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Open Air. Das Stadion vor dem Neubau der Tribünen im Jahr 2008.

© Gero Breloer/dpa

100 Jahre Fußball An der Alten Försterei: Vom Sportpark Sadowa in die Bundesliga

Am 7. März 1920 bestritt Union Oberschöneweide das erste Pflichtspiel am Standort des heutigen Union-Stadions – es ist eine Geschichte voller Provisorien.

Der 7. März ist im Oberschöneweide des Jahres 1920 nur eine kleine Randnotiz. Wichtiger ist vor allem der 1. Oktober, als der vorher eigenständige Ort nach Berlin eingemeindet wird. Am 7. März findet lediglich ein Fußballspiel statt. Es ist das erste auf der Sportanlage am Rande der Wuhlheide, die damals noch Sadowa heißt. Es wird ausgetragen auf einem Nebenplatz mit Laufbahn und etwa 2000 Zuschauer sehen ein 1:1 zwischen dem SC Union Oberschöneweide und dem ehemaligen Deutschen Meister Viktoria 89. Damals hatte wohl keiner der Beteiligten auch nur eine Ahnung, dass an dieser Stätte noch heute Fußball gespielt würde – nicht mehr im Sportpark Sadowa, sondern im Stadion An der Alten Försterei.

Das 100. Jubiläum seiner sportlichen Heimat muss der 1. FC Union in der Fremde begehen, am Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky) sind die Berliner zu Gast beim SC Freiburg. Auch dort werden ungefähr 2000 Union-Fans ihre Mannschaft unterstützen und vielleicht auch ihr Stadion besingen, wie sie es bei jedem Heimspiel inbrünstig tun. Für Union und die Unioner sind Tradition und Herkunft wichtig – und beides ist untrennbar mit dem Standort neben dem alten Forsthaus verbunden.

Zwischenstadium. So sieht Unions Spielstätte heute aus, bald soll es die nächste Erweiterung auf dann 37.000 Plätze geben.

© Hannibal Hanschke/dpa

Dass der Vorgängerverein vor 100 Jahren dort landet, ist eher Zufall. Die Industrialisierung lässt Oberschöneweide wie ganz Berlin stetig wachsen, es werden Fabriken gebaut, Wohnungen, Infrastruktur. Nachdem Union Oberschöneweide schon eine Spielstätte an der Spree deshalb aufgeben muss, werden 1920 auch auf dem Platz in der Wattstraße Mietskasernen errichtet. Union braucht erneut eine neue Heimat und pachtet das Gelände nahe dem Forsthaus der Königlichen Landjägerei.

Einweihungsspiel gegen den Deutschen Meister

Der Hauptplatz mit einer Kapazität von 10.000 Plätzen wird erst mehrere Monate nach dem ersten Pflichtspiel im Sportpark Sadowa fertig und dann am 7. August mit einem Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Nürnberg eingeweiht. „Niemand verpasse das einzige Spiel des Deutschen Meisters gegen eine hiesige Mannschaft in Berlin“, ist auf den Ankündigungsplakaten zu lesen, wie Unions Chronist Gerald Karpa im Buch „Rasen der Leidenschaft – Die Fußballplätze von Berlin“ von Christian Wolter berichtet. Vor 7000 Zuschauern unterliegt Oberschöneweide, der Berliner Meister der Saison 1919/20, den favorisierten Franken 1:2.

2008 halfen mehr als 2000 Freiwillige beim Stadionumbau. Die alte Anzeigetafel blieb dabei erhalten.

© Mike Wolff

In der Folge wird die damals noch sehr spartanische Anlage immer weiter ausgebaut. Eine Konstante bleiben dabei die Widerstände der Verwaltung sowie Finanzierungsprobleme. 1921 wird eine Baracke für die Zuschauer als Schutz vor schlechtem Wetter errichtet, fünf Jahre später lehnt die Forstverwaltung den Antrag auf Errichtung eines Sportkasinos ab.

Es kommen neue Verkaufsstände und ein Imbiss dazu, die größeren Umbauarbeiten beginnen aber erst nach der Gründung des 1. FC Union im Jahr 1966. Unter dem Motto „Berlin hilft Union“ packen auch Fans Ende der 60er Jahre bei der Erweiterung der Tribünen mit an. Außerdem wird ein Turm für den Stadionsprecher sowie die Reporter gebaut.

Wann beginnt der nächste Umbau?

So geht es kontinuierlich weiter, mit einigen Provisorien und gegen Widerstände. 1978 werden die Stehplatzreihen auf der Wald- und Wuhleseite der Höhe der Haupttribüne angepasst. „Zum zweiten Mal stockt in den letzten Jahren die 'Alte Försterei' auf. Kein Wunder, denn die Anziehungskraft des 1. FC Union hat sich in Berlin weiter verstärkt“, schreibt die Vereinszeitschrift „Union-Information“. 1984 sind gegen Chemie Leipzig erstmals 22.000 Zuschauer im Stadion.

Nach dem Ausbau sollen fast 15.000 Zuschauer mehr in das Stadion passen als bisher. Doch wann wird damit begonnen?

© 1. FC Union Berlin e.V.

Trotz aller Bemühungen ist der Zustand des Stadions schlecht. Nach der Wiedervereinigung gibt es immer wieder Pläne für eine weitreichende Modernisierung, diese scheitern aber an den Finanzierungskonzepten. 2000 wird immerhin eine Flutlichtanlage installiert, die Tribüne überdacht und ein Zelt für Medien sowie VIPs aufgestellt. Fit gemacht für den Profifußball wird das Stadion aber erst durch die Hilfe von mehr als 2000 Fans mit dem Neubau der Stehplatztribünen (2008/09) und der Haupttribüne (2012/13).

Passend zur Historie ist der nächste Umbau schon längst in Planung. Eigentlich sollte das Stadion pünktlich zum jetzigen Jubiläum fertig auf 37.000 Zuschauer ausgebaut sein, bisher hat der Verein aber noch nicht mal Planungsrecht. Doch was sind schon ein paar Saisons Wartezeit bei 100 Jahren Fußball An der Alten Försterei?

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