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Golf: Waterloo in Valhalla

Die Europäer verlieren im Ryder Cup erstmals seit 1999. Die Amerikaner gewinnen mit 16,5 zu 11,5.

Louisville - Das Match war noch gar nicht zu Ende, da nahm Paul Azinger schon die ersten Gratulationen entgegen. Während Jim Furyk sich auf seinen letzten Putt vorbereitete, schüttelte der US-Kapitän bereits überglücklich die Hände von Fans und Spielerfrauen. Er hatte auch allen Grund dazu, schließlich erlebte er im Valhalla Golf Club gerade Historisches: Mit 16,5 zu 11,5 gewannen die amerikanischen Golfer den Ryder Cup in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky und behielten im Kontinentalvergleich mit den Europäern somit das erste Mal seit 1999 die Oberhand.

Als Furyk den letzten Putt schließlich versenkt hatte, durfte auch offiziell gejubelt werden. J.B. Holmes, dessen Heimatort Campbellsville gerade einmal eine Stunde von Valhalla entfernt ist, hob sogar ab: „Ich fliege“, rief Holmes, der Henrik Stenson auf imponierende Art mit drei Birdies auf den letzten vier Löchern abgefertigt hatte. „Den Ryder Cup in meinem Heimatstaat zu gewinnen, habe ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt.“

Das galt wohl auch für die meisten Europäer. Ein Großteil des Teams hat das Verlieren bei einem Ryder Cup erst jetzt in Valhalla gelernt: An der Niederlage 1999 in Brookline waren nur Padraig Harrington, Lee Westwood, Miguel Angel Jimenéz und Sergio Garcia beteiligt. Letzterer erlebte in Valhalla sein persönliches Waterloo und holte nur einen Punkt aus vier Matches. Gegen den 23 Jahre alten Newcomer Anthony Kim – ein wenig flegelhaft und unerzogen, aber spielerisch brillant – spielte er zögerlich und ohne Mumm und hatte keine Chance.

Dem vermeintlich besten Spieler der Europäer erging es ähnlich. Padraig Harrington hatte sich die Rolle des Teamanführers gewünscht, lieferte aber zu keinem Zeitpunkt jene Schläge, die ihm in dieser Saison zwei Majorsiege bescherten – die ersten neun Löcher absolvierte er sogar als Einziger über Par. „Ich kann es nicht mehr erwarten, bis die Saison zu Ende ist“, stöhnte er danach. „Ich bin müde.“ Der Rest des Teams fiel zwar recht positiv auf, „doch die Amerikaner waren ein winziges Stückchen besser in einigen Bereichen“, sagte Europas Kapitän Nick Faldo. Vor allem die entscheidenden Putts lochten sie häufiger ein.

Einmal abgesehen von solchen messbaren Variablen überzeugte Amerika aber erstmals seit Jahren als engagiertes Team. Aus dem eher unmotivierten Haufen von Individualisten hatte Kapitän Azinger eine Gruppe von faustreckenden Kämpfern gemacht. So fiel nicht einmal auf, dass der beste US-Golfer gar nicht dabei war: Tiger Woods. Petra Himmel

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