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Sport: „Wir bleiben hart“

Streit zwischen Polen und der Fifa eskaliert

Spektakulärer Showdown in Polen. In bester Western-Manier hat Joseph Blatter dem polnischen Fußball-Verband ein Ultimatum gesetzt. Am Montag, um 12 Uhr mittags, muss die entmachtete Führung des polnischen Verbands wieder eingesetzt sein, droht der Fifa-Chef, oder die beiden nächsten WM-Qualifikationsspiele gegen Tschechien und die Slowakei würden als 0:3 verloren gewertet. Chancen auf eine Teilnahme an der WM 2010 hätte Polen dann kaum noch. Die Verantwortlichen in Polen denken allerdings nicht daran, sich dem Diktat des Fußball-Weltverbandes zu unterwerfen. „Wir bleiben hart“, sagte gestern Innenminister Grzegorz Schetyna.

Damit ist der Machtkampf zwischen der Fifa und Polen eskaliert. Auslöser war die Entscheidung des Sportministers Miroslaw Drzewiecki, die Verbandsführung um Präsident Michal Listkiewicz abzusetzen und durch einen unabhängigen Verwalter zu ersetzen. Grund waren, erklärte der Minister, „zahlreiche Unregelmäßigkeiten“. Gemeint ist ein Korruptionsskandal im polnischen Fußball. Dutzende Vereine sind verwickelt und es wird vermutet, dass mehrere Hundert Spieler, Trainer und Funktionäre gegen hohe Summen Begegnungen verschoben haben.

Angesichts der Ausmaße des Skandals schaltete sich sogar Innenminister Schetyna ein. Er forderte damals den Rücktritt von Listkiewicz. Davon wollte der Fußballboss aber nichts wissen. Auch in der Folgezeit profilierte sich der Verbandspräsident nicht gerade als großer Kämpfer gegen die Korruption – was ihm nun, vorerst, das Amt kostete.

Diesen Handstreich der polnischen Politiker sieht die Fifa als Angriff auf die Autonomie des Fußballs. „Wir akzeptieren den Eingriff in die Verbandshoheit nicht. Für uns ist die gewählte Führung um Präsident Listkiewicz weiterhin der Ansprechpartner“, sagte Blatter. Bereits 2007 war Polen einem Ausschluss vom Weltverband knapp entgangen. Damals hatte die Regierung die Geschäftsführung des nationalen Verbandes wegen des Korruptionsskandals ebenfalls entlassen, auf Druck der Fifa aber wieder eingesetzt. Dieses Mal scheinen Polen Korruptionsbekämpfer zum Äußersten entschlossen. „Man muss im Fußballverband für Ordnung sorgen, selbst wenn es die Qualifikation zur WM kostet“, zitiert die Tageszeitung „Dziennik“ einen Juristen aus dem Sportministerium.

Angesichts des Ultimatums hat Sportminister Drzewiecki angekündigt, in die Schweiz zu reisen, um dort der Fifa die Lage zu erläutern. Der Politiker weiß, dass für Polen viel auf dem Spiel steht. Wegen des Chaos ist nicht nur die Teilnahme an der WM 2010 gefährdet. Polen und die Ukraine könnten auch die Europameisterschaft 2012 verlieren.

Knut Krohn[Warschau]

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