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Champions League - FC Bayern München - Manchester United

© dpa

Vor Bayern-Spiel: Wayne Rooney: Falschmeldung oder schnelle Heilung?

In München humpelte er mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Platz: Jetzt aber steht Superstar Wayne Rooney angeblich vor dem Einsatz für seinen Klub Manchester United im Viertelfinalrückspiel der Champions League gegen Bayern München.

Von Politikern angestrengte Fußball-Vergleiche hinken oft schlimmer als ein verletzter Mittelstürmer auf Krücken, aber auch noch das Timing derart zu vermasseln, war schon ein großes Kunststück. Großbritanniens Premierminister Gordon Brown erklärte gestern, die britische Wirtschaft brauche genau wie Wayne Rooneys lädierter Knöchel noch Zeit und „reichlich Unterstützung, um wieder fit zu werden“ – just an jenem Ostermontag, an dem englische Gazetten von der wundersamen Wiederauferstehung des 24-jährigen Stürmers reden, der für Manchester United nach allgemeiner Überzeugung unersetzlich ist. „Rooney steht vor einer sensationellen Rückkehr (für das Spiel) gegen Bayern München“, berichtete zum Beispiel der „Mirror“; der in München unglücklich umgeknickte Nationalspieler habe so große Fortschritte gemacht, dass ihm Klubärzte für Mittwoch in der Champions-League-Partie eine Einsatzchance von „40 Prozent“ einräumten.

Die Old-Trafford-Mediziner hatten zuvor ein Bulletin herausgegeben, sicher nicht ohne das Einverständnis von Manchester Uniteds Trainer Sir Alex Ferguson. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt der Nachricht darf man getrost annehmen, dass Ferguson die Spekulation um seinen Starspieler nicht ungelegen kommt. Den Gegner mit gezielter Desinformation zum Nachdenken zu bringen ist eine uralte Lieblingstaktik des Routiniers, außerdem lenkt das Thema wunderbar von Uniteds schwacher Leistung im Titelduell ab.

Am Samstag hatte Rooney mit Schutzschuh am lädierten Fuß mitansehen müssen, wie sein Team 1:2 gegen Chelsea verlor. Die Londoner bestimmten das Match vor allem in der ersten Halbzeit nach Belieben. Dass der zweite, entscheidende Treffer der Gäste von Didier Drogba aus einer Abseitsposition heraus fiel, gab Ferguson die günstige Gelegenheit, die Diskussion in Richtung der Unparteiischen zu leiten („In so einem wichtigen Spiel braucht man gute Schiedsrichter, wir hatten heute keine“); das Manöver gelang jedoch nicht wirklich. „Der Versuch, die Defizite seines Teams zu überspielen, überzeugten niemanden außerhalb der Manchester-United-Familie und wahrscheinlich auch nur einen geringen Anteil der Familienmitglieder“, schrieb die „Times“.

Im Sturm gibt es, so lange Rooneys Schutzschuh drückt, die größten Probleme. Dimitar Berbatow konnte gegen Chelsea seine Chance nicht nutzen. „Berbatow ist nicht Rooney, und United ist ohne Rooney nicht dasselbe Team“, sagte Chelsea-Trainer Carlo Ancelotti mit entwaffnender Ehrlichkeit.

Man darf gespannt sein, was Ferguson am Dienstag zu Rooney erzählen wird. Vor der Niederlage gegen Chelsea hatte er noch über die „Panik“ im Lande geschmunzelt. „Ich habe gehört, dass die Buchmacher 66:1 für einen WM-Sieg Englands ohne Rooney anbieten“, sagte Ferguson, „das wundert mich: War die Quote vorher denn soviel besser? 66:1 scheint mir fair.“ Wie hoch er die Chancen für ein Weiterkommen ohne seinen besten Stürmer einschätzen würde, verriet der Schotte nicht. Vielleicht weiß ja sein Landsmann, Mr. Gordon Brown aus Giffnock, Renfrewshire, doch mehr, als er vorgibt.

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