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Sport: Vorne unbeholfen, hinten desolat

Das deutsche Eishockeyteam verliert beim Nations-Cup 0:6 gegen die Slowakei – und kassiert vier Gegentore im letzten Drittel

Es war erst einmal schön anzusehen, wie der Kölner Sebastian Furchner und der Nürnberger Tomas Martinec gestern in der Hannoveraner Tui-Arena ihre Gegner aus der Slowakei ausspielten. Was danach kam, sah dann allerdings weniger gut aus: Furchner drosch nach der Kombination mit Martinec den Puck gegen die Schoner des slowakischen Torhüters. Eine Szene aus dem dritten Spiel der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft beim Nations-Cup, die symptomatisch war. Die Deutschen schossen 23 Mal auf das Tor der Slowaken, ohne zu treffen. Der Gegner versuchte es nur vier Mal öfter, aber mit deutlich größerem Erfolg: Nach einer desolaten Vorstellung im letzten Drittel verloren die Deutschen 0:6 (0:0, 0:2, 0:4).

So richtig erklären ließen sich die abschließenden 20 Spielminuten der deutschen Mannschaft nicht. Zuvor hatte sie das Spiel trotz eines Rückstandes ausgeglichen gestalten können. „Nach dem 0:2 haben wir auf Biegen oder Brechen versucht, dem Spiel eine Wende zu geben“, sagte der deutsche Mannschaftskapitän Stefan Ustorf. „Wir hatten halt im Kopf, dass da noch etwas geht.“ Es ging aber nichts mehr, im Gegenteil. „Wir wurden eiskalt bestraft“, sagte Ustorf. Als die deutsche Mannschaft versuchte, den Rückstand noch aufzuholen, wurde ihr Spiel immer unkoordinierter. „Im letzten Drittel haben wir die Ordnung in unserer Zone verloren“, sagte Bundestrainer Greg Poss. Nur die Ordnung? Es wirkte in Hannover so, als sei die deutsche Mannschaft, sobald sie in Rückstand gerät, völlig verunsichert. Das gleiche Phänomen war auch schon am Freitag bei der 1:2-Niederlage gegen die Schweiz zu beobachten.

Nach dem slowakischen Führungstor durch Peter Fabus hatten die Deutschen zwar durchaus Möglichkeiten, den Ausgleich zu erzielen. Doch nachdem der Augsburger Björn Barta die beste Chance vergeben hatte, fiel im direkten Gegenzug das 0:2. Der ehemalige Berliner Lubomir Vaic erzielte es nach einem Konter und einem Stellungsfehler des deutschen Torhüters Dimitrij Kotschnew aus Iserlohn. Nach zwei weiteren slowakischen Toren nahm Poss dann im letzten Drittel eine Auszeit, um die Mannschaft noch einmal neu einzustellen. Seine Spieler schienen danach aber noch konfuser als zuvor zu sein. Das Chaos mündete nach den letzten beiden Gegentreffern dann in einer peinlich hohen Niederlage, der Poss nur einen positiven Aspekt abgewinnen konnte: „Zum Glück haben wir schon am Sonntag um 14.30 Uhr im letzten Turnierspiel gegen Kanada noch die Chance, das wieder gutzumachen.“

Wie ist das im letzten Drittel erschreckend schwache dritte Spiel der Deutschen beim Nations-Cup nun einzuordnen? Gestern bekamen vor allem jüngere Spieler eine Chance, sich in die Mannschaft zu spielen. Einige der erfahrenen deutschen Akteure mussten hingegen zuschauen. Bundestrainer Poss nutzt das Turnier auch als Testlauf für die Olympischen Winterspiele in Turin. Und dort werden im Februar alle acht in Nordamerika beschäftigten Profis das deutsche Team verstärken. „Wer sich in der NHL, der besten Liga der Welt durchgesetzt hat, der ist für unser Team immer eine Bereicherung“, hat der Bundestrainer gesagt. Somit werden viele der beim Nations-Cup agierenden Spieler nicht spielen dürfen. Torhüter Kotschnew gehört wohl dazu, da er war gestern einfach zu schwach. Olaf Kölzig (Washington), Robert Müller (Krefeld) und der 19-jährige Thomas Greiss (Köln), der beim 7:2-Sieg am Mittwoch gegen die USA eine herausragende Leistung zeigte, dürften im Tor gesetzt sein.

Gesunken sein dürften die Chancen auf die Olympia-Teilnahme für den Berliner Sven Felski, der schon gegen die Schweiz nicht spielen durfte und gestern wegen einer Schulterverletzung zuschauen musste. „Ich befürchte eine längere Pause“, sagte Felski. Und das könnte schlecht sein für den Stürmer vom EHC Eisbären: Bis zum 22. Dezember muss Bundestrainer Poss seinen Kader für Turin gemeldet haben.

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