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Sport: Vorteil Serena

Die jüngere Williams schlägt im Finale die verletzte Venus

London. Man hatte sich Sorgen um Venus Williams gemacht. Die ältere der beiden Tennis spielenden Williams-Schwestern hatte sich im Halbfinale von Wimbledon eine Bauchmuskelzerrung zugezogen. Deshalb war nicht sicher, ob sie im Finale gegen ihre Schwester Serena überhaupt würde antreten können. Die Frauentennis-Organisation WTA veröffentlichte vor dem Finale einen Verletzungsbericht, der dokumentieren sollte, inwiefern die Spielerin fit genug ist für einen Einsatz. Ein Offizieller kreuzte das oberste Kästchen an: „Wahrscheinlichkeit 75 Prozent".

Doch Venus Williams war hundertprozentig bei der Sache, als sie am Samstagnachmittag mit einem Blumenstrauß und einem bandagierten Oberschenkel auf den Centre Court trat. „Ich bin herausgekommen, weil ich dachte, dass die Fans ein Finale verdient hatten", sagte sie. Den ersten Satz gewann sie, doch im dritten Satz brach ihre alte Verletzung auf und sie verlor das Endspiel gegen ihre Schwester Serena 6:4, 4:6, 2:6.

Im letzten Satz war die Weltranglistenvierte nicht mehr zur Gegenwehr fähig. „Es war ein Schmerz, ich konnte nicht mehr schnell rennen, ich konnte mich nicht mehr strecken." So kam es, dass Serena Williams ihren Titel in Wimbledon erstmals erfolgreich verteidigen konnte. Die Siegerin sagte: „Wenn die Verletzung bei Venus nicht aufgetreten wäre, wäre sie wahrscheinlich heute Wimbledon-Champion geworden."

Serena führt nun die Familienstatistik mit sieben zu fünf an. Die letzten sechs Matches hat allesamt die Jüngere gewonnen. Ungezählte Male haben die beiden gemeinsam auf den Tennisplätzen von Compton, Los Angeles, und Palm Beach Gardens, Florida, trainiert. Jede kennt die Stärken und Schwächen der anderen. Zwar sagt Venus: „Es ist nicht so wichtig, wer auf der anderen Seite des Netzes steht – ich möchte gewinnen." Doch für viele Zuschauer ist die Frage nicht sonderlich spannend, welche von Richard Williams Töchtern am Ende den Titel holt.

Zunächst sah es in Wimbledon nach Venus aus. Nach einem Break im zweiten Spiel führte die 23-Jährige mit 3:0, doch die nächsten drei Spiele verlor sie. Bis zum 5:4 für Venus gewannen beide ihre Aufschlagspiele, wenngleich die Schwestern nicht mehr so kraftvoll servierten wie in den Matches zuvor. Venus ist die ruhigere der beiden, in der vergangenen Woche ist sie während einer längeren Regenpause im Aufenthaltsraum kurz eingeschlafen. Doch im Finale hinterließ sie zunächst den wacheren Eindruck. „Im ersten Satz war ich in der Defensive", sagte Serena. Im zehnten Spiel eröffnete sie ihrer Schwester durch einen Doppelfehler drei Satzbälle. Venus Williams nutzte den zweiten zum 6:4.

Inklusive des gestrigen Duells sind es nun schon fünf der letzten sechs Grand-Slam-Turniere, in denen im Finale lediglich nach dem Vornamen der Siegerin gesucht wurde. Lediglich bei den French Open in Paris hatten es die Belgierinnen Justin Henin-Hardenne und Kim Clijsters geschafft, die Dominanz des Tennisclans aus Compton zu durchbrechen. Auf Sandplätzen sind die Williams-Schwestern noch am ehesten zu schlagen. Auf Rasen aber revanchierten sich die US-Amerikanerinnen für die Niederlagen von Paris. Venus Williams hatte wegen ihrer Verletzung beim 4:6, 6:3, 6:1 im Halbfinale über Kim Clijsters größere Schwierigkeiten, ihre Schwester hingegen hatte Justine Henin-Hardenne glatt mit 6:3, 6:2 bezwungen.

Serena, die Weltranglistenerste, kam gestern erst im zweiten Satz besser ins Spiel. Nach einer 5:1-Führung sicherte sie ihn sich schließlich mit 6:4. Den entscheidenden Durchgang begann sie mit einem Break. Venus hatte bereits Schwierigkeiten mit ihrem Aufschlag. Die Geschwindigkeit ihrer ersten Aufschläge hatte stark abgenommen, die Verletzung machte sich wieder bemerkbar. Die 23-Jährige musste sich sogar von einer Turnierärztin einige Minuten lang in der Kabine behandeln lassen. Als sie wieder auf den Platz kam, fand sie nicht mehr ins Spiel zurück. „Ich hatte gehofft, dass mir die Ärztin eine magische Pille gibt", sagte Venus Williams, „leider hatte sie keine."

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