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Sport: Wenn Fahrgästen die Stunde schlägt

Was das Transportwesen betrifft, haben die Olympischen Spiele von Turin ein paar Vorurteile über Italien bestätigt. Hier spielt Zeit nur eine untergeordnete Rolle, die italienischen Busfahrer kommen, wann sie wollen, und sie fahren, wann ihnen das sinnvoll erscheint.

Was das Transportwesen betrifft, haben die Olympischen Spiele von Turin ein paar Vorurteile über Italien bestätigt. Hier spielt Zeit nur eine untergeordnete Rolle, die italienischen Busfahrer kommen, wann sie wollen, und sie fahren, wann ihnen das sinnvoll erscheint. Manchmal auch gar nicht. Wenn sie fahren, kurven sie so waghalsig durch die schmalen Serpentinen um Sestriere, als gelte es den Grand Prix von Monza zu gewinnen. Deshalb kann der Fahrer des Kleinbusses „OFM 8“ am Dienstagmorgen kein Italiener gewesen sein.

Der Kleinbus „OFM 8“ erschien um 8.35 Uhr an der Haltestelle Claviere unweit der französischen Grenze. Der Olympia-Berichterstatter sah es mit Erleichterung, hatte er doch die Reisezeit bis zum Start des Langlauf-Teamsprints in Pragelato um zehn Uhr optimistisch knapp veranschlagt. Als er den Bus bestieg, freute er sich schon über seinen effektiven Zeitplan. Allerdings nicht lange. Der Bus „OFM 8“ wollte nicht losfahren. Erst ließ der Fahrer noch einen Helfer zusteigen, dann zwei Olympiatouristen. Seine Handbremse blieb angezogen. Die Minuten verstrichen, der Bus wartete. Erst als der Zeiger der Kirchturmuhr auf 9 Uhr rückte, löste der Fahrer seine Handbremse. Er hatte seine Abfahrtszeit auf die Sekunde eingehalten. Dann schlich er die Serpentinen hinab wie ein Teenager in seiner ersten Fahrstunde.

Der Zeitplan des Olympia-Berichterstatters war in Gefahr und drohte endgültig über den Haufen geworfen zu werden, als der nächste Bus „FMP 6“ in Sestriere einen Zwischenstopp einlegte. Seine Abfahrtszeit sei erst in zehn Minuten, sagte der Fahrer. Als ihm jedoch einige Fahrgäste ihre Zeitnot schilderten, hatte der Fahrer ein Erbarmen. Und fuhr vorzeitig los. Er war ein Italiener, Gott sei Dank.

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