zum Hauptinhalt

Brandenburg: Abgekuppelt

Das Potsdamer Spaßbad wird zunächst womöglich nur in Teilen gebaut

Potsdam - Im Streit um die Finanzierung des auf dem Potsdamer Brauhausberg geplanten Freizeitbades werden immer neue Varianten diskutiert. Jetzt soll die aus DDR-Zeiten stammende Schwimmhalle erst einmal stehen bleiben und mit den Kuppeln für weitere Becken und Rutschen aus dem Entwurf des brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer verbunden werden. Der im Sommer vorgestellte Entwurf des Büros sah Gesamtkosten von rund 48 Millionen Euro vor. Die Schwimmhalle sollte olympischen Maßstäben entsprechen. Da Brandenburg nur 30 Millionen Euro Zuschuss zahlen wollte, wurden die Baukosten durch Verzicht auf einige Ausstattungen inzwischen auf 38,5 Millionen Euro reduziert.

Doch nun sperrt sich Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU), wie berichtet, selbst gegen die 30 Millionen Euro Fördermittel. Sie seien angesichts der finanziellen Lage im Land zu hoch. Außerdem fehlten Konzepte für den kostendeckenden Betrieb der Anlage. Die neue Variante mit der Erhaltung der alten Schwimmhalle ist noch nicht mit dem Büro Niemeyer diskutiert worden.

Der geplante Fertigstellungstermin des Potsdamer Spaßbades Ende 2007 kann jetzt kaum noch gehalten werden. Allerdings kam Junghanns der Stadt Potsdam auch entgegen: Die bisherige zeitliche Beschränkung für die Fördergelder, nach der das Bad bis zum 31. Dezember 2007 gebaut und abgerechnet sein musste, gelte nur noch eingeschränkt, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs. „Wir können bis ins Jahr 2008 hinein bauen und abrechnen.“

Jakobs und der Chef der Stadtwerke, Peter, kündigten nun an, die künftigen Planungen zuallererst mit dem Architekten Oscar Niemeyer abzustimmen. Dessen Neffe und engster Mitarbeiter João Niemeyer äußerte sich optimistisch, dass das Bad auch für rund 30 Millionen Euro gebaut werden könnte: „Das müsste möglich sein.“ Genaueres könne er jedoch noch nicht sagen, „weil ein Projekt wie dieses sehr komplex ist“.

Möglich ist aber nun auch, dass auf die Ausführung des Bades nach dem spektakulären Entwurf von Niemeyer ganz verzichtet wird. Dann würde es wohl eine komplette Neuausschreibung des Projektes geben.

Die Debatte um die Potsdamer Pläne hat die Diskussion über die Probleme der Brandenburger Badelandschaft wieder aufleben lassen. Bereits jetzt buhlen 16 große Anlagen im ganzen Land um Gäste. Überall kommen zwischen 30 bis 60 Prozent der Gäste aus Berlin. Und gerade in Potsdams Umgebung werden die Pläne der Landeshauptstadt mit Argwohn beobachtet. Ludwigsfelde eröffnet zu Ostern 2006 sein knapp 19 Millionen Euro teures Bad, das ohne einen Cent Fördermittel vom Land gebaut wurde. 220 000 Besucher im Jahr sind nötig, um die von der Stadt aufgenommenen Kredite zu tilgen. Nur 110 000 Gäste zählte die alte Schwimmhalle. Die Fläming-Therme im 30 Kilometer von Potsdam entfernten Luckenwalde rechnet mit einem Rückgang der Gäste um 20 Prozent, falls die Pläne in Potsdam in ihrer attraktiven Variante verwirklicht würden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false