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Harte Zweikämpfe werden im Fußball auch zwischen Frauen ausgetragen.

© imago/foto2press

Frauenfußball: Warum wir Mädchen Fußball spielen sollten

Fußball ist keine reine Männersache, schon lange nicht mehr. Ein Erfahrungsbericht aus der Jugendzeit, der erklärt, weshalb das so ist.

Möchte man als Junge in der Grundschule die Mädchen beeindrucken, muss man nur eines können: Fußball spielen. Auch wenn man dann älter wird, hat man als Fußballspieler ziemlich gute Chancen. Doch wie beeindruckt man als Mädchen den coolsten Jungen der Klasse? Mit Hüpfespielen? Lautem Gekreische, wenn ein männliches Wesen nur annähernd in der Nähe ist? Taktisch gesehen nicht sehr klug. Dann doch lieber mal den Spieß umdrehen und auch mit Fußball anfangen. Wenn dann auch noch die beste Freundin vor einem mit Fußball beginnt, führt kein Weg mehr daran vorbei. Stellt sich nur noch die Frage, wo.

Fängt man jung an mit Fußball, gibt es verhältnismäßig wenige Vereine, die altersentsprechende Mädchenmannschaften stellen. Gespielt wird meistens zusammen mit den Jungs. Mit ebenjenen Jungs, die schon mit zwei Jahren ihre ersten Fußballschuhe geschenkt bekommen haben und nach jeder halbwegs akzeptablen Aktion eine beträchtliche Zeit damit verbringen, ihr größtes Fußballervorbild nachzuahmen. Unglaubliche Begeisterung für sich selbst inklusive.

Also sich lieber gleich für eine der wenigen reinen Mädchenmannschaften entscheiden. Lernen tut man vielleicht erstmal weniger, da man sich häufig von Jungs Tricks und Ehrgeiz in jungen Jahren gut abschauen kann, der Spaß ist aber umso größer. Verlieren oder gewinnen? Total egal! Hauptsache man kann spielen. Eine Einstellung von der die Jungs, die schon als Fünfjährige die größten „Profis“ sind, auch mal lernen können. Als Zuschauer macht das Ganze deutlich weniger Spaß. Was man sehen kann, ist totales Chaos, jeder will den Ball, ohne Rücksicht auf Verluste.

Trotzdem ist jeder Vater stolz, wenn seine Tochter, die vorher wie jedes zweite Mädchen mal Ballett getanzt hat, plötzlich im Trikot auf dem Platz steht. Vielleicht ist es auch genau dieser Stolz, der uns als Mädchen antreibt, weiter Fußball zu spielen. In der Schule kann man nun seinen Freundinnen von geschossenen Toren berichten und dabei zum Mädchenschwarm rüberschielen, ob der auch beeindruckt zuhört.

Je länger man spielt, desto mehr entwickelt sich eine Leidenschaft

Bei den Spielen und im Training steht man als eine Einheit auf dem Platz. Man spielt füreinander und wenn man mal einen Fehler macht, hilft jemand anderes aus. Je länger man spielt, desto mehr entwickelt sich eine Leidenschaft für diesen Sport, den jeder kennt. Aus dem „Beeindrucken wollen“ gegenüber der männlichen Seite, wird der Ehrgeiz zu gewinnen, besser zu werden, für sich selber und das Team. Spielt man in einer Frauenmannschaft, ist das Chaos nicht mehr Bestandteil des Spiels, wie es noch in der E-Jugend der Fall war, nun macht es auch als Zuschauer Spaß zuzugucken. Also die meiste Zeit, aber das ist bei den Männern schließlich genauso.

Ging es anfangs hauptsächlich darum, die noch junge Männerwelt zu beeindrucken oder mit ihnen auf einer Ebene zu spielen, liegt das Ziel mit Eintritt in das Erwachsenenalter ganz woanders. Man möchte nicht mehr verglichen werden, es geht nicht mehr darum, besser zu sein als das andere Geschlecht (körperlich ist das eh so gut wie nie möglich), es geht allein um den Fußball, den man als Frau spielt, mit anderen Frauen zusammen, gegen Frauen.

Das heißt nicht, dass man als Frau nur noch engstirnig auf Frauenfußball fixiert ist. Nicht nur die Männerwelt fiebert bei Bundesligaspielen jeden Samstag vor dem Fernseher mit. Angucken tuen wir Frauen uns Männerfußball nämlich weiterhin schon ganz gerne. Ehrlicherweise muss man sagen, deutlich ausgeprägter als die Frauenbundesliga. Vielleicht, weil wir dem Vergleichswahn selbst zum Opfer gefallen sind und Frauenfußball nur noch genießen können, wenn wir selber spielen oder den Fernseher bei den Männern gar nicht erst anmachen.

Den immerwährenden Stolz der Väter nehmen wir trotz seiner Männlichkeit gerne an. Mamas Stolz, der vielleicht eher was damit zu tun hat, dass man als Frau selbstbewusst den Vorurteilen der Männerwelt entgegen tritt, ist auch gerne gesehen. Schließlich hat sie damit recht. Frau weiß nämlich auch was Abseits ist, jubelt bei einem Tor für den Lieblingsverein und ist nicht diejenige, die sagt, wie gut doch Mats Hummels aussieht, sondern diejenige, die seinen Wechsel zu Bayern kritisiert. Wenn man also als Mädchen oder Frau Fußball spielt, füllt man vielleicht nicht die Stadien dieser Welt, aber der stolze Vater und der coolste Junge der Klasse liegen einem ganz sicher zu Füßen. Und was noch sehr viel bedeutender ist: der Ball auch.

Leoni Havenstein

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