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Sport: Wild entschlossen

Nach einer durchwachsenen Volleyball-Saison greift der SCC mit neuem Trainer und stärkerem Kader an

Berlin - Das Wildschwein hat eher nicht überlebt, ganz genau weiß man es allerdings nicht. Spielt aber aufs Ganze gesehen auch keine große Rolle. Wichtiger ist, dass keinem der Businsassen etwas passiert ist. Im Bus aus Polen Richtung Berlin saßen die Bundesliga-Volleyballer des SC Charlottenburg, noch müde von einem Vorbereitungsturnier, als das Borstenvieh über die Autobahn hetzte und gegen den Bus prallte.

Alle gesund geblieben also im SCC-Kader, das ist wichtig, der neue Trainer Mark Lebedew braucht jeden Mann bei seinen Ansprüchen. Ein Platz im Finale der Play-offs oder des Pokals, am besten aber beides, das muss schon sein. So detailliert erklärt das Saisonziel zwar Kaweh Niroomand, der Manager des SCC, aber der neue SCC-Trainer Lebedew guckt streng und entschlossen bei diesem Vortrag und sagt später, dass das alles in seinem Sinne sei. Am Mittwoch beginnt die neue Saison für den SCC; erster Gegner sind in der Schmeling-Halle (19.30 Uhr) die Netzhoppers Königs Wusterhausen. Ein Sieg ist Pflicht für die Gastgeber. „Man muss sich hohe Ziele stecken, wenn man etwas erreichen will“, brummt der Australier Lebedew in seinem akzentgefärbten Deutsch.

Gut der Mann, so etwas gefällt Niroomand. „So muss man an die Dinge rangehen. Wenn man 15 Begründungen sucht, warum etwas nicht klappt, dann erreicht man auch nichts.“ Das darf man als kleinen Seitenhieb gegen Lebedews Vor-Vorgänger Michael Warm verstehen, den Niroomand entlassen hatte. Aber auch unter Warms Nachfolger Andrej Urnaut blieb der SCC lange im Mittelmaß stecken, und so etwas mag der ehrgeizige Niroomand nun gar nicht. Der Kampf um Aufmerksamkeit ist anstrengend, jetzt mischen auch noch die Handballer der Füchse oben mit und rücken mehr in den Mittelpunkt.

Also gehören schon deshalb markige Worte zur Pflicht. Erwartungsgemäß schwärmt Niroomand vom starken Kader, von einer tollen Mannschaft, „die besser ist als die aus der vergangenen Saison“. Das sagt er zwar fast jedes Jahr, aber diesmal muss man das anders interpretieren. Niroomand ist wild entschlossen, diese Saison gut abzuschneiden, weil die vergangene lange ziemlich erschreckend war. Platz drei in der Bundesliga, im Pokal nicht mal im Halbfinale, das ist zu wenig. Und deshalb spielt der Neuzugang Scott Touzinsky, Außenangreifer und mit den USA 2008 Olympiasieger und Weltliga-Gewinner, eine strategische Rolle. Er soll nicht bloß der Mann sein, „an dem sich die anderen aufrichten können“ (Niroomand), er steht auch für den Willen des SCC, wieder an der Spitze des deutschen Volleyballs mitspielen zu wollen.

13 Mann umfasst der SCC-Kader, elf waren es in der vergangenen Saison. Der Kanadier Mark Dodds wird wohl im Winter einsatzfähig sein, wenn er seine Knieprobleme überwunden hat, Libero Martin Krystof hat mit Tschechien bei der WM eine unerwartet gute Rolle gespielt, und mit Touzinsky hat der SCC die Annahme erheblich verstärkt. Außerdem kam Mittelblocker Felix Fischer aus Paris zum SCC zurück. Und natürlich peilt der SCC auch die Champions League an. „Spätestens 2012 wollen wir dort spielen“, sagt Niroomand, „vielleicht auch schon in der nächsten Saison.“

Vielleicht. Denn noch läuft nicht alles optimal beim SCC, das macht der Perfektionist Lebedew auch klar. „Das Spielsystem läuft noch nicht immer so, wie ich mir das wünsche“, sagt der Coach. Schließlich fehlten einige Spieler wegen ihrer Nationalmannschaftseinsätze in der Vorbereitung ganz oder teilweise. Und Touzinsky ist auch erst seit dem 10. Oktober in Berlin.

Immerhin: Die Anreise zum ersten Saisonspiel dürfte ohne große Probleme verlaufen. Der SCC spielt in Berlin, da wird auf dem Weg in die Schmeling-Halle kaum ein Wildschwein über die Straße rennen.

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