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Brandenburg: Durch Sanssouci via Satellit

Der Park bietet den Besuchern jetzt Audio-Führungen ohne vorgeschriebene Bahn an – dank GPS-Technik

Potsdam - Was den Autofahrer auf Touren durch die Fremde schon länger den Weg weist, soll ab heute auch den Spaziergänger durch den Park Sanssouci führen: ein satellitengestütztes Navigationssystem. Er kann sich die Geräte mit einem Bildschirm von der Größe einer Zigarettenschachtel umhängen und damit ganz individuell auf Entdeckungssuche gehen. Die Stimme aus dem kleinen Lautsprecher oder den Kopfhörern stammt allerdings nicht wie im Auto von einer anonymen Dame, sondern von drei Schauspielern. Sie lassen an den 19 Stationen des Rundganges drei historische Persönlichkeiten auf unterhaltsame Weise zu Wort kommen: Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, der Architekt Friedrichs des Großen, Joachim Ludwig Heydert, Hofgärtner desselben, und seine Majestät Friedrich Wilhelm IV., der im 19. Jahrhundert wesentlich Sanssouci gestaltete, geben historische Erläuterungen und Episoden zum Besten.

Geradezu euphorisch kehrte der Generaldirektor der Stiftung Schlösser und Gärten, Hartmut Dorgerloh, gestern von einer eigenen Testrunde zurück. „Das ist wirklich spannend“, bekannte er. „Man folgt den Spuren der Preußenkönige und wird dabei von Satellitensignalen aus 20 000 Kilometern Höhe dirigiert.“ Das hätte sich der Alte Fritz bestimmt nicht träumen lassen, „aber es würde ihm bestimmt gefallen“, sagte Dorgerloh. Er kenne weltweit keinen anderen Park, durch den sich die Besucher mit Hilfe von GPS (Global Positioning System) navigieren könnten.

Tatsächlich bietet die neue Technik viele Vorteile, wie ein Rundgang zwischen Schloss und Orangerie zeigt. Im Unterschied zu einer Gruppenführung oder einer Broschüre kann sich der Gast hier einen eigenen Rundgang wählen. Die ausklappbare Antenne am Gerät hält stets den Kontakt zu den Satelliten, ein Fadenkreuz auf dem Bildschirm zeigt immer den genauen Standort. Befinden sich ein historisches Bauwerk oder eine Gartenanlage in der Nähe, beginnen die drei Stimmen automatisch mit ihren Geschichten. Ein Knopfdruck genügt, um den Geländeplan in einem größeren Maßstab erscheinen zu lassen. „Wir haben die Bedienung so einfach wie möglich gehalten“, sagt Geschäftsführer Thomas Schwarz von der Firma „iGuide Kulturaufnahme“ aus Thüringen. „Insgesamt müssen die Knöpfe nur drei- oder viermal bedient werden. Das schaffen auch Menschen ohne große Technikerfahrung.“

Angelegt ist der Rundgang durch den östlichen Teil des Parks auf 60 bis 90 Minuten. Wer nicht so viel laufen will, kann sich mit dem Gerät auch einfach auf eine Parkbank oder ins Restaurant setzen und sich die Erklärungen dort anhören.

Vorerst stehen zehn „Audioguides“ zur Ausleihe bereit. Sie können für fünf Euro im Besucherzentrum in der Nähe der Historischen Mühle ausgeliehen werden. Es ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Für einen zusätzlichen Euro gibt es ein zweites Kopfhörerpaar, damit sich zwei Besucher ein Gerät teilen können. Bei der Ausleihe muss entweder der Personalausweis oder der Reisepass hinterlegt werden.

Wenn sich das neue Angebot bewährt, plant die Schlösserstiftung die Anschaffung weiterer Geräte und die Übersetzung der Texte in Fremdsprachen. Auch andere Gärten in Potsdam und der Charlottenburger Schlossparks sollen möglicherweise diesen Service erhalten. Eine Winterführung durch den Park Sanssouci ist in Vorbereitung – da dann viele Skulpturen unter den schützenden Holzkisten nicht mehr zu sehen sind.

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