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Sport: Weiterbildung auf Eis

Als erstes deutsches Frauen-Eishockeyteam spielt der OSC Berlin im Europapokal

Berlin - Von Weitem erkennt man kaum eine Besonderheit. Nur bei genauerer Betrachtung fallen der Größenunterschied, Helme mit Vollvisier und ein weniger aggressives Spiel auf. Der Name bringt dann Klarheit: Die „Eisladies“ des OSC Berlin sind amtierender Deutscher Meister im Frauen-Eishockey und haben sich als erste deutsche Mannschaft für den Europapokal in Stockholm qualifiziert, wo sie ab Dienstag mit vier weiteren Mannschaften um den Titel der besten europäischen Vereinsmannschaft kämpfen werden.

Für Trainer René Bielke ist das eine bemerkenswerte Leistung. Der 45-Jährige, bei Berliner Eishockey-Fans noch als legendärer Torwart des EHC Dynamo und des BSC bekannt, trainiert die Frauen seit dem Titelgewinn 2006 und holte 2007 die erneute Meisterschaft. Die Eisladies sind sein erster Ausflug in das Frauen-Eishockey. „Läuferisch sind sie genauso weit wie die Männer. Sie spielen nur weniger körperbetont und sind manchmal etwas zu verspielt, zu sorglos, daran müssen wir arbeiten. Die Männer sind schon noch taktisch versierter“, sagt Bielke. Das ist schwierig: Fast jeden Tag müssen die Eisladies in einer anderen Eishalle üben, hinzu kommt, dass es „schwer ist, vernünftig zu trainieren, wenn die Hälfte der Mannschaft voll berufstätig ist“, sagt Bielke. „Da findet das Training in der Mittagspause oder am Abend statt.“

Eine der wenigen, die sich um dieses Problem keine Sorgen machen muss, ist Stürmerin Anja Scheytt. Die Top- Scorerin der Bundesliga kann sich als Sportsoldatin voll auf das Eishockey konzentrieren. Als eine von fünf Berliner Nationalspielerinnen hat die 27-Jährige bereits bei zwei Olympischen Spielen und diversen Weltmeisterschaften internationale Erfahrungen gesammelt. Daher kann sie die Chancen beim Europapokal realistisch einschätzen: „Auf internationalem Niveau wirklich mitspielen können wir noch nicht, aber man weiß ja nie.“ Für die Spielerinnen, die nicht im Nationalteam aktiv sind, ist der Ausflug nach Stockholm die erste Gelegenheit, ihre Leistung auf internationalem Niveau unter Beweis zu stellen. „Dort geht es schon anders zur Sache“, sagt Scheytt.

Auch Trainer Bielke weiß: „Wir fahren dorthin um zu lernen.“ Insgesamt fehle den deutschen Mannschaften aber die Substanz, um wirklich mit den großen europäischen Mannschaften aus Schweden oder Finnland mithalten zu können, die er auch für den Europapokal klar als Favoriten sieht. Dafür sei die deutsche Liga mit ihren neun Mannschaften einfach zu schwach. Als „kleines Aushängeschild“ für die deutsche Frauenliga empfindet er die Qualifikation für die Endrunde des Europapokals dennoch: „Für die Mittel, die wir hier zur Verfügung haben, haben wir eine Menge erreicht.“ Mit Blick auf den Frauen-Fußball träumt Bielke von mehr Akzeptanz der Frauen im Eishockey. Dafür ist der erste Ausflug einer deutschen Mannschaft in den Europapokal durchaus ein erster Schritt.

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