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Brandenburg: Bodengesellschaft: Brandenburger Gemischtwarenladen legt Bilanz vor

Die Brandenburgische Bodengesellschaft (BBG), einst allein zur Verwertung russischer Militärliegenschaften gegründet, scheint inzwischen der Gemischtwarenladen der Landesregierung zu sein: Man kann bei der Firma russische Radarstationen, verfallene Schlösser, idyllische Forsthäuser, ehemalige LPG-Ställe, ganze Wälder und Äcker kaufen, die bislang noch in Landesbesitz sind. Demnächst sollen auch Wohnungen hinzukommen.

Die Brandenburgische Bodengesellschaft (BBG), einst allein zur Verwertung russischer Militärliegenschaften gegründet, scheint inzwischen der Gemischtwarenladen der Landesregierung zu sein: Man kann bei der Firma russische Radarstationen, verfallene Schlösser, idyllische Forsthäuser, ehemalige LPG-Ställe, ganze Wälder und Äcker kaufen, die bislang noch in Landesbesitz sind. Demnächst sollen auch Wohnungen hinzukommen.

"Filetstücke hatten wir leider noch nie", sagte Geschäftsführer Joachim Klinke, als er gestern in Potsdam die BBG-Jahresbilanz 2000 vorstellte. Danach hat das Unternehmen im Vorjahr einen Überschuss von 6,9 Millionen Mark erwirtschaftet. "Diese Landesgesellschaft befindet sich in stabiler wirtschaftlicher Lage. Wir haben bisher auch keine Kredite aufnehmen müssen", versicherte Klinke. Eine Ausnahme, so scheint es, unter den märkischen Staatsfirmen.

Die Brandenburgische Landgesellschaft (BLG) ging ja bereits vor einigen Jahren in Liquidation. Die Bodengesellschaft versucht, die BLG-Immobilien in den Dörfern zu verwerten, um das 50-Millionen-Loch zu minimieren. Oder die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG), die in den letzten zwei Jahren rund einhundert Millionen Mark in den Sand setzte. Wolfgang Heitmann, einer der beiden Ex-LEG-Geschäftsführer, war deshalb vor geraumer Zeit abgelöst worden. Dass er dafür den gleichen Job "trotz Inkompetenz" (ein CDU-Politiker) nun just bei der BBG bekam, läßt Parlamentarier von "Versorgungslösung" sprechen. "Vielleicht wissen manche Leute zu viel?", vermutet etwa der SPD-Abgeordnete Lothar Kliesch.

Verkauf wird schwieriger

Über die Gründe, warum die Schwesterfirmen ins Trudeln gerieten, will Geschäftsführer Klinke nicht spekulieren: "Es gibt auf dem Immobilienmarkt eine Weisheit: Erst rechnen, danach handeln. Und nicht umgekehrt" Allerdings ist auch die Bodengesellschaft nicht unumstritten. So beobachten die PDS-Opposition, aber auch CDU-Politiker mit Sorge, dass aus der BBG mit der ständigen Ausweitung ihrer Geschäftsfelder in aller Stille eine "zweite LEG" herangewachsen ist, mit schwer kalkulierbaren Risiken. Die Verwertung der WGT-Flächen bleibe die Kernaufgabe, versichert dagegen das Unternehmen.

Von den einst 100 000 Hektar sind noch 58 000 im Bestand. Klinke macht keinen Hehl daraus, dass der Verkauf der Rest-Flächen schwieriger werde. Aus den Erlösen (seit 1995 rund 630 Millionen Mark), so das Prinzip, hat die BBG die Sanierung von Altlasten, den Abriss von Ruinen, die Beseitigung von Kampfmitteln oder auch die Anlage von Rad- und Wanderwegen zu finanzieren - und ihre eigene Existenz.

Besonders diese Konstruktion der "Selbstversorgung" ist Kliesch ein Dorn im Auge. Diese führe dazu, dass die BBG schon aus Eigeninteresse selbst in Zeiten, wo die Immobilienpreise im Keller sind, Landesgrundstücke "zu Dumpingpreisen" verkaufe. Kliesch: "Eine Geldvernichtungsmaschine."

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