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Babelsberg

© dpa

Dreharbeiten in Babelsberg: Auf den Spuren eines Helden

Tom Cruise bereitet sich auf die Rolle als Stauffenberg vor. In Babelsberg hämmern schon die Kulissenbauer.

Genau eine Woche hat Tom Cruise noch Zeit. Eine Woche, um auf den Spuren des Mannes zu wandeln, in den er sich für die nächsten 15 Wochen vor der Kamera verwandeln will: Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Am Montag ist Hollywood-Superstar Cruise in Berlin eingetroffen, wo er im Hotel „Regent“ am Gendarmenmarkt wohnt. Am Donnerstag kommender Woche soll die erste Klappe für den Film „Valkyrie“ fallen.

In Babelsberg entstehen schon die Kulissen für den 80-Millionen-Dollar-Film des US-Studios United Artists und dem deutschen Koproduzenten Studio Babelsberg, der die Geschichte Stauffenbergs und des Plans der Verschwörer vom 20. Juli 1944 erzählt – der Plan trug den Codenamen „Walküre“. Im Wald bei Königs Wusterhausen wird bereits das Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ nachgebaut. In Babelsberg sind Aufnahmen außer in den Studiohallen auch in der Kulissenstraße „Berliner Straße“ geplant – auch „Sonnenallee“ wurde hier schon gedreht oder der „Pianist“ von Roman Polanski. An Drehtagen sollen in Babelsberg bis zu 500 Mitarbeiter mit „Valkyrie“ beschäftigt sein, sagt der Finanzvorstand des Studios, Marius Schwarz.

Vor allem aber sollen so viele Szenen wie möglich an Originalorten in Berlin und Potsdam entstehen. „Je mehr wir an authentischen Orten drehen können, desto authentischer wird der Film“, sagt Babelsbergs Vize-Chef Christoph Fisser. Und: „Es sieht so aus, als ob wir überall da drehen können, wo wir drehen wollen.“ Nur im Bendlerblock, dem Ort, an dem Stauffenberg nach dem Scheitern des Anschlags auf Hitler hingerichtet wurde, ist der Dreh wie berichtet, nicht möglich. Die Entscheidung des Bundesfinanzministeriums, dort keine Aufnahmen zu erlauben, habe das Studio aber akzeptiert.

Doch die genaue Liste der Orte, an denen Tom Cruise und Crew bis Ende Oktober drehen werden, wird im Studio Babelsberg gehütet wie ein Staatsgeheimnis. Aber Tom Cruise dürfte sie kennen, und Insider halten es für wahrscheinlich, dass er sich in Vorbereitung des Films tatsächlich noch persönlich auf die Spuren des Hitler-Attentäters in Berlin und Potsdam begibt. So gibt es in Potsdam nahe dem Park Sanssouci etwa eine Villa, wo die Attentäter vorübergehend den Sprengstoff lagerten, der den Diktator in die Luft jagen sollte. Cruise sei fasziniert von der Persönlichkeit Stauffenbergs, sagt Babelsbergs Vize-Chef Fisser. „Er ist ein Held für Tom Cruise, das will er auch verkörpern“, sagt Fisser. Außerdem gebe es ein „exakt recherchiertes Drehbuch“. Regisseur Bryan Singer („Superman Returns“) und Drehbuchautor Christopher McQuarrie – er bekam für „Die üblichen Verdächtigen“ einen Oscar – planten die Verfilmung bereits seit Jahren. Studio Babelsberg habe sich auch „aufgrund des Drehbuchs entschieden, als Koproduzent mitzumachen“, sagt Fisser. „Valkyrie“ sei zudem eine immens wichtige Produktion für den Filmstandort – mit herausragender Besetzung auch neben Tom Cruise: Kenneth Branagh soll Henning von Tresckow spielen, Carice van Houten Stauffenbergs Ehefrau, dabei sind auch die deutschen Schauspieler Thomas Kretschmann und Christian Berkel. Aus dem Deutschen Filmförderfonds (DFFF) fließen 4,8 Millionen Euro in den Cruise-Film. Eine Entscheidung, die trotz öffentlicher Kritik nicht mehr rückgängig zu machen sei, wie ein Sprecher von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) sagte.

Zur finanziellen Abwicklung hat das Studio für „Valkyrie“ eigens eine Tochterfirma in der Berliner Friedrichstraße gegründet, die „Achte Babelsberg GmbH“ – für die achte große Filmproduktion. „Das machen wir bei jeder größeren Produktion, weil die amerikanischen Partner das möchten“, sagt Finanzvorstand Schwarz.

Auch die amerikanischen Produzenten haben sich mit dem Drehverbot im Bendlerblock abgefunden. Wenn es auch Irritationen gebe, wie es in Babelsberg heißt. Schließlich waren 2003 einer ARD-Spielfilmproduktion Filmaufnahmen im Bendlerblock gestattet worden – und für Tom Cruise ist es bereits die zweite Absage in Berlin: Für „Mission: Impossible III“ durfte er nicht in der Reichstagskuppel drehen. Die Folge: Der Action-Streifen wurde überhaupt nicht mehr in der Hauptstadt produziert. Doch bei „Valkyrie“ seien Produzenten und Regisseur fest entschlossen, ihren Film hier zu machen. „In Anbetracht des historischen Hintergrunds war Deutschland der einzige Ort, den wir für die Dreharbeiten ernsthaft ins Auge gefasst haben“, sagt Paula Wagner von United Artists.

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