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STEILPASS Frauen: Zeittotschlagen statt Boot Camp

Jens Kirschneck über den Bundesliga-Cup der Frauen

Die deutschen Nationalspielerinnen sind ja gerade im Boot Camp, „Full Metal Jacket“ ist nichts dagegen. Lehrgang reiht sich an Lehrgang, auf dass die Mannschaft im WM-Sommer die Mission Titelverteidigung erfüllen möge. Was aber ist eigentlich mit all den armen Seelen, die nicht zu jenem erlauchten Kreis gehören und die seit Mitte März ein Leben im Schatten führen, weil die Bundesliga wegen der extrem langen WM-Vorbereitungszeit so früh vorbei war wie nie? Trainieren die stumpf vor sich hin, machen Urlaub, gründen Familien gar?

Mitnichten. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit trägt das Fußvolk derzeit den „Bundesliga-Cup“ aus, eine Art „Fuji-Cup“ des deutschen Frauenfußballs, wenn sich an diese Sommerpausen-Folter im Männerbereich noch jemand erinnert. Dabei werden die Bundesligisten in zwei Sechsergruppen aufgeteilt und spielen jeder gegen jeden, anschließend treffen die Gruppensieger beim Endspiel in Ingolstadt aufeinander, wo sie sich am selben Tag beim WM-Testspiel Deutschland gegen Nordkorea auch noch die ansehen dürfen, die auf der Gewinnerseite des Lebens stehen. Kein Wunder, dass sich der „Bundesliga-Cup“ bescheidener Beliebtheit erfreut. „Pokal um die Goldene Ananas“ nennen ihn einige Trainer. Das Spitzenspiel Wolfsburg gegen Duisburg sahen neulich 87 Zuschauer. Und wer immer gerade im Boot Camp unter Feldwebel Silvia Neid die Krise kriegt, sollte daran denken, dass andere zur gleichen Zeit in Treuenbrietzen oder Kaltensundheim die Zeit totschlagen müssen. Das ordnet die Verhältnisse.

Jens Kirschneck schreibt an dieser Stelle über Frauenfußball. Stefan Hermanns blickt auf den deutschen Fußball und Markus Hesselmann beschäftigt sich in seiner Kolumne mit dem Ausland.

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