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Sport: Zeit gewonnen

Warum Poss nur noch Eishockey-Nationaltrainer ist

Berlin - Eine Revolution braucht Ideen. Und vor allem Zeit. Erst recht die Revolution, die Greg Poss mit der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft vorhat. Im November deutete der US-Amerikaner beim Deutschland-Cup bereits an, was seine Auffassung vom neuen deutschen Spiel ist: Offensive statt Defensive. Sechs Jahre hatten die Deutschen unter Poss’ Vorgänger Hans Zach nur verteidigt, auf einmal sollte bei dem Turnier alles anders sein. Und es war anders. In zweierlei Hinsicht: Die deutsche Mannschaft spielte attraktives offensives Eishockey – und verlor alle vier Spiele. Poss wurde klar, dass er mehr Zeit braucht, um seine Ideen im Nationalteam umzusetzen. Das kann er nun nach dieser Saison: Er wird seinen Vertrag bei den Nürnberg Ice Tigers nicht verlängern und nur noch Bundestrainer sein.

„Der Deutsche Eishockey-Bund, meine Frau und die Ice Tigers werden bei meiner Entscheidung mitreden“, hatte Poss gesagt. Die Entscheidung ist gefallen. Der 39-Jährige teilte seinem Arbeitgeber in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit, „dass es für mich besser ist, wenn ich mich auf eine Sache konzentriere“. In Nürnberg waren sie von der Entscheidung überrascht. Wer verlässt schon freiwillig einen Klub, den er wie Poss gerade an die Tabellenspitze der DEL geführt hat? Und Hans Zach war schließlich auch nebenbei Klubtrainer. Poss wollte es ihm nachtun. Nun sagt er: „Ich hätte damit kein Problem gehabt, aber andere haben damit ein Problem.“ Die anderen, das sind seine Kollegen aus der DEL. Zuletzt war der Unmut über die Doppelfunktion von Poss groß gewesen. Für Poss ist die Situation jetzt einfacher: Welcher Trainer will ihm derzeit schon Details über sein im Nationalteam beschäftigtes Personal verraten, die Poss im Kampf um den Titel ausnutzen könnte?

Und außerdem: Für seinen nationalen Auftrag braucht Poss Zeit. Er will beim Deutschen Eishockey-Bund an der Basis anfangen. Als erste Maßnahme hat er ein Sommercamp für das U-20-Team anberaumt. Es findet im Juni 2005 statt. Mitten im Hochsommer, wenn andere Trainer Urlaub machen. Das ist typisch für den ehrgeizigen Poss, der die USA bei der WM 2004 als Assistenztrainer zur Bronzemedaille führte. „Seine Entscheidung für das Nationalteam zeigt, wie viel er erreichen will“, sagt Nationalmannschaftskapitän Stefan Ustorf von den Eisbären. Poss will eine erfolgreiche Revolution, nicht weniger.

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