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Sport: Zukunftsmodell Vergangenheit

Es ist nun also an der Zeit, Abbitte zu leisten. Abbitte an das deutsche Tennis, das jahrelang zu Unrecht geschmäht wurde: weil es rückwärtsgewandt sei, vergangenheitsbesessen, unangemessen nostalgisch.

Es ist nun also an der Zeit, Abbitte zu leisten. Abbitte an das deutsche Tennis, das jahrelang zu Unrecht geschmäht wurde: weil es rückwärtsgewandt sei, vergangenheitsbesessen, unangemessen nostalgisch. Vor ein paar Jahren ist in Deutschland mangels anderer Attraktionen der Senioren-Schaukampf erfunden worden, eine sportlich minderwertige Show-Veranstaltung mit den alten Helden Beckergrafundstich, mit denen sich wenigstens noch ein paar Zuschauer für den einstigen Trendsport begeistern lassen. Die Kritiker aber mäkelten, dass die Zukunft des deutschen Tennis wohl kaum in seiner Vergangenheit liegen könne. Sie haben sich wohl getäuscht.

In Wirklichkeit haben die Deutschen einen Trend gesetzt, der sich nun international verfestigt. Tennis wird immer mehr zur Retroveranstaltung: Pat Cash, Wimbledonsieger von 1987, hat gerade sein Comeback im Doppel gegeben, John McEnroe, 46 Jahre alt, denkt darüber ebenso nach wie Monica Seles. Martina Navratilova, die im Oktober 50 wird, hat ohnehin nie aufgehört, auch Martina Hingis hat ihr Karriereende inzwischen wieder beendet. Die Schweizerin hat in dieser Woche nach drei Jahren Pause ihr erstes Turnier gespielt. Es sollte zunächst nur ein Test sein, ob sie mit der Weltspitze überhaupt noch würde mithalten können. Bisher ist dieser Test höchst erfreulich ausgefallen. Hingis hat auf Anhieb das Halbfinale erreicht, was einiges verrät über den Zustand des internationalen Tennis: Es mangelt offenbar nicht nur an schillernden Persönlichkeiten, sondern auch an sportlicher Klasse.

Auch in dieser Hinsicht ist das deutsche Tennis dem Rest der Welt einen Schritt voraus gewesen.

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