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Sport: Wider das Klischee

Türkiyemspor engagiert sich für Homosexuelle

Berlin - Es passt so gar nicht in die gängigen Klischees, dass sich ein Verein mit türkischem Namen für die Rechte Homosexueller einsetzt. Doch das Engagement des Berliner Fußballvereins Türkiyemspor für die „Respect Gaymes“ überrascht nur noch Außenstehende. Bei dem gestrigen Event für Toleranz im Jahn-Sportpark, veranstaltet vom Lesben und Schwulenverband in Deutschland (LSVD), trat neben vielen anderen Mannschaften der Viertligist Türkiyemspor mit einem Allstarteam an. Klubidole aus der Zeit des verpassten Zweitligaaufstiegs 1991 und aktuelle Spieler nahmen bei der Veranstaltung unter dem Motto „Zeig’ Schwulen und Lesben Respekt“ teil. Schon im Vorfeld der „Respect Gaymes“ veranstaltete Türkiyemspor eine Podiumsdiskussion; Die erste Mannschaft posierte mit Klaus Wowereit für das offizielle Foto der Kampagne gegen Homophobie.

Kontakte in die Homosexuellenszene hat Türkiyemspor schon seit gut drei Jahren. Als der Verein 2004 ein Mädchen-Team gründete, fing die Zusammenarbeit mit „Seitenwechsel“ an, einem Sportverein für Frauen und besonders Lesben. Am „Come-Together-Cup“, einer mit den „Respect Gaymes“ vergleichbaren Veranstaltung, beteiligte sich Türkiyemspor schon mit einer Mannschaft aus Vorstandsmitgliedern.

Der Grund des Engagements liegt für Cetin Özaydin, dem Vorsitzenden des Fördervereins von Türkiyemspor, auf der Hand: „Das Thema Ausgrenzung eint uns.“ Bei Auswärtsspielen müsse sein Verein immer wieder feststellen, wie organisiert die rechte Szene sei. „Die Mechanismen sind doch dieselben, ob es jetzt um Türken, Schwule, Juden oder politisch Andersdenkende geht“, meint Özaydin. Deswegen steht für ihn fest: „Der LSVD und wir passen zusammen.“ Und so gründeten Mitglieder des LSVD Mitte Mai einen Türkiyemspor-Fanklub. Diese Sympathie beruht auf Gegenseitigkeit: Kürzlich ließen sich acht Spieler von Türkiyemspor für ein Schwulenmagazin nackt fotografieren. Kritik oder Pöbeleien für die Nähe des Kreuzberger Vereins zur Homosexuellenszene habe es nie gegeben, berichtet Özaydin. Mit einer überraschenden Ausnahme: „Linke Schwule haben unsere Zusammenarbeit mit dem LSVD kritisiert“, erzählt der Vorsitzende des Fördervereins: „Für die ist der LSVD zu bürgerlich, weil er sich für die Homoehe einsetzt.“

Nicht nur für Homosexuelle setzt sich Türkiyemspor ein, sondern auch gegen Gewalt an Frauen und für verschiedene Projekte mit Jugendlichen. Das gesellschaftliche Engagement bewirkt auch eine Änderung des öffentlichen Bildes von Türkiyemspor. „Bis vor zwei, drei Jahren wurden wir als Türken-Verein gesehen, seitdem merken die Leute, dass sich der Verein öffnet“, sagt Özaydin. „Urdeutsche Sponsoren“, wie Özaydin sie nennt, habe Türkiyemspor trotzdem kaum. „An die kommen wir einfach nicht ran“. Einen vielversprechenden Partner aber hat er: Der LSVD hat den Kontakt zu einem Schwulenmagazin hergestellt.

Matthias Sander

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