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Bevölkerungsentwicklung: Berlins Umland lockt immer mehr Menschen an

Der Speckgürtel um die Hauptstadt wächst, während fast überall anderswo in Deutschlands Osten die Bevölkerung teils dramatisch sinkt. Das Bundesbauministerium erwartet bis 2025 eine Zunahme der Bevölkerung um über zehn Prozent.

Potsdam - Die Region rund um Berlin behält auch in den nächsten anderthalb Jahrzehnten ihre Ausnahmerolle im Osten Deutschlands. Denn nur im sogenannten Speckgürtel nimmt die Bevölkerung um zehn und mehr Prozent zu, während sonst fast überall die Einwohnerzahl teilweise dramatisch sinkt. Davon geht das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung in seiner Prognose aus, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Demnach gibt es im Zeitraum von 2005 bis 2025 ein leichtes Wachstum im Osten nur noch in Rostock, Leipzig-Halle, Dresden sowie in Jena und Umgebung. Für Berlin selbst sind sich die Wissenschaftler nicht ganz einig. Sie sagen eine Veränderung der Bevölkerungszahl zwischen minus und plus drei Prozent voraus, keinesfalls aber eine so starke Zunahme wie im Städtekranz zwischen Potsdam, Falkensee, Oranienburg, Strausberg, Königs Wusterhausen, Blankenfelde-Mahlow, Ludwigsfelde und Teltow.

Das Berliner Umland stellt wirklich eine Besonderheit dar“, sagte der Staatssekretär im Bundesbauministerium, Lütke Daldrup, bei der Erläuterung der Prognose. Zwar entstünden heute längst nicht mehr so viele Wohnungen wie in den neunziger Jahren, aber der anhaltende Flächenverbrauch durch Ein- und Mehrfamilienhäuser in der Peripherie Berlins sei schon bedenklich. „Gerade angesichts der steigenden Kraftstoff- und Energiepreise spielen die Kosten der Mobilität der Bewohner dieser Vorortsiedlungen eine immer wichtigere Rolle“, erläuterte Daldrup.

Das Bundesbauministerium fördere jedenfalls das Wohnen in den Städten, zumal die Menschen immer älter würden und sich kurze Wege zum Einkaufen, zum Arzt oder zum nächsten öffentlichen Verkehrsmittel wünschten. „Wir wollen uns nicht in die Raumplanung von Berlin und Brandenburg einmischen, aber der Wunsch nach einem Einfamilienhaus müsste auch innerhalb der Großstadt erfüllt werden können“, gab der Staatssekretär zu bedenken. Für die Sanierung alter Industriebrachen stelle das Ministerium viel Geld zur Verfügung. Außerdem könne Berlin bald über das Gelände von zwei riesigen ehemaligen Flughäfen verfügen.

Deutschlandweit gibt es nur wenige Gegenden, die ihre derzeitige Einwohnerzahl bis 2025 ebenfalls um mehr als zehn Prozent erhöhen. Spitzenreiter bleibt München vor Hamburg. Auch einzelne Regionen bei Bremen, Mainz, Stuttgart und Freiburg können sich auf Zuwächse einstellen.

Insgesamt aber dominieren die Minuszeichen. In den nächsten 17 Jahren sinkt laut Prognose die Bevölkerung Deutschlands um knapp zwei Prozent – von derzeit 82 Millionen auf nur noch 80,6 Millionen Menschen. Ohne die Zuwanderung aus dem Ausland wäre die Abnahme der Einwohnerzahl etwa drei Mal so stark. Als „dramatisch“ wird der Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen unter 30 Jahre eingeschätzt: im Osten um bis zu 40 Prozent. Darin spiegeln sich vor allem die noch immer nicht gestoppte Abwanderung junger Menschen in den Westen und die damit verbundene geringe Geburtenrate im Osten wider. „Das ist fatal, weil der Osten gerade eine Revitalisierung der Industrie erlebt, besonders auf dem Feld der erneuerbaren Energien“, sagte Daldrup. „Junge Leute brauchen vor allem eine Perspektive im Job und eine ordentliche Bezahlung.“ Dazu könnten Förderprogramme und Mindestlöhne beitragen.

Während die Jugend im Jahre 2025 also im Osten und auch in einigen westlichen Regionen fehlen wird, bestimmen dann die Alten das Bild. Die Zahl der über 60-Jährigen nimmt dank höherer Lebenserwartung um ein Viertel zu. In Brandenburg wird sich dann jeder Dritte im Rentenalter befinden, heute ist es jeder Fünfte.

Die Raumordnungsprognose 2025 steht unter www.bbr.bund.de

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