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Sport: Zwei Ganze und zwei Halbe

Die Formel 1 schaut in Melbourne auf ihre Debütanten

Aus wie vielen Teilnehmern besteht der Formel-1-Jahrgang 2008 eigentlich? Sind es nur zwei Neulinge, die am Sonntag beim Saisonauftakt in Melbourne an den Start gehen werden, oder doch vier? Oder zwei echte und zwei halbe? Unstrittig ein Debütant und dazu auch noch der mit dem bekanntesten Namen jedenfalls ist Nelson Piquet jr. Der 22-jährige Brasilianer, geboren übrigens in Heidelberg, ist der Sohn des dreimaligen Weltmeisters Nelson Piquet und steigt nach einem Jahr als Testfahrer bei Renault nun zum Stammpiloten auf. Das Junior hinter seinem Namen mag er im Übrigen nicht so gerne – lieber ist ihm die brasilianische Variante, „Nelsinho“ Piquet, der „kleine Nelson“: „Ich war in unserer Familie immer Nelsinho.“ Für sein Debütjahr bei Renault an der Seite des zweimaligen Weltmeisters Fernando Alonso hat er nur ein Ziel: „So viel lernen wie nur möglich.“ Auch Vater Piquet, der die Karriere seines Sohnes immer stark unterstützte, ist überzeugt: „Diese Saison neben Alonso ist doch das Beste, was ihm passieren kann. Er kann sich unglaublich viel abschauen – und niemand erwartet, dass er ihn auf Anhieb schlägt.“ Dass es bei Renault zu einem ähnlichen teaminternen Krieg kommt wie im vergangenen Jahr bei McLaren zwischen Alonso und Lewis Hamilton, ist nicht zu erwarten. Erstens hat Heimkehrer Alonso bei Renaults Teamchef Flavio Briatore eine ganz andere Stellung, zweitens trauen die wenigsten Piquet zu, konstant das gleiche Niveau zu erreichen wie Hamilton. Zumindest in der GP2 zeigte sich immer wieder, dass der Brasilianer zwar auf eine Runde extrem schnell sein kann, aber auch immer wieder relativ viele Fehler macht.

Schon mehr Erfahrung bringt Sébastien Bourdais mit seinen 29 Jahren mit, obwohl auch er noch keinen einzigen Rennkilometer in der Formel 1 hinter sich hat. Der Franzose, der bei Toro Rosso an der Seite von Sebastian Vettel endlich seine lang erhoffte Grand-Prix-Chance erhält, musste nach seinem Formel-3000-Meistertitel 2003 erst einmal den Umweg über die USA gehen. Dort gewann er viermal die Champcar-Serie: Bis jetzt sah es dennoch so aus, als hätte Vettel ihn zumindest bei den Testfahrten sicher im Griff gehabt. „Auf eine Runde ist Vettel schneller“, bestätigt Teamchef Franz Tost, „über die Distanz geben sie sich aber nicht viel.“ Außerdem müsse man Bourdais erst einmal eine Umgewöhnungszeit einräumen – angeblich hat er bis Mitte der Saison Zeit, das Niveau seines deutschen Teamkollegen zu erreichen. Um Sebastian und Sébastien in den teaminternen Meetings auseinanderzuhalten, adressiert Tost seine beiden Piloten entgegen den Grand-Prix-Gepflogenheiten übrigens mit den Nachnamen: „Ich sag Vettel und Bourdais, sonst gibt’s Durcheinander.“

Problemen ganz anderer Art sehen sich die halben Debütanten gegenüber. Kazuki Nakajima etwa durfte bisher gerade einmal ins Renncockpit des Williams, und zwar beim letzten Rennen 2007 in Brasilien. Es war eher ein Test, ob der 23-jährige Japaner, dem Motorenpartner Toyota mit 30 Millionen Dollar das Cockpit alimentiert, einigermaßen tauglich für die Formel 1 ist. Nakajima, dessen Vater Satoru ebenfalls Formel 1 fuhr, bestand – und machte auch bei den Wintertests neben der klaren Nummer eins Nico Rosberg gar keine so schlechte Figur. Seine Fehlerquote ist allerdings weiterhin hoch.

Immerhin vier Grand Prix hat Timo Glock schon bestritten. Dass der 26-Jährige trotzdem irgendwie zu den Debütanten zählt, liegt daran, dass das schon eine ganze Weile her ist. 2004 saß er im Jordan, fand aber in der nächsten Saison kein Cockpit mehr und musste den mühsamen Umweg über die USA und die Nachwuchsserie GP2 gehen. Mit dem GP2-Titel 2007 empfahl sich Glock als Nachfolger von Ralf Schumacher bei Toyota. Von dem hat er allerdings nicht nur den Job, sondern auch ein Problem geerbt: das Auto.

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