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Nach oben! Wollte Thomas Schaaf mit Werder in seinem 14. Dienstjahr eigentlich. Doch die Realität sieht trübe aus. Am Sonnabend tritt Bremen als Tabellenvierzehnter im Abstiegsduell gegen den Vorletzten Hoffenheim.

© AFP

Vor dem Spiel gegen Hoffenheim: Werder setzt auf Schaaf

Das Duell gegen Hoffenheim wird für den SV Werder zum Schicksalsspiel – mehr für die Spieler als für ihren Trainer Thomas Schaaf.

Hoffenheim in Bremen? Da war doch was. Knapp fünf Jahre ist es her, als Werder einen 4:1-Vorsprung gegen den damaligen Aufsteiger verschluderte. Schließlich gewannen die Bremer dank eines späten Tores von Mesut Özil doch noch 5:4. Der heutige Star von Real Madrid wurde dabei von prominenten Namen unterstützt. Das waren noch Zeiten als Profis wie Frings, Mertesacker, Diego oder Pizarro für Werder oben mitspielen sollten. Zurzeit kämpft ein weniger illustres Team die Existenz – genauso wie der heutige Gast, bei Hoffenheim ist von der Euphorie aus dem Aufstiegsjahr nichts mehr übrig. So dürfte es am Sonnabend (Beginn 15.30 Uhr) kaum eine Neuauflage eines der spektakulärsten Bundesligaspiele aller Zeiten geben. Im Weserstadion riecht es eher nach trübem Abstiegsduell, Werder ist Tabellevierzehnter, Hoffenheim Vorletzter.

Vor 14 Jahren kämpfte Werder schon einmal gegen den Abstieg. Der Trainer hieß Felix Magath, aber Magath und Werder passten nicht zusammen. Als die Klubführung sich das eingestand, war es schon fast zu spät. „Wir mussten ruckzuck handeln und da blieb nur Thomas Schaaf“, sagte Werder-Geschäftsführer Klaus-Dieter Fischer damals. Und der damalige Manager Willi Lemke erklärte die Vorzüge des ehemaligen Spielers und Nachwuchstrainers Schaaf: „Thomas kennt sogar die verschiedenen After-Shaves der Spieler.“ Schaaf rettete Werder vor dem Abstieg und wurde kurz darauf DFB-Pokalsieger, er führte Werder 2004 zum Double und anschließend sieben Mal in die Champions League.

Schaaf sagte im Mai 1999 bei seiner Ernennung zum Cheftrainer einen bemerkenswerten Satz: „Im Grunde habe ich heute auch meine Entlassung unterschrieben.“ Am kommenden Freitag feiert er aller Voraussicht nach sein 14-jähriges Dienstjubiläum, eine Entlassung war jahrelang kein Thema. Der ehemalige Werder-Boss Jürgen Born behauptete sogar mal: „Bevor Thomas entlassen wird, hauen sie den Roland vom Marktplatz.“

Seit einigen Wochen wird ständig über die Entlassung Schaafs gesprochen. Weil Werder einer mittelmäßigen Hinrunde eine katastrophale Rückrunde folgen ließ und der Trainer von Spieltag zu Spieltag ratloser wirkte. Seit Anfang Februar hat seine Mannschaft, die kaum als solche zu bezeichnen war, nicht mehr gewonnen. Schaaf spult eine Endlosschleife ab, auf der zu hören ist, dass man „die Dinge umsetzen“, „die Dinge anpacken“ oder „die Dinge besser machen“ müsse. Die Mannschaft aber machte die Dinge von Woche zu Woche schlechter.

Die Kritik an seiner Person blendet Schaaf aus. „Ich bin nicht wichtig“, pflegt er zu sagen. Er versucht den Anschein zu erwecken, als tangiere ihn die Trainer-Diskussion nicht. Aber das ist unglaubwürdig. Wer einst Kultstatus genossen hat und dann auf der Abschussliste landet, den kann das nicht kalt lassen.

Der einstige Spitzenklub Werder ist bereits 2011 fast abgestiegen, landete 2012 im grauen Mittelmaß und steht nun schon wieder mit dem Rücken zur Wand. Unlängst erklärte Schaaf, dass er zur Seite treten wolle, wenn er im Weg stehe. Das war, so betonten die Klubverantwortlichen eilig, kein Rücktrittsangebot. Sie halten an Schaaf fest, sie sagen, es gäbe keinen Besseren um aus der misslichen Situation wieder heraus zu kommen. Und auch der Coach will es nicht so gemeint haben. Man kann es so sehen, dass Thomas Schaaf ein Kämpfer ist. Man kann es aber auch so interpretieren, dass er die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat.

Das Auswärtsspiel am vergangenen Samstag in Leverkusen galt bereits als Schicksalsspiel für den Trainer. Werder verlor 0:1, aber immerhin hatten sich die Bremer Profis endlich mal wieder gewehrt. Die mitgereisten Fans feierten die Niederlage wie eine Auferstehung und sie feierten den Trainer. Es war allerdings nur ein Teil der Fans, der zudem vor dem Spiel von der Vereinsführung eingeschworen worden war, Flagge zu zeigen.

Schaaf schöpft dennoch Hoffnung daraus für das Spiel gegen Hoffenheim, zumal die Fans auch für heute ihre bedingungslose Unterstützung angekündigt haben, unter anderem die Aktion „ALLE(z) GRÜN“. Möglichst viele Zuschauer im Stadion sollen das Spiel in grünen Outfits verfolgen. „Das ist großartig. Es gibt eine unglaubliche hohe Identifikation in der Stadt mit Werder. Aber es ist auch eine Verpflichtung für die Mannschaft, sich voll einzubringen“, sagt Schaaf. Selbst wenn Werder heute gewinnt, ist noch längst nicht alles im grünen Bereich. Aber so wie der Klub tickt, kann man sich gut vorstellen, dass Schaaf 2014 auch noch sein 15. Dienstjubiläum feiert. Notfalls auch als Zweitligatrainer.

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