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Sport: Zu spät aufgestanden

Für einen neuen Vertrag bei Hertha BSC hätte Roberto Pinto früher so spielen müssen wie jetzt

Berlin. Vielleicht wäre die Geschichte ganz anders verlaufen, wenn Roberto Pinto am 23. August 2003 um kurz nach fünf den Fuß genommen hätte. Im Spiel bei Eintracht Frankfurt war der Portugiese in der 72. Minute eingewechselt worden, sieben Minuten später flog ein Flankenball von Fredi Bobic in den Frankfurter Strafraum, Pinto stand völlig frei, hob zum Flugkopfball ab und setzte den Ball neben das Tor. Das Spiel endete 0:0, und es dauerte noch ein weiteres Spiel, ehe die Berliner in dieser vermaledeiten Saison ihr erstes Tor schossen. Bei Roberto Pinto dauerte es sogar bis Anfang April, und wahrscheinlich ist das für ihn zu spät gekommen.

Am Ende der Saison läuft sein Vertrag bei dem Berliner Fußball-Bundesligisten aus, und Pinto, 25 Jahre alt, gibt sich offensichtlich keinen allzu großen Illusionen hin, dass er noch einmal verlängert wird. Bisher hat niemand von Hertha BSC mit ihm gesprochen, einen Termin für mögliche Verhandlungen gibt es ebenfalls nicht. „Ich gehe davon aus, dass ich in der nächsten Saison bei einem anderen Verein spielen werde“, sagt Pinto.

Vor ein paar Monaten wäre eine solche Aussage keine größere Überraschung gewesen. Doch inzwischen spielt Pinto bei Hertha regelmäßig in der Anfangself – zum ersten Mal, seitdem er vor knapp drei Jahren aus Stuttgart nach Berlin gewechselt war. In dieser Rückrunde unter Trainer Hans Meyer hat er schon so viele Tore geschossen wie in den fünf Jahren seit seinem Bundesligadebüt im April 1999: zwei. Meyer ist am Samstag nach dem 6:2- Sieg der Berliner gegen Borussia Dortmund gefragt worden, was er mit Pinto gemacht habe. „Gehen Sie mal davon aus, dass seine anderen Trainer in Stuttgart und bei Hertha alles Blinde waren“, hat Meyer geantwortet. Pinto habe ein überragendes Laufspiel gemacht, sagte Meyer. „Er ist in einer unglaublichen Art und Weise wertvoll für uns.“ Pintos Wert lässt sich nicht nur in Toren messen. Am Samstag spielte er auf der linken Seite, mit dem Auftrag, den Dortmunder Defensivverteidiger Evanilson in der Defensive zu beschäftigen. „Er hat ein richtig gutes Spiel gemacht“, sagte auch Manager Dieter Hoeneß.

Zu Fragen nach einer Vertragsverlängerung mit Pinto äußerte sich Hoeneß dennoch ausweichend: „Er hat sich auf jeden Fall gesteigert.“ Die Position des Vereins ist durchaus verständlich. Warum soll er einen Spieler weiter an sich binden, der seinen Wert zweieinhalb Jahre lang nur bedingt beweisen konnte? Möglicherweise erklärt sich Hoeneß’ Zurückhaltung auch aus der besonderen Situation des Vereins. Die Entscheidung im Fall Pinto muss er in Abstimmung mit dem neuen Trainer Falko Götz treffen, der erst im Juli sein Amt antritt. Als Götz vor zwei Jahren schon einmal Trainer bei Hertha war, stand Pinto in 13 Spielen nicht eine Minute auf dem Platz.

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