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Sport: Vorbild Wasmeier

Ein bisschen Unterstützung hatte Carol Montillet schon in Anspruch genommen. Die Abfahrts-Olympiasiegerin sagte: "Regine hat mir heute geholfen, indem ich wusste, dass sie bei mir war".

Ein bisschen Unterstützung hatte Carol Montillet schon in Anspruch genommen. Die Abfahrts-Olympiasiegerin sagte: "Regine hat mir heute geholfen, indem ich wusste, dass sie bei mir war". Doch gewonnen hat die Skirennfahrerin die Goldmedaille in der Snowbasin Ski Arena am Ende ganz alleine. "Das war nur ich", betonte die 28-jährige Französin. Und damit das dann auch jeder verstanden hat, sagte sie: "Regine hat uns verlassen, wir müssen jetzt unser eigenes Leben leben."

Es klingt traurig, aber der tödliche Trainingsunfall ihrer besten Freundin und Mannschaftskameradin Regine Cavagnoud am 29. Oktober 2001 hat Carol Montillet stark gemacht. Nicht sofort, denn nach dem Unfall ging es ihr lange sehr schlecht. "Ich hatte die Schnauze voll von allem", berichtet sie. Sie konnte machen was sie wollte, alles wurde von Außenstehenden mit dem Tod ihrer Freundin in Verbindung gebracht. "Dabei war es egal, ob ich gewinne oder verliere", sagt Montillet, "ich fühlte mich, als würde ich meine Identität verlieren." Sie hat gelernt, sich vor so etwas zu schützen. Zum Beispiel sagt die fröhliche und lebenslustige Frau inzwischen auch einmal "Nein" zu Anfragen durch Journalisten. "Es ist wie eine Befreiung, ich fange jetzt wirklich ein neues Leben an." Es war ein langer Weg vom Tod der Freundin zu ihrem neuen Leben.

Mehr zum Thema Fotostrecke: Bilder aus Salt Lake City Tagesspiegel: Berichte von Olympia Newsticker: Aktuelle Nachrichten von den XIX. Winterspielen sowie weitere Sportmeldungen "Ich hatte eine sehr harte Zeit in diesem Winter", sagt Montillet. Die Ergebnisse im Weltcup stellten sie nicht zufrieden und die Fragen der Journalisten nervten. So schlecht ging es ihr, dass sie sich kurz vor den Olympischen Spielen entschloss, zur Vorbereitung in die Sonne nach San Diego zu fliegen. Nur ihre Trainer wussten davon. "Ich wollte diese Woche nicht zu Hause bleiben, ich wollte keine Anrufe von Journalisten beantworten, ich wollte einfach weg." Am Strand bereitete sie sich auf die Winterspiele vor. "Ich konnte dort ganz gut trainieren." Doch als sie in Salt Lake City wieder auf Skiern stand, kam der Frust wieder. Platz 26 im ersten Training war das Resultat. "So konnte es nicht weitergehen", sagte sie, "ich habe mir selber einen Kick gegeben."

Im Rennen hatte sie dann als einzige Läuferin einen nahezu perfekten Lauf hingelegt. Die Favoritinnen Isolde Kostner und Renate Götschl hatte sie um 45 bezwiehungsweise 83 Hundertstel abgehängt. Nun möchte die 1,63 Meter kleine Athletin auch im Super-G und im Riesenslalom eine Medaille gewinnen.

Als gutes Omen wertete die Französin, dass sie Markus Wasmeier im Zielraum gesehen hatte. Der deutsche Skirennläufer hatte es bei den Spielen von 1994 in Lillehammer auf zwei Goldmedaillen gebracht. Das kann sie sich auch für sich selbst vorstellen. "Ich bin in Eroberungsstimmung", sagte Montillet lachend. Einen Augenblick später wunderte sie sich. "Ich entdecke plötzlich ganz neue Seiten an mir."

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