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Die italienische Nationalmannschaft vor ihrem letzten Länderspiel gegen Spanien.

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Update

Vor dem Spiel Deutschland gegen Italien: Was man über Italien wissen muss

Kommt Luca Toni zurück? Muss Antonio Conte hinter Gitter? Und was geht eigentlich bei Mario Balotelli? Hier erfahren Sie, was man aktuell über die Squadra Azzurra wissen muss.

Wie sind die Italiener in Form?

„Was für ein Italien“, schwärmte die heimische Presse nach dem erstaunlich starken Auftritt der Squadra Azzurra beim 1:1 gegen Spanien, bei dem die Italiener den Europameister von 2012 vor allem in der ersten Halbzeit gehörig in die Defensive gedrängt hatten. „Meine Mannschaft ist gefestigt“, sagte Trainer Conte im Anschluss, ob er damit Recht hat, kann sein Team am Dienstagabend gegen die deutsche Nationalelf beweisen. Glaubt man den Spielern, ist Trainer Conte verantwortlich für den Aufschwung nach dem blamablen WM-Aus 2014. „Unser Kader ist vielleicht nicht so talentiert wie in früheren Jahren. Aber wir spielen wie ein echtes Team - dank des Trainers“, so Abwehrkante Leonardo Bonucci.

Darf Trainer Antonio Conte überhaupt zur EM?

Apropos Trainer: Sollte es derzeit überhaupt einen Unruheherd im Umfeld der italienischen Nationalmannschaft geben, dann ist dies Antonio Conte. Bereits vor Wochen hat Conte seinen Rücktritt nach der EM erklärt und ist damit faktisch eine Lame Duck. Gut für ihn: Man merkt es dem Team nicht an. Ruhig wird es um Conte trotz der guten Ergebnisse erstmal nicht. Der geplante Wechsel zu Chelsea steht auf der Kippe, weil Conte sein fünfköpfiges Trainerteam mitbringen möchte, was den Blues zu teuer sein soll. Und ja, wir reden hier tatsächlich über Chelsea. Außerdem droht Conte gerade von seiner Vergangenheit eingeholt zu werden: Zwischen 2010 und 2011 soll er als Trainer des AC Siena Spielmanipulationen nicht gemeldet haben, nun beschäftigt sich ein Schnellausschuss mit dem Vorwürfen. Übrigens auf Betreiben Contes hin, der schnellstmöglich seine Unschuld beweisen will. Dumm dabei: Sollte der Untersuchunsgausschuss gegen Conte Urteilen, dürfte es das gewesen sein mit der EM. Allerdings rechnet niemand ernsthaft damit.

Was gibt der Kader her?

Als eine „Mannschaft aus Durchschnittstypen“ titulierten die Kollegen von „Sport1“ die aktuelle Squadra Azzura, und was erstmal fies klingt, trifft aber durchaus zu. Die großen Baggios, del Pieros oder Pirlos sucht man im Kader vergeblich, dafür gibt es allerlei Durschnittsware á la Davide Astori oder Graziano Pelle. Hinzu kommt ein Mangel an Erfahrung: Gerade mal drei Spieler des aktuellen Kaders haben mehr als 50 Länderspiele gemacht, viele Debütanten sind zudem in einem Alter, in dem sie dem Talentestatus eigentlich schon lange entwachsen sind. Grund zur Sorge gibt vor allem der Sturm. Neben dem eingebürgerten Brasilianer Eder kämpfen noch Juves Simone Zaza, Anderlechts Stefano Okaka, Southamptons Graziano Pelle, Neapels Lorenzo Insigne oder Roms ewiges Talent Stephan El Shaarawy um einen Platz in der Offensive. Alles gute Spieler, klar, aber nicht ohne Grund sagt Oliver Bierhoff, Deutschland könne „aus einer größeren Anzahl an Qualitätsspielern auswählen“.

Wird Luca Toni doch noch nominiert?

Oh Mann, wie wir uns das wünschen würden. Toni ist mittlerweile 38 und damit sogar älter als Werder Bremens laufende Lebensversicherung Claudio Pizarro, kickt mittlerweile bei Hellas Verona und schraubt noch immer fleißig am Ohr. In der letzten Saison stolze 22 Mal, dieses Saison bisher leider nur fünfmal, mit Verona ist er zudem abgeschlagen Letzter. Weswegen sich die Frage eigentlich nicht stellt, ob Toni nicht vielleicht doch noch einmal eine Chance bekommt. Auch wenn es aus fußballromantischer Sicht natürlich eine ganz fantastische Geschichte wäre.

Was ist eigentlich mit Mario Balotelli?

Nicht so viel. Seit 2014 hat Balotelli kein Länderspiel mehr gemacht, Antonio Conte nominierte ihn nur ein einziges Mal, nachdem Balotelli verletzungsbedingt abreisen musste, verzichtete er anschließend auf „Europas Fußballer einer alternativen Realität“ 2012, 2013, 2014 und 2015. Das Verhältnis der beiden scheint ohnehin angespannt: Als die EM-Gruppen ausgelost wurden, schrieb Balotelli bei Instagram: „Ich kann es kaum erwarten.“ Trainer Conte reagierte per Verbal-Watschn: „Was kann er kaum erwarten? Bei der EM zu spielen oder sie im Fernsehen zu sehen?“. Klingt nur bedingt nach Nominierung.

Was sagt die Statistik?

Hach, ein Klassiker. Bereits 32 Mal trafen Italien und Deutschland aufeinander, fünfzehn Siege für die Italiener, zehn Unentschieden und lediglich sieben Siege für die Deutschen stehen zu Buche. Vor allem in wichtigen Spielen gegen die Squadra Azzurra neigt La Mannschaft zum Verkacken: WM-Halbfinale 1970, WM-Finale 1982, WM-Halbfinale 2006 oder auch EM-Halbfinale 2012 gingen allesamt in die Hose. Der letzte Sieg der Deutschen liegt übrigens 21 Jahre zurück. 1995 sorgten Thomas Helmer und Paolo Maldini für ein 2:0. Denkwürdig bleibt auch das Freundschaftsspiel im März 2006, als Deutschland unter Jürgen Klinsmann drei Monate vor der Heim-WM mit 1:4 versagte und öffentlich über eine Ablösung des Bundestrainers diskutiert wurde. Klinsmann blieb und sorgte für ein Sommermärchen. Weltmeister wurde allerdings: Italien.

Dieser Text erscheint mit freundlicher Genehmigung von 11FREUNDE.de.

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Stephan Reich

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