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Sport: Vom Helden zur Zielscheibe

Kaiserslauterns bester Angreifer Srdjan Lakic wird von den eigenen Fans als Verräter abgestempelt

Kaiserslautern - Seit Samstag befürchten manche beim 1. FC Kaiserslautern, man könne sich im Abstiegskampf selbst zu Grunde richten. Was dort Srdjan Lakic widerfuhr, ließ selbst den gegnerischen Trainer den Kopf schütteln. „Unglaublich, wenn man sieht, wie der arbeitet“, sagte Hamburgs Coach Armin Veh nach dem 1:1 seiner Mannschaft in der Pfalz. Was sich kurz nach dem Remis vor der Westkurve abspielte, war in der Tat etwas erschreckend Neues. Sogar Kaiserslauterns Trainer Marco Kurz eilte zum Zaun vor dem Fanblock, um Handgreiflichkeiten zwischen Fans und Lakic zu verhindern. Der 27-jährige Kroate musste von Mitspielern beruhigt werden, sonst hätte er womöglich selbst zugelangt.

Viele Konkurrenten haben in den vergangenen Jahrzehnten kennengelernt, wie die Pfälzer Fußballfreunde gegnerische Spieler beschimpfen und Bierbecher zweckentfremdet werden. Mancher Fan des FCK musste nach dem Spiel unten am Bahnhof ein neues Feuerzeug kaufen, weil das alte auf dem Rasen lag. Diesmal aber war ein Kaiserslauterer Zielscheibe der eigenen Anhänger. Die letzten zehn Minuten pfiffen sich viele Fans die Seele aus dem Leib, wenn Lakic am Ball war. Später brüllten sie „Lakic raus“, es kam zu massiven Beleidigungen.

Lakic ging trotz der Pfiffe davon aus, in diesem Spiel nicht viel falsch gemacht zu haben. Anders als am 24. Januar, als er in Wolfsburg einen Vertrag zur neuen Saison unterschrieb und sich dazu überreden ließ, mit Wolfsburgs Manager Dieter Hoeneß und einem VfL-Trikot zu posieren. Der Schnappschuss erschien auf der Homepage der Wolfsburger, was in der Pfalz Proteststürme auslöste und Lakic eine Geldstrafe in Höhe von 10 000 Euro einbrachte. Dass der seit dem Vorfall kein Tor mehr erzielt hat, lässt manchen FCK-Fan vom „Verräter“ faseln. Allerdings hat Lakic zuvor elf Tore geschossen und somit maßgeblich dazu beigetragen, dass die Pfälzer schon 24 Punkte haben. „Ich kann das nicht verstehen“, stammelte Lakic. „Ich habe mich nie versteckt und wir haben doch ein gemeinsames Ziel.“

Vor der Kabine empfing ihn Kaiserslauterns Klubchef Stefan Kuntz und nahm ihn demonstrativ in den Arm. Kuntz redete auf Lakic ein und der nickte, blass um die Nase, mit dem Kopf. Die Zuneigung hat auch praktische Gründe: Lakic erzielte bisher ein Drittel aller FCK-Tore. „Ohne ihn wären wir auch nicht aufgestiegen", sagte Kurz. Und ohne ihn wächst auch die Abstiegsgefahr.

In Internetforen wird weiter erbittert gestritten. „Diese Reaktion ist ein Wahnsinn“, sagte FCK-Coach Marco Kurz. Lakic hat sich derweil eine pragmatische Lösung einfallen lassen: „Ein Tor wird alles ändern.“ Oliver Trust

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