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Hertha im Uefa-Cup: Wenig Publikum, wenig Spaß

Hertha BSC müht sich im leeren Olympiastadion zu einem 2:0 gegen St. Patrick’s Athletic aus Dublin.

Berlin - Es gehört zur guten Tradition, dass in einem Fußballstadion die sich duellierenden Mannschaften vor dem Anpfiff einmal freundlich in die Ränge winken. Dieses Ritual bekam gestern in Berlin einen leicht bizarren Dreh. Als die Spieler zum freundlichen Gruß ansetzten, wussten sie für einen Moment nicht, in welchen Winkel des fast leeren Stadions sie grüßen sollten. Mehr als 60 000 Plätze blieben gestern im Olympiastadion frei. Nur 13 045 Zuschauer wollten Hertha BSC gegen St. Patrick’s Athletic aus Irland im Hinspiel der ersten Uefa-Cup-Runde sehen. Diejenigen, die sich gewöhnlich für Fußball interessieren, aber den Weg ins Olympiastadion scheuten, haben nicht viel falsch gemacht. Hertha mühte sich in einem weitgehend ereignisfreien Spiel zu einem 2:0 (0:0)-Sieg.

Herthas Trainer Lucien Favre hatte seine Mannschaft im Vergleich zum vergangenen Bundesliga-Heimspiel verändert. Patrick Ebert und Raffael standen nicht zur Verfügung, dafür rotierten Lukasz Piszczek und Pal Dardai in die Anfangself. Gojko Kacar übernahm hinter den Stürmern Marko Pantelic und Andrej Woronin die Rolle Raffaels, ohne Erfolg allerdings. Zudem verzichtete Favre auf seinen Innenverteidiger Steve von Bergen, der zuletzt mehrfach gepatzt hatte.

Die Umstellungen zahlten sich für die Berliner nicht aus. In der ersten, einer selten schwachen Halbzeit brachte Hertha gegen die biederen Iren lediglich eine Torchance zustande. Piszczek hatte nach einer Viertelstunde Pantelic bedient, doch Torwart Barry Ryan bereinigte die Aktion. Fast im Gegenzug wurde es sogar vor dem Tor des Bundesligisten gefährlich. Vorausgegangen war ein Abstimmungsproblem zwischen Kaka und Torwart Jaroslav Drobny. Die wackeren Fans verabschiedeten beide Teams mit Pfiffen in die Pause. In der wurde es wenigstens etwa unterhaltsam: Der Stadionsprecher übermittelte die frohe Kunde, dass Herthas Brasilianer Raffael kurz nach Spielbeginn Vater eines Sohnes geworden war.

Wenn man berücksichtigt, wie schwer es einem Verein wie Hertha BSC fällt, sich sportlich für den Uefa-Cup zu qualifizieren, umso bedenklicher war anzusehen, mit welch lascher Einstellung die Spieler anfangs zu Werke gingen. Beinahe geschwindigkeitslos versuchten die Berliner, den spielerisch arg limitierten Gästen beizukommen. In der eigenen Spielanlage pomadig bis schwerfällig, eröffneten sich für die Berliner kaum Torraumszenen. Hertha vermochte es nicht, die Iren zu Fehlern zu zwingen oder sie in Verlegenheit zu bringen. Wenn es bei dem Eindruck aus der ersten Halbzeit geblieben wäre, würden wohl nicht mal mehr die Zuschauer wiederkommen, die sich gestern trotzig auf den Weg gemacht hatten.

In der Pause zog Lucien Favre erste Konsequenzen. Für die beiden Mittelfeldspieler Dardai und Kacar, die wirkungslos blieben, spielten fortan Fabian Lustenberger und Maximilian Nicu. Letzterer war es, der fünf Minuten nach Wiederbeginn das erlösende 1:0 für Hertha erzielte. Nach einer Ecke mit vielen hektischen Abwehraktionen der Iren landete der Ball plötzlich bei Nicu, der einfach mal aufs Tor schoss. „Gut, wenn man reinkommt und ein Tor schießt, aber das war es 100-prozentig noch nicht“, sagte der Torschütze hinterher. Das Rückspiel findet in zwei Wochen in Dublin statt.

Mit der Führung im Rücken spielte Hertha zwar etwas flotter, ohne aber zu überzeugen. Eine Viertelstunde vor dem Ende fiel wenigstens noch das 2:0. Woronin scheiterte mit seinem Schuss an Torwart Ryan, doch den abgewehrten Ball stocherte Cicero über die Torlinie. „In der zweiten Halbzeit waren wir besser. Die Chancen auf ein Weiterkommen sind groß“, sagte Lucien Favre.

Kurz vor Schluss erlöste Waleri Domowtschiski den glücklosen Marko Pantelic. Der Serbe bekam bei seinem Abgang einen lauen Applaus von den Rängen. Viel freundlicher fiel nach dem Abpfiff die Verabschiedung der Mannschaft auch nicht aus.

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