sport: Volleys ersetzen SCC

Berliner Volleyballer verkaufen ihre Namensrechte und verpflichten den starken Mittelblocker Kmet

Berlin - Kaweh Niroomand saß vor einer großen Tafel, die erst mal noch mit einem orangefarbenen Tuch verhüllt war. Man muss die Spannung ja ein bisschen steigern. Der Manager des Volleyball-Bundesligisten SC Charlottenburg hatte schließlich gestern im Presseraum der Max-Schmeling-Halle Bedeutsames zu verkünden. Vor allem, dass es einen Bundesligisten mit dem Namen SC Charlottenburg ab sofort nicht mehr gibt. Die Mannschaft startet in der neuen Saison unter dem Namen „Berlin Recycling Volleys“. Ein langjähriger Sponsor hat sein Engagement auf Namenssponsoring ausgedehnt. Ein bisschen sperrig, der Name, aber der Verkauf der Rechte spült viel Geld in die Kasse. Und deshalb wird der Etat für die neue Saison gegenüber dem der Saison 2010/2011 steigen; wie sehr ist noch nicht klar. Aber er wird wohl klar über einer Million Euro liegen.

Und jetzt ist genügend Geld da, damit Niroomand nicht bloß den Hachinger Diagonalangreifer Paul Carroll verpflichten konnte, sondern auch noch seinen Teamkollegen Tomas Kmet. Der zweite Hochkaräter. Carroll ist von der Deutschen Volleyball-Liga zum „wertvollsten Spieler“ der vergangenen Saison gewählt worden, Kmet war in der vergangenen Saison einer der stärksten Mittelblocker der Liga. Für Mark Lebedew, der jetzt eine Mannschaft namens „Berlin Recycling Volleys“ trainiert, ist der 29-Jährige Slowake „der beste Mittelblocker der Liga“. Ihn wollte der Australier unbedingt. „Wir brauchen jemanden, der gegen Kmet schlagen kann“, das war sein Auftrag an Niroomand. „Tomas ist stark im Block, stark im Angriff, stark im Aufschlag. Wir haben in den Play-off-Halbfinals gegen Haching gut gespielt, aber an Kmet sind wir nicht vorbeigekommen.“ Dass der 140-malige slowakische Nationalspieler nun selber in Berlin spielt, ist für Niroomand „sogar das Optimum“.

Neuer Namenssponsor, spektakuläre Verpflichtungen, das ist natürlich Teil einer Gesamtstrategie. Die Strategie heißt: den Volleyball in Berlin noch mehr professionalisieren und zugleich in Deutschland besser positionieren. „Wir wollen noch stärker als bisher die Lokomotive für diese Entwicklung sein“, so nannte Niroomand das. Und deshalb werden die Berliner nun alle ihre Heimspiele in der Schmeling-Halle austragen (außer die ist mal ausnahmsweise nicht verfügbar).

Das ist nur konsequent, genauso wie die Transfers und das Sponsorengagement. Wenn die Volleyballer im medialen Konkurrenzkampf mit den Füchsen, Alba, Hertha und Eisbären nicht untergehen wollen, dann müssen sie raus der piefigen Sömmeringhalle. Volleyball in der Schmeling-Halle, das kann zur großen Party werden, die vergangene Saison hat das bewiesen. Es gab viele Bundesligaspieler, die die Atmosphäre in der Schmeling-Halle als „grandios“ gelobt haben. In der vergangenen Saison haben die Berliner ihre wichtigsten Spiele in der Play-off-Runde in der Schmeling-Halle ausgetragen. In einem Finalspiel kamen sogar 8045 Zuschauer – so etwas hatte es in der Bundesliga noch nie gegeben. Aber allein, das sagt Niroomand auch, könne sein Team die Entwicklung nicht vorantreiben. Andere Klubs müssten mitziehen, vor allem „müsste die Nationalmannschaft endlich etwas Vernünftiges gewinnen“.

Für die aufgerüsteten Volleys ist das Saisonziel ohnehin klar: national ein Titel, das sowieso. Aber jetzt soll sich das Team auch im Europapokal stark präsentieren. Und dazu sollen nicht bloß die Neuzugänge Carroll und Kmet beitragen. Noch ein weiterer Hochkaräter werde nach Berlin kommen, sagt Lebedew. Nur den Namen, den sagt er noch nicht.

Und natürlich wurde irgendwann auch das große Geheimnis enthüllt. Das Tuch wurde feierlich abgehängt, es erschien – oh, welche Überraschung – das neue Mannschafts-Logo.

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