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Brandenburg: Ein Ausflug mit Schrecken

In Kemnitz wurden am Wochenende Berliner Schüler überfallen. Jetzt sind viele in dem Ort tief geschockt

Kemnitz. Nachdem eine Berliner Schulklasse in einer Bungalowsiedlung in Kemnitz bei Werder überfallen wurde, steht der kleine Ort unter Schock. „Wir haben Angst“, lautete gestern der meist gehörte Satz in den Gesprächen der Einwohner. Der Angriff ließe auf eine organisierte Bande schließen, hieß es. Die könne jederzeit wiederkommen. Auf die Aussage der Polizei, dass so ein Vorfall in der Vergangenheit in der Gegend noch beispiellos ist, folgte oft skeptisches Kopfschütteln. Bei früheren Einbrüchen in andere Bungalows im Ort seien die Täter mit Gewalt vorgegangen. „Bei uns haben sie mit Äxten eine Holzwand regelrecht kurz und klein geschlagen, um ins Innere zu gelangen“, erzählte eine Frau.

Die Polizei suchte gestern nach möglichen Hinweisen auf die zehn bis 15 Täter, die mit Eisenstangen und Baseballschlägern in die Bungalowsiedlung eingedrungen waren. Fährtenhunde nahmen im Haus des Überfalls Spuren auf, die verloren sich aber auf der Straße. „Wir vermuten stark, dass die Täter mit mehreren Autos an- und wieder abgefahren sind“, sagte der Dienstgruppenleiter der Brandenburger Polizei, Andreas Wendland. Bis gestern Abend hatte die Polizei nach zwar einige Vermutungen, aber noch keine konkrete Spur zu den Tätern. Der Chef der betroffenen Pension „An der Eiche“ wollte gegenüber der Presse keine Angaben über das Tatgeschehen machen. Es werde „ohnehin alles falsch dargestellt“, meinte er und berief sich auf eine Vereinbarung mit der Polizei. Die wusste allerdings nichts von einem angeblichen Maulkorb für den Wirt. „Wir können dem doch nicht die Gespräche mit Journalisten verbieten, so der vor Ort ermittelnde Polizeibeamte. Gestern standen alle Bungalows mit rund 80 Betten leer. Anwohner aus der Nachbarschaft erzählten von erheblichen Auseinandersetzungen zwischen den Angreifern und Gästen einer Hochzeitsfeier. Die hätten sich den rund zehn bis 15 Personen in den Weg stellen wollen. „Als einer die Polizei vom Gastraum aus rufen wollte, wurde der daran gehindert“, berichtete der Zeuge.

Die Angst in dem Gebiet zwischen Potsdam und Brandenburg vor den Schlägern ist deshalb so groß, weil sich viele Einwohner noch an die vorjährige Überfallserie auf Campingplätzen im südlichen Mecklenburg erinnern. Die konzentrierte sich damals gezielt auf Ausländer, darunter auf Kinder und Jugendliche. In Kemnitz schloss die Polizei gestern einen fremdenfeindlichen Hintergrund des Überfalls vorerst aus.

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