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© dpa

Werder vs Bayern: Friede zwischen Weser und Isar

München und Bremen harmonieren mittlerweile miteinander viel besser als gedacht – nicht nur in der Wüste im Wintertrainingslager.

Treffpunkt war unlängst in Dubai. In einem geräumigen Fernsehstudio traf sich vom FC Bayern und SV Werder alles, was Rang und Namen hat. Hier Louis van Gaal, Christian Nerlinger, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Mark van Bommel, da Thomas Schaaf, Klaus Allofs, Torsten Frings, Per Mertesacker und Claudio Pizarro. Entscheidungs- und Leistungsträger von Rekordmeister und Pokalsieger vereint im Wüstenstaat, um gemeinsam über den Fußball zu schwadronieren. Und dabei war unschwer zu erkennen: München und Bremen harmonieren mittlerweile miteinander viel besser als gedacht – nicht nur in der Wüste im Wintertrainingslager.

Nun, nachdem auch Uli Hoeneß genauso wie sein Intimfeind Willi Lemke nur noch dem Aufsichtsrat und nicht mehr der Machtzentrale vorsteht, ist sogar eine weitere Annäherung erfolgt. Hätten sich sonst Christian Nerlinger und Klaus Allofs vor dem Bundesliga-Klassiker am Samstag in Bremen für Interviews an einen Tisch gesetzt? „Auf ein Hoeneß- Lemke-Ballyhoo wird man in Zukunft verzichten müssen“, sagt Münchens Manager Nerlinger. Man wolle sich verbal nicht mit Wattebäuschchen bewerfen, erklärt Bremens Vorstandschef Allofs und stellt fest: „Sportlich sind wir in die Nähe der Bayern gerückt.“ Der 53-Jährige war selbst lange als Hoeneß-Nachfolger im Gespräch, und Branchenkenner berichten, der spektakuläre Wechsel habe viel näher vor der Umsetzung gestanden, als viele dachten. Doch Allofs, der gebürtige Rheinländer, hat sich damals für die hanseatische statt der bajuwarischen Lösung entschieden, die immer ein Denken „an wirtschaftliche Sicherheit“ bedeutet. Und gewisse Zwänge beinhaltet: Denn dass die Bremer in seiner Amtszeit Claudio Pizarro, Valérien Ismael, Miroslav Klose (und vielleicht auch bald Mesut Özil) für gutes Geld nach München veräußerten, hatte eben auch damit zu tun, dass Werder immer mal wieder auf Finanzspritzen dieser Art angewiesen ist. Auch Diego wäre vielleicht zum FC Bayern gewechselt – hätte man sich dort früher für den Brasilianer entschieden. So kommt es auch, dass vor dem 88. Aufeinandertreffen der Klubs keine Giftpfeile mehr von der Weser gen Isar abgeschossen werden. Der neue Marketing-Geschäftsführer Klaus Filbry, der eng an Allofs‘ Seite arbeiten soll, hat nur festgestellt, dass mittlerweile Werder „die meisten Sympathisanten in Deutschland hat. Wir werden in Umfragen sympathischer als die Bayern eingestuft.“ Doch die neue Geschäftsführung bewegt sich im Business ansonsten frei von Häme, Hohn oder Spott auf die Bayern. Und Trainer Thomas Schaaf taugt nicht zum kampfeslustigen Lautsprecher. Alles, was vom 48-Jährigen im verbalen Vorspiel zu vernehmen ist, hört sich so an: „Wenn uns ein Sieg gegen Bayern gelingt, wäre das umso schöner.“ Aus der gelebten Feindschaft, die in Lemke- Hoeneß-Zeiten mit persönlichen Verunglimpfungen und Vergleichen aus dem Klassenkampf versehen wurde, ist längst eine befriedete Rivalität geworden.

„Die Bayern sind immer und alle Zeit von sich überzeugt“, sagt Werder-Kapitän Torsten Frings. Für seine Mannschaft trifft das derzeit nicht unbedingt zu. „Vielleicht überschätzen wir uns“, sagt der 33-Jährige. „Vielleicht werden wir überschätzt. Vielleicht sind wir gar nicht so gut, wie viele sagen.“ Gleichwohl wird die Besucherschaft im seit Wochen ausverkauften Weserstadion ab 15.30 Uhr wieder laut danach verlangen, bitteschön den Bayern die Lederhosen auszuziehen.

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