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Haben die Kataris Pep Guardiola die Taschen vollgemacht?

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Willmanns Kolumne: Die Gefahren des Jahres 2014

Untergangsszenarien stehen auch im neuen Jahr wieder hoch im Kurs, weiß unser Kolumnist: Ausverkauf, Balkanschwemme und, obwohl die WM in diesem Jahr in Brasilien gespielt wird, wirft Katar 2022 schon seinen Schatten voraus.

Neues Jahr, neues Glück! Indes der mediale Promisport zwei Opfer zu beklagen hat, bleibt beim Nationalheiligtum Fußball alles beim Alten. Bayern schwächt wie gehabt den letzten inländischen Konkurrenzverein und kauft nach Götze die polnische Sportskanone Lewandowski ein. Im Fußball gibt es keine Moral. Die Großen fressen die Kleinen. Die Kleinen fressen die ganz Kleinen. Läuft hier was falsch? Wir Fans sind doch nur gemeine Bauarbeiter, im festen Glauben an die Symmetrie. Die Kröten, die Kohle, die Asche sind das einzig zugkräftige Argument unseres schönen Sports. Die Gehaltszahlungen schnippen in unanständige Höhen und wir Endverbraucher fragen uns am Katzentisch, wohin das wohl führen mag.

Der König von Bayern warnt vor der Balkanschwemme. Er meint damit selbstverständlich nicht Menschen der Sorte Spitzenfußballer. Diese genial kickenden EU-Bürger Marke Stoitschkow oder Balakow sieht er naturgemäß gern im Trikot der Superbayern durch die europäische Freiheit toben. Die löhnen außerdem richtig fett Steuern und verbeißen sich nicht wie die Zecken in unseren Sozialstaat. Balkanschwemme meint die Sorte armer Wicht von der Straße. Jene drittklassigen EU-Bürger, die ohne Job wie die Heuschrecken über Deutschland kommen. Die nicht mal richtig Fußball spielen können, von Schafskopf spielen ganz zu schweigen.

Untergangsszenarien stehen schon immer gut im Kurs. Über dem WM-Jahr liegt längst der Schatten einer schwarzen Madonna. Die Fifa-Funktionäre sind schließlich nur Menschen. Wenn man Fußballspieler kaufen darf, warum nicht auch die Ausrichtung einer Weltmeisterschaft? Manch froher Botschafter (natürlich gegen ein gewisses Entgelt) des Fußballs darf im deutschen Fernsehen seine Version der Sklaverei in Katar verkünden. Ein schlauer Botschafter hält die Klappe. 11.000.000 Euro soll Guardiola kassiert haben, um für Katar als WM-Gastgeber Werbung zu machen. Es ist sicher nur ein Zufall, dass die katarische Botschafterdichte in Bayern besonders hoch ist. Katar, das Land wo Luxusuhren auf der Straße liegen, ist kein Vergleich mit diesen Hütchenspielerexporteuren vom Balkan, die in verkeimten Abrißhäusern pennen und sich mit den Ratten um die letzten Bissen balgen.

Den Luxus, noch Werte im Fußball zu haben, können sich heute offensichtlich nur Fans leisten. Obwohl die Mehrzahl der Profikicker einst den unteren Klassen angehörten, besteht die Ausübung des Berufs eines Profifußballers augenscheinlich darin, auf die eine oder andere Weise die soziale Stufenleiter hinauf zu klettern, wobei man sich sehr in acht nimmt und ja keine Grenzen überschreitet. Nie im Leben würden sie sich gegen etwas stellen, und wenn, dann gegen das, wogegen sich zu stellen opportun ist. Eine vulgäre Komödie.

Wenigstens Schlands Daueroptimist Schweini sendet frohe Botschaften vom Siechlager. Schweini weiß um seine Stärken und blickt voll Zuversicht in die Zukunft. Er kennt keinen Schmerz, keine Zweifel, keine Depression. Er ist immer 100 Prozent. Das ist KanzlerInnenmentalität. Er lächelt uns in den Tag, die wir trübtassig über das Wetter meckern, keinen Bock auf die tägliche Tretmühle haben und uns die Frage stellen, warum bei 8 Grad Plus nicht längst wieder Fußball gespielt wird.

Alles hat doch letzten Endes einen Sinn. Wir müssen jeden Tag zwischen gut und böse unterscheiden. Wem das nicht schmeckt, dem bleibt beispielsweise das wunderbar süffige bayrische Bier. In Bayern gibt es noch unzählige Brauereien, wo schwule Mönche fleißig für die Geschicke der Menschheit destillieren. Vielleicht kommt alles anders. Die Polizei erscheint beim nächsten brisanten ostdeutschen Derby in gebatikten Gewändern und wirft mit Wattebäuschchen nach jugendlichen Ultras. Diese antworten mit Liebesperlen und Blumenkränzen. Polizisten und Ultras streicheln sich liebevoll die Wange und flechten einander Blumen ins Haar. Über dem ganzen Spektakel kreisen keine Hubschrauber, nein! Eine Wolke weißer Friedenstauben in Herzform ist's und sie rührt die Innenministerkonferenz zu Tränen. Alle Innenminister nehmen sich an die Hand und singen: "Wie eine Blume am Winterbeginn, so wie ein Feuer im eisigen Wind, wie eine Puppe, die keiner mehr mag, fühl ich mich an manchem Tag."

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