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Brandenburg: Der Fall Ulrike: Die Polizei sucht einen neuen Zeugen

In ihrer Suche nach der seit dem 22. Februar vermissten Ulrike Brandt aus Eberswalde fahndet die Polizei nach einem blauen Pick-up-Auto vom Typ Nissan.

In ihrer Suche nach der seit dem 22. Februar vermissten Ulrike Brandt aus Eberswalde fahndet die Polizei nach einem blauen Pick-up-Auto vom Typ Nissan. Das geländegängige Fahrzeug mit einer Pritsche soll ein Berliner Kennzeichen haben und einen silbernen Aufbau besitzen. Diese Angaben machte ein Zeuge, der das Auto am Tag des Verschwindens des 12-jährigen Mädchen auf der Straße zwischen dem Eberswalder Ortsteil Finow und Biesenthal gesehen haben will.

Auf dieser Straße ist nach der Version der Polizei der mutmaßliche Entführer zwischen 15 Uhr 30 und 21 Uhr mit einem VW Polo weggefahren. Voraus ging ein Unfall des 20- bis 25-jährigen Mannes mit dem Mädchen, das mit dem Rad vom Elternhaus in eine Sporthalle unterwegs war. "Wir können einen unmittelbaren Zusammenhang des blauen Autos mit dem Fall Ulrike noch nicht herstellen", sagte Polizeisprecher Gerald Pillkuhn. Bis jetzt handele es sich nur um einen Hinweis eines Bürgers. Deshalb werde der Autofahrer auch nicht als der Entführer des Mädchens gesucht, sondern als möglicher Zeuge des Tathergangs.

Den ganzen Tag über suchten wieder rund 530 Polizisten aus Brandenburg und benachbarten Bundesländern in dem Gebiet zwischen Eberswalde und Bernau nach möglichen Spuren von Ulrike. Unterbrochen wurden die Aktionen nur für rund zwei Stunden am Nachmittag. Zwischen 14 Uhr und 16 Uhr flogen Tornado-Jets der Bundeswehr mit Spezialkameras einen zweiten Einsatz über der Umgebung von Bernau. Ihre Runden drehten sie auch über die nördlichen und östlichen Berliner Außenbezirke. Allerdings dienten die Schleifen wohl nur dem richtigen Anflug über die vorher festgelegten Flächen.

Die Luftbildkameras der Kampf-Jets registrieren anhand von Temperaturunterschieden jede Veränderung auf dem Erdboden. Die Ermittler erhoffen sich dadurch Hinweise auf Grabungen, Verstecke mit Personen oder abgebrochene Zweige zur Tarnung einer Höhle oder eines Verschlages. Beim ersten Einsatz in der vergangenen Woche waren insgesamt 24 Verdachtsflächen festgestellt worden, die die Polizei nach und nach absuchte - erfolglos.

Auffällig war der lange Einsatz der Tornados rund um Bernau. Obwohl die Polizei aus taktischen Gründen, wie es hieß, nichts dazu sagte, waren die Gründe dafür offensichtlich. Am Ortsrand der Kleinstadt war der VW Polo, in den der junge Mann offensichtlich Ulrike gezerrt hatte, ausgebrannt aufgefunden worden. Im Wageninneren fanden sich Teile des Rucksackes, einer Haarspange und der Trinkflasche des Mädchens. Möglicherweise hat der Täter seine Entführung nach dem Abfackeln des Wagens fortgesetzt.

In Finow und Umgebung machen unterdessen Gerüchte die Runde. Angeblich sollen die Eltern von Ulrike im telefonischen Kontakt mit dem unbekannten jungen Mann stehen. Das dementierte die Polizei am Nachmittag. Außerdem hielten es Einwohner für unwahrscheinlich, dass sich das Mädchen noch in der Umgebung von Finow aufhält. "Falls das Mädchen wirklich noch irgendwo versteckt wird, müsste es doch versorgt werden", sagte ein Mann aus Finow. "Aber nicht nur am Tage ist die Polizeipräsenz doch riesengroß. Da fällt jede Bewegung doch auf." Polizeisprecher Pillkuhn bestätigte jedoch nur, dass sich zahlreiche Polizisten in Zivilkleidung in der Gegend aufhalten.

Bei den Einsatzkräften selbst war eine Ermüdung auch am elften Tag der Suche nicht zu spüren. "Wir gehen schon an unser Limit", sagte eine BGS-Beamtin aus Schwerin. "Aber so lange noch Hoffnung für das Kind besteht, gibt es keine Pause." Auch am heutigen Dienstag werden wieder mehr als 500 Beamte die Gegend nach Spuren von Ulrike durchkämmen.

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